Duell der Leidenschaft
behalten.
»Das beruhigt mich sehr, denn die Aufregung war meine Schuld.« Tremonts Miene war ein Paradebeispiel für schuldbewusste Zerknirschtheit. »Ich nehme an, Sie wollen sich nun zurückziehen, Mademoiselle. Ich werde Sie zu Ihrer Kabine begleiten.«
»Sie haben heute Abend schon genug getan«, warf Kerr mit eisiger Stimme ein, während er den Plantagenbesitzer finster anstarrte.
»Oh, aber sicher ...«
Der Wunsch, dem Mann ins Gesicht zu schlagen, war so stark, dass Kerr einen Schritt auf ihn zumachte. Außerdem hatte er alle für Pradat vorgesehene Verständigkeit aufgebraucht. »Sie haben mich gehört«, ließ er ihn in leisem, bedrohlichem Tonfall wissen. »Ich werde Mademoiselle Bonneval zu ihrer Kabine begleiten.«
Tremont musterte Kerrs Gesicht und entdeckte darin etwas, das ihn davon überzeugte, lieber nicht zu widersprechen. Sein Blick wanderte zu Sonia. »Ich werde mich am Morgen bei Ihnen entschuldigen, wenn Sie gestatten. Ich hoffe von Herzen, dass Sie sich dann wohl genug fühlen, um sie anzunehmen. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine gute Nacht.«
Sonia murmelte eine unverständliche Erwiderung, dann wünschte sie allen Anwesenden einen guten Abend und akzeptierte die Verbeugungen der Gentlemen am Kartentisch, die alle aufgestanden waren. Sie legte eine Hand auf Kerrs Arm und ließ sich von ihm aus dem Salon führen.
Der Gang zu den Kabinen war wie ein dunkler Tunnel, der nur durch eine einzige Waltran-Lampe an der Decke ein wenig erhellt wurde. Die Schatten, die sie warf, zuckten mit jeder Bewegung des Schiffs umher, streckten sich vor den beiden in den Gang und vervielfältigten sich. Wind und Regen sorgten für ein stetes Tosen.
Kerr hielt sich mit einer Hand an dem Messinggeländer fest, das am Schott montiert war, während sich Sonia an ihm festklammerte. Obwohl sie mit ihrer üblichen fließenden Gangart den Weg zurücklegte, spürte er das Zittern in den Fingern, die sie um seinen Arm gelegt hatte.
»Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie bei dem Sturz keine Verletzungen davongetragen haben?«
»Das sagte ich doch bereits. Haben Sie mich nicht gehört?«
»Nur weil Sie es sagen, muss es noch längst nicht so sein.«
»Ich werde nicht ohnmächtig werden, und mir wird auch nicht schlecht sein.«
Kerr wünschte, er könnte von sich das Gleiche sagen. Zwar hatte er noch nicht zu einem Toiletteneimer greifen müssen, doch die Essensgerüche im Speisesalon waren so schlimm gewesen, dass er am liebsten davongelaufen wäre. Warum er sich überhaupt aus seiner Koje erhoben und in den Salon begeben hatte, wusste er nicht. Vielleicht war es der Knall der umfallenden Bank gewesen, vielleicht auch die Ruhe nach dem Essen und ein instinktives Gefühl, dass seine Schutzbefohlene sich lange genug dort aufgehalten hatte. Jetzt nach der allgemeinen Beruhigung wollte er sich einfach nur noch in seine Koje verkriechen, die Vorhänge zuziehen und die Augen schließen.
Nein, so ganz stimmte das nicht. Was er in Wahrheit wollte, war etwas anderes. Er wollte die Lady an seiner Seite mitnehmen und sie festhalten, während die See sie hin und her schaukelte und sie beide in den Schlaf wiegte. Dann konnte er die Gewissheit haben, dass sie in Sicherheit war und nicht den nächsten Fluchtplan schmiedete, der seine eigenen, sorgfältig ausgearbeiteten Pläne nutzlos machen würde. Die Sicherheit, dass sie nichts in dieser Richtung unternehmen konnte, bestand darin, sie von den vielen Lagen Stoff zu befreien, damit sie nackt an ihn gedrückt lag. Unter seinen Händen und in seinen Armen würde sie sich warm und sanft anfühlen, und sie würde zart und wild zugleich sein.
»Wenn Sie unwirsch sein wollen, dann können Sie es auch gleich hinter sich bringen«, sagte sie. Ihr Gesichtsausdruck wirkte in der Düsternis angestrengt und rebellisch.
»Warum sollte ich das tun? «
Kerr klammerte sich am Geländer fest, da eine besonders heftige Welle das Schiff in eine gefährliche Schräglage brachte. Er hörte das Jammern des einen Schaufelrads auf der zum Wind weisenden Seite, das sich nutzlos in der Luft drehte, während das andere angestrengt ächzte, da es so tief ins Wasser eingetaucht wurde, dass es sich kaum noch drehen konnte.
»Das weiß ich nicht, weil Sie gar kein Recht dazu haben. Aber es scheint eine Ihrer Angewohnheiten zu sein.«
»Meine Aufgabe ist es, Sie nach Vera Cruz zu bringen. So oder so.«
»Der Himmel soll Ihnen beistehen, auf dass Sie nicht scheitern.« Das letzte Wort kam ihr von einem
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