Duell der Leidenschaft
müssen mich und keine andere zu Ihrer Frau nehmen.«
Er machte eine verbissene Miene. »Die Vereinbarung sagte mir zu, als sie getroffen wurde, mehr müssen Sie nicht wissen. Ob sie mir jetzt noch gefällt, ist eine andere Sache.«
Offenbar hatte er seine Fassung ebenso wiedererlangt wie seine männliche Arroganz. Das war kein gutes Zeichen. Sonia stand auf und griff nach einem Fächer, der auf dem Toilettentisch lag, öffnete ihn und betrachtete interessiert die über die Holzstäbchen gespannte und grobschlächtig bemalte Baumwolle. »Ich bin sicher, Sie werden es mir sagen, wenn Sie sich entschieden haben«, meinte sie beiläufig.
»Das hängt von Ihren Antworten auf meine Fragen ab. Ich verlange zu erfahren, was sich zwischen Ihnen und Kerr Wallace abgespielt hat, als Sie ohne Anstandsdame unterwegs waren.«
»Sie verlangen es?«, wiederholte sie mit sanfter Stimme und hielt den Fächer in gespielt koketter Manier vor den Mund, um ihn darüber hinweg anzusehen.
»Es ist mein Recht, das zu erfahren.«
»Wären Sie nach New Orleans gekommen, um mich aufzusuchen und in der üblichen Form um meine Hand anzuhalten, und hätten wir in der Kirche unser Ehegelübde abgelegt und uns dann gemeinsam auf diese tragische Seereise begeben, dann müssten Sie mir jetzt nicht diese Frage stellen.«
»Und natürlich wären Sie außer sich vor Freude gewesen über meinen Antrag«, spottete er. »Vor fünf Jahren wollten Sie mir nicht einmal einen Platz auf Ihrer Tanzkarte zugestehen.«
Erst in diesem Augenblick erinnerte sie sich an den Zwischenfall. Er hatte sie wie eine Fliege umschwirrt und jeden ihrer höflichen Versuche ignoriert, ihm aus dem Weg zu gehen. Schließlich war sie gezwungen gewesen, zu einer höflichen Lüge, dass sie alle Tänze Bernard versprochen hatte, zu greifen, was er offenbar bis heute nicht verwunden hatte. Wäre der Vorfall für sie nicht so völlig unbedeutend gewesen, hätte sie vielleicht geahnt, dass er ihn ihr nachtragen würde.
»Ist das der Grund, weshalb Sie sich an meinen Vater wandten? Um mir heimzuzahlen, dass ich nicht mit Ihnen tanzen wollte?«
»Neben der Tatsache, dass er mir diesen Gefallen kaum hätte abschlagen können.« Selbstzufrieden lächelte er, verschränkte die Hände auf dem Rücken und wippte auf den Hacken auf und ab.
... kaum hätte abschlagen können ...
Dieser Satz eröffnete eine ganz neue, verblüffende Möglichkeit. Konnte es etwa sein, dass ihr Vater sie gar nicht hatte loswerden wollen? Dass er nicht glücklich war über diese arrangierte Heirat? »Was meinen Sie damit?«
»Nur, dass er ein Gesellschafter — wohlgemerkt ein stiller Gesellschafter —in meinem Importunternehmen ist. Er ging die Vereinbarung bereitwillig ein, weil er kein Problem mit schmutzigen Geschäften hat. Dass ich sein Schwiegersohn werden würde, war nur der nächste Schritt. Ich war mir sicher, er würde nichts unternehmen, um den Ehemann seiner Tochter in Misskredit zu bringen, denn mein Ruin wäre auch der Ihre.«
»Warum sollte er Sie in Misskredit bringen wollen?«
»Nichts, was Ihre Sorge sein muss. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit über verschiedene Waren, die verschifft werden sollten. Letztlich konnte ich ihn zu der Einsicht bringen, dass er bei einer genaueren Untersuchung aufgrund seines Reichtums und seiner gesellschaftlichen Stellung viel verdächtiger dastehen würde als ich. Wer würde schon glauben, dass nicht er der Kopf hinter diesem Plan war.«
Sonia starrte ihn an, während die Enthüllung ihr einen Schauer über den Rücken jagte. »Die Gewehre«, flüsterte sie.
»Sie wissen davon?« Er sah sie erstaunt an und warf Tante Lily einen gehetzten Blick zu. »Aber wieso auch nicht. Ja, genau. Schließlich sprach ja Tremont davon, dass Wallace sie entdeckt hatte.« Er kam näher und legte seine fleischige, feuchte Hand um ihren Unterarm. »Was hat er Ihnen sonst noch gesagt? Und was haben Sie gemacht, während dieser amerikanische Bastard über meine Geschäfte redete?« Er drehte ihr Handgelenk brutal um. »Haben Sie sich ihm hingegeben? War es das?«
Ein brennender Schmerz bahnte sich seinen Weg bis in
Sonias Ellbogen, und sie beugte sich zur Seite, damit der Schmerz etwas nachließ. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich Tante Lily vom Schrank wegdrehte und auf sie zukam. »Sie müssen ja verrückt sein!«
»Was erwarten Sie, wenn meine Verlobte tagelang allein mit einem Fremden unterwegs ist und nicht auf eine einzige, einfache Frage antworten kann?
Weitere Kostenlose Bücher