Duell der Leidenschaft
Keuchen begleitet über die Lippen, da eine weitere Welle das Schiff in Schräglage brachte und Sonia sich mit beiden Händen an seinem Arm festklammern musste.
»Ich habe nicht vor zu scheitern.«
»Monsieur Tremont machte eine interessante Feststellung. Er sagte, Sie seien nicht der Mann, der allein des Geldes wegen einen solchen Auftrag annimmt. Wieso wollen Sie also nach Mexiko?«
»Ich schlage vor, dass Sie darüber auch mit Tremont reden.« Er spannte die Armmuskeln an, um zu verhindern, dass sie ihm entglitt, wobei er jede Stelle, an der ihre Fingerspitzen auf seinem Arm lagen, so deutlich wahrnahm, als würde sie in Flammen stehen.
»Ich würde sagen, das ist eine Ausflucht.«
»So wie auch Ihre Frage, wollen Sie sagen? Ich habe geschworen, nicht unwirsch zu sein, aber mich würde schon interessieren, wie Sie mit Tremont und einer umgekippten Bank zusammen auf dem Boden landen konnten.«
»Das war ein reines Missgeschick. Oh!«
Sie stieß den überraschten Ausruf aus, da das Schiff nun in die entgegengesetzte Richtung geworfen wurde und sie mit Kerr zusammenstieß. Dabei befreite er seinen Arm und legte ihn um ihre Taille, damit er Sonia besser an sich drücken konnte. Ein flüchtiger Verdacht überkam ihn, dass sie diesen Moment genutzt hatte, um ihn abzulenken. War es möglich? Hatte sie es so inszeniert, dass sich die Umarmung von vor einigen Nächten wiederholte?
Er wusste es nicht, und es kümmerte ihn auch nicht, da er genug damit zu tun hatte, seine Schultern gegen die Wand zu drücken und sich breitbeinig hinzustellen, damit er Sonia zwischen seinen Schenkeln eingeklemmt halten konnte, während die See versuchte, das Schiff unter Wasser zu ziehen. Seit ihrem letzten derartigen Kontakt hatte er etwas gelernt, und auch, seit er sie in einem Durcheinander aus Unterröcken, Strümpfen aus weißer Seide und mit Rosenknospen bestickten Strumpfbändern gesehen hatte. Er würde jede Gelegenheit nutzen, die sich ihm bot, um sie festzuhalten und an sich drücken - zum Teufel mit den Folgen. Und wenn er selbst erst eine solche Gelegenheit herbeiführen musste.
Sie sah ihn an, den Mund leicht geöffnet, die vollen Lippen feucht schimmernd, als wollten sie geküsst werden. Dass er sich das nur einbildete, dessen war er sich so gut wie sicher, aber das kümmerte ihn nicht.
Wie ein Verdurstender nahm er sich ihres Mundes an. Ihre Lippen fühlten sich sanft an, sanft und kühl zugleich, aber köstlich einladend. Mit seiner Zungenspitze drang er weiter vor und versuchte sich an jene Süße und den köstlichen Rausch zu erinnern, der einem augenblicklich jeglichen Willen nahm und jeden noch so guten Vorsatz zunichtemachte. Ihr gehauchter Seufzer strich über seine stoppelbärtige Wange und setzte sich in seinem Herzen fest. Es war keine Kapitulation, sondern mehr eine hochexplosive Neugier, die jeder Logik trotzte.
Sie verachtete ihn, sie wollte mit einer Heftigkeit von ihm befreit werden, die sie zu einer Kriegerin machte, und doch bekam sie das Revers seiner Jacke zu fassen und bohrte ihre Finger in den Stoff, während sie seinem Verlangen begegnete und sich ihm hingab. Er zog sie an sich, weil er fühlen wollte, wie sich ihre Brüste gegen seinen Oberkörper drückten. Er verzehrte sich danach, ihren schnellen Herzschlag zu spüren, verlangte nach der Hitze und dem Duft, nach ihrem wunderbaren Versprechen. Gleichzeitig zog sich sein Verstand Schritt für Schritt weiter zurück und ging auf Distanz zu diesem Geschehen, während er sich eine einzige, drängende Frage stellte: Warum?
Er wollte nicht, dass sie aus irgendeinem Grund zu ihm kam. Zugegeben, do wählerisch war er nun auch wieder nicht. Er würde jeden Einwand herunterschlucken und sich in ihr vergraben, wenn sie seine Hand nahm und ihn zu ihrer Kabine führte. Aber sie sollte ihn selbst wollen, sie sollte nicht lediglich die unleugbare Tatsache ausnutzen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, nur weil sie sich irgendeinen neuen Plan ausgedacht hatte, um ihre Flucht in die Wege zu leiten. Die Wahrscheinlichkeit dafür war in etwa so groß wie die, dass ein betrunkener Seemann in diesem Sturm über Bord ging.
Die Lime Rock richtete sich wieder auf und schüttelte sich wie ein Hund, der sein Fell von Wasser befreien wollte, dann fuhr sie mit dem gleichmäßigen Takt der Dampfmaschine weiter. Kerr straffte seine Schultern und griff nach Sonias Hand, damit er sie von seinem Revers wegziehen und festhalten konnte. Schließlich sah er sie an,
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