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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wegwischen, doch als er sie berührte, sammelte sich die Schwärze an der schwieligen Außenseite seines Fingers. Ihre Haut ... oh, ihre Haut war kühl und fest, zugleich aber so zart, dass seine Zunge sich danach verzehrte, über diese Haut zu streichen und sie zu kosten.
    »Sie weinen schwarze Tränen«, sagte er und stellte fest, dass seine Stimme ungewohnt belegt klang.
    »Ich weine nicht!«, gab sie zurück und schlug seine Hand weg, wobei die schwarze Farbe auf ihrer Wange verschmiert wurde. Fasziniert sah er sie an, bis ihm bewusst wurde, dass es sich um Schminke handelte, die sich im Regen aufzulösen begann. Er hatte davon gehört, dass französisch-kreolische Ladys sich schminkten, aber gesehen hatte er das bislang nur bei den Schauspielerinnen und Operndiven im Theater. Mademoiselle Bonneval dagegen musste nicht auf solche Kniffe zurückgreifen, das konnte er ihr deutlich ansehen. Dass nun diese Schminke zerfloss, wirkte auf ihn erheiternd, auf eine gewisse Weise aber auch anrührend, weil es ihn an einen traurigen Clown erinnerte.
    »Hören Sie, es tut mir leid, dass Sie gegen Ihren Willen verheiratet werden sollen«, sagte er so sachlich, wie er konnte. »Aber ich kann daran nichts ändern. Ich wurde angeheuert, um einen Auftrag zu erledigen, mehr nicht.«
    »Es tut Ihnen leid?«, wiederholte sie, wobei ihre Augen glühten. »Ich spucke auf herzloses Leid, auf ein Leid, das zu beenden Sie nicht einmal versuchen wollen.«
    Den Teufel würde er tun. Seine Aufgabe war es lediglich, sie zu ihrer Hochzeit zu begleiten, und was dann kam ...
    Nun, was dann kam, da konnte er für nichts garantieren.
    »Tun Sie, was Sie tun müssen, Mademoiselle Bonneval. Aber für mich ist nur Ihr Vater derjenige, der mich aus unserer Vereinbarung entlassen kann.« Er setzte seinen Hut auf und rückte ihn zurecht, ehe er eine knappe Verbeugung beschrieb. »Bis dahin freue ich mich schon auf unsere gemeinsame Reise.«
    Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und ließ sie im Regen stehen. Die Versuchung, sich zu ihr umzudrehen, war groß und wurde mit jedem Schritt stärker, doch er blieb standhaft und ging weiter. Gleichzeitig wuchs seine Entschlossenheit, die Lady nach Mexiko und zu Jean Pierre Rouillard zu bringen — und wenn es das Letzte war, was er tun würde.
    Und wenn das erledigt war ...
    Nun, wenn das erledigt war, würde er endlich seinen eigenen Weg gehen können. Dann wäre alles anders und die Lady wohl froh darüber, dass ein Ignorant aus Kentucky mit einem abscheulichen Akzent bereit war, ihr zu helfen.

Drittes Kapitel
    Sonia durchschritt den von Säulen flankierten Eingang zum Hotel Saint Louis und blieb unter der hohen Bleiglaskuppel der berühmten Rotunde stehen. Mondlicht fiel durch das riesige Glasgebilde in über sechzig Fuß Höhe und sorgte trotz der Gaslampen auf dem Marmorfußboden für ein farbenprächtiges Muster. Dutzende von Menschen eilten im Foyer umher — hauptsächlich Männer, auch wenn ein paar von ihnen in Begleitung von Ladys in Abendkleidern waren. Ihre Stimmen wurden von den ebenfalls mit Marmor verkleideten Wänden des großzügig geschnittenen Rundbaus zurückgeworfen und vermischten sich mit den Klängen eines Streichquartetts im ersten Stock, das eine solche Geräuschkulisse erzeugte, dass man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte. Sonias Tante Lily flüsterte ihr etwas zu, während sie sich an ihrem Arm festhielt, doch obwohl ihr Atem über Sonias Ohr strich, hatte sie keine Ahnung, was ihre Tante da redete.
    Vor ihnen lag die breite Treppe, die hinauf in den ersten Stock und damit zum Ballsaal führte, einem der schönsten in der ganzen Stadt. Sie bewegten sich auf diese Treppe zu und hielten sich ständig vor Augen, dass wegen des stützenden Krinolins in ihren Röcken ein breiter freier Weg vonnöten war, wenn sie vorankommen wollten. Im Foyer hing ein Geruch, eine Mischung aus kaltem Zigarrenrauch und Schweiß, die daran erinnerte, dass dieser Ort für gewöhnlich Schauplatz geschäftlicher Angelegenheiten war, an dem man jeden zweiten Samstag Auktionen veranstaltete. Gehandelt wurde dort alles von Aktien und Pfandbriefen, über Land und
    Eigentum bis hin zu Schiffsladungen und Sklaven. Sonia rümpfte darüber die Nase, gleichzeitig hob sie ihre Röcke weit genug an, um den Fuß auf die erste Stufe der Treppe zu setzen.
    »Da drüben. Hast du gesehen?« Tante Lily zog ruckartig an ihrem Arm und redete hastiger auf sie ein. »Sieh jetzt nicht hin, aber ich bin mir

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