Duell der Leidenschaft
ihnen wohl kaum helfen. »Ich würde dem keine große Bedeutung zumessen. Dadurch ändert sich nichts.«
»Das habe ich gestern Abend gemerkt. Sie trafen genau rechtzeitig ein, obwohl Sie sich nicht wohlfühlten.« Sie machte eine kurze Pause. »Ich glaube, ich habe mich noch gar nicht bei Ihnen dafür bedankt, dass Sie eingeschritten sind, bevor die Situation zu beunruhigend wurde.«
»Dafür wurde ich angeheuert.«
»Ja, das sagten Sie bereits.« Ihr Tonfall hatte etwas Schneidendes, doch dann hielt sie inne und atmete mit einem Laut ein, der nach bemühter Geduld klang, und fuhr fort: »Ich schätze es, dass ich aus dieser Situation geholt wurde, ganz gleich aus welchem Grund. Und ich bin Ihnen dankbar für Ihre Geduld mit Monsieur Pradat. Das haben Sie gut gemacht.«
Er drehte sich um und sah sie an, während er sich bewusst war, wie sehr ihm der respektvolle und zustimmende Tonfall in ihrer plötzlich Stimme behagte. »Finden
Sie?«
»Ohne diese Geduld hätte es sein können, dass Sie in diesen Minuten hier an Deck mit dem Degen in der Hand Ihr Leben verteidigen müssten.«
»Ich dachte, diese Aussicht würde Ihnen gefallen.«
Ein völlig natürlich wirkender Schauer lief ihr über den Rücken. »Da irren Sie sich, Monsieur. Allein schon der Gedanke an einen Fechtkampf löst in mir Abscheu aus.«
Was hatte sie nun wieder vor? Irgendetwas steckte dahinter, daran hatte er nicht den leisesten Zweitel. Das Problem war nur, darauf zu reagieren kam ihm so vor, als würde er sich auf der Fechtbahn einem würdigen Gegner stellen. Die Herausforderung ließ das Blut in seinen Adern kochen, und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich vor Entschlossenheit an.
»Fechtkampf im Allgemeinen?«, fragte er und stützte sich mit einem Ellbogen auf der Reling ab. »Oder nur, wenn er sich auf mich bezieht?«
»Sowohl als auch. Beides.«
»Der Gedanke ehrt Sie. Ich bin mir sicher, Pradat würde das zu schätzen wissen.«
Irritiert blickte sie ihn an. »Sie glauben mir nicht.«
»Ich glaube, Sie möchten nicht, dass Ihr junger Verehrer verletzt wird.«
»Sie müssen sich nicht über ihn lustig machen. Er hat nur versucht, sich einer Lady gegenüber angemessen zu verhalten.«
»Das war mir klar. Deshalb bin ich ja auch eingeschritten. Ich verstehe nur nicht, warum es nötig war.«
Verachtung blitzte in ihren Augen aut. »Sie glauben doch nicht, dass er einen Grund dazu hatte?«
»Was ich glaube, ist nicht wichtig. Das ist eine Angelegenheit zwischen Ihnen und Ihrem Gewissen.«
»Es war der Sturm, das garantiere ich Ihnen. Monsieur
Tremont setzte sich zu mir auf die Bank, als das Schiff von einer Welle getroffen wurde und ...« Sie unterbrach ihren Satz und wandte den Blick von ihm ab. Ihre Wangen glühten rot und sie hielt die Reling fest umklammert. »Ich möchte nicht, dass Sie glauben, ich würde so gedankenlos mit meinem guten Namen umgehen, oder dass Sie Jean Pierre von meinem Fehlverhalten berichten.«
»Augenblick mal«, begann er und baute sich vor ihr zu voller Größe auf, während sich Wut in ihm regte.
»Werden Sie mir jetzt sagen, dass Sie das nicht machen werden?« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, dann galt ihre Aufmerksamkeit wieder der See. »Na gut, dann machen wir jetzt Schluss. Ich will mich nicht länger mit Ihnen streiten.«
Mit einem solch leichten Sieg hatte er nicht gerechnet. Er wartete auf ein Gefühl der Genugtuung, doch das stellte sich nicht ein. Überrascht erkannte er, dass er vor allem Enttäuschung empfand, da ihre Wortgefechte womöglich an ihrem Ende angelangt waren. Es war jedoch keine allumfassende Enttäuschung, denn darunter mischte sich purer Argwohn.
Sie ließ ihm jedoch keine Zeit, um darüber nachzudenken, da sie sich so zu ihm umdrehte, dass ihre Röcke über das polierten Leder seiner Stiefel strichen. »Sie sind kein sehr gesprächiger Mann, nicht wahr? «
»Ich rede, wenn ich etwas zu sagen habe.«
»Aber Sie machen sich nichts aus Konversation um ihrer Selbst willen, um den Austausch von Ideen oder Belanglosigkeiten, um die Zeit totzuschlagen.«
»Damit kann ich nicht viel anfangen.«
»So habe ich das auch wahrgenommen.« Ihr Tonfall war zutiefst ironisch. »Aber sicherlich haben Sie nichts dagegen, wenn ich Ihnen die eine oder andere Frage stelle, oder? «
»Solange Sie keine geschwollenen Antworten oder hoch-trabenden Komplimente von mir erwarten«, gab er mit einem Achselzucken zurück.
»Weder das eine noch das andere, sondern lediglich ehrliche
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