Duell der Liebe
sie umbringen. «
Vier Pistolen wurden wie auf ein Stichwort gezogen. Joe befreite sich aus ’Rings Griff. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich hab’ ihn vor ein paar Minuten noch gesehen, als er sich davongeschlichen hat. Soviel ich weiß, ist er hier fremd. «
’Ring musterte die Männer mit gerunzelter Stirn. »Wie sah er aus. Klein? Groß? «
»Mittelgroß, würde ich sagen. «
»Blond? Schwarz? «
»Eher braun. «
»Verdammt! « fluchte ’Ring und schloß die Finger über dem Zigarrenstummel. Dann stapfte er wütend davon. Was war nur in ihn gefahren? Er wußte doch, daß sie eine Lügnerin war, aber trotzdem hatte er ihr diesmal geglaubt. Am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt, weil er ihr geglaubt hatte.
Sie hatte seinen verdammten Stolz verletzt. Sie brauchte ihm nur ein paar Grobheiten an den Kopf zu werfen, und schon lief er davon wie ein beleidigter kleiner Junge.
Wer hatte in diesem Zelt auf sie gewartet? Hatte sie der Mann mit einem Revolver bedroht? Hatte sie ihm etwa das Leben gerettet, indem sie ihn reizte bis aufs Blut? Hätte sie zugelassen, daß er mit ihr das Zelt betrat, ohne auf einen Hinterhalt vorbereitet zu sein, wäre er jetzt vermutlich tot.
Narr, dachte er bei sich. Ich bin ein Narr, weil ich sie nicht durchschaut habe.
Er blieb abrupt stehen, als er sich daran erinnerte, daß sie sich immer wieder den Mund abgewischt und ein Bad verlangt hatte, als sie zu ihrem Zelt zurückgekommen war. Womit wurde sie erpreßt? Was für ein Druckmittel konnte jemand gegen sie haben, daß sie sich so verhielt?
Er trat behutsamer auf, als er sich ihrem Lager näherte. Als Leibwächter taugten Sam und Frank keinen Schuß Pulver. Bedauerlicherweise hatte er auch nicht besser abgeschnitten. Er war von ihrer Stimme so betört gewesen, daß er an die Möglichkeit, daß sie ein Opfer von Erpressern sein könnte, nicht mehr gedacht hatte. Er hatte jeden Instinkt für Gefahren verloren.
Er wäre am liebsten in ihr Zelt gestürmt, um sie zu fragen, was sich in ihrer Garderobe abgespielt hatte. Aber was für ein Druckmittel wollte er anwenden, um sie zu zwingen, ihm die Wahrheit zu sagen? Sie war von Anfang an überzeugt gewesen, daß er ihr nichts zuleide tun würde. Und sie hatte recht. Er könnte sich niemals an einer Frau vergreifen.
Wie konnte er sie dazu bringen, ihm von ihren Schwierigkeiten zu erzählen? Indem sie Zutrauen zu ihm faßte. Vertrauen war das Schlüsselwort für die Lösung seines Problems. Nur wenn sie ihm vertraute, würde er die Antworten auf seine Fragen erhalten.
Er sah Edith aus dem Zelt kommen. »Ist sie mit dem Baden fertig? «
»Ja, und ich bin ebenfalls fix und fertig vom Tragen der vielen Wassereimer. «
’Ring holte eine Goldmünze aus der Tasche und drückte sie Edith in die Hand. »Trotzdem werden Sie alles tun, was sie von Ihnen verlangt. «
»Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen«, erwiderte Edith mit schmachtendem Blick.
’Ring beachtete sie nicht weiter und trat in Maddies Zelt.
»Captain Montgomery! « fuhr Maddie ihn an. »Wie können Sie es wagen… «
»Ich wollte Sie nur beim Wort nehmen und den Portwein mit Ihnen trinken, zu dem Sie mich eingeladen haben. Das heißt, wenn der Mann, der Sie vorhin in Ihrer Garderobe besuchte, noch etwas davon übriggelassen hat. «
»Ich hätte diesem Mann niemals einen Port angeboten! « Maddie preßte erschrocken eine Hand auf den Mund.
»Oh? Was haben Sie ihm denn angeboten? «
Maddie blickte zur Seite. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Ich bin müde, Captain. Ich möchte jetzt zu Bett gehen. «
Er rückte einen Stuhl zurecht und setzte sich. »Ich werde Sie nicht daran hindern. « Er lächelte sie an. »Ich will nur den mir versprochenen Portwein haben. Wollen Sie nicht auch ein Glas trinken? Das würde Ihren Nerven guttun. «
»Ich bin nicht mehr nervös. Daß ich nach einer Vorstellung aufgeregt bin und eine gewisse Zeit brauche, um wieder zur Ruhe zu kommen, ist ganz normal. «
»Tatsächlich? Es waren also nicht etwa die Küsse Ihres Besuchers, die Sie so in Rage gebracht haben? «
Maddie zitterte mit einem mal am ganzen Leib, als sie daran dachte, wie dieser schreckliche Mann sie in seinen Armen gehalten hatte und zudringlich geworden war. Dieser Mann hatte sie angefaßt und geküßt! Er hätte ihr vielleicht noch mehr geraubt als Küsse, wenn Edith nicht unerwartet in ihre Garderobe gekommen wäre.
Sie spürte, wie ein starker Arm sich um ihre Schultern legte,
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