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Duell der Liebe

Duell der Liebe

Titel: Duell der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Bühne kam, die erst heute nachmittag nach Sams Vorgaben errichtet worden war, hatte sie ein wenig Lampenfieber. Sie wußte, daß sie ihre Nervosität Captain Montgomery zu verdanken hatte. Jetzt stand er an der Rückwand des Rohbaus, hinter einer Menge von schätzungsweise dreihundert Männern. Er hatte einen Säbel an der Seite, eine Pistole im Halfter und ein oder zwei Messer im Gürtel. Er schien sich darauf vorbereitet zu haben, mit einem Schiff voller Piraten kämpfen zu müssen. Toby stand an der Seitenwand und stocherte sich mit einem Messer, das so groß war, daß man damit Büffelknochen spalten konnte, zwischen den Zähnen herum.
    Bei Gott, dachte sie, ich singe in einem Gefängnis, aber in diesem Fall sind die Gefangenen vergnügt und die Wärter verrückt.
    Sie begann ihr Programm mit der wunderschönen Arie »Ah, fors’ e lui « aus La Traviata, aber sie hatte kaum zwei Zeilen des Librettos gesungen, als im Hintergrund des Raumes Unruhe ausbrach. Und das war ganz allein Captain Montgomerys Schuld. Irgendein armer, müder Goldgräber hatte seinen Stuhl zu weit nach hinten gekippt, daß er zu Boden fiel, und der Captain hatte sich sofort mit gezogener Pistole auf den Mann gestürzt.
    »Eine Prügelei! « rief jemand, und dann flogen die Fäuste,
    und das Chaos brach los. Holz zerbarst, Stühle segelten durch die Luft.
    Was macht man mit ungezogenen Jungen? fragte sich Maddie. Man schreit sie nieder.
    Sie holte tief, ganz tief Luft, füllte ihren Körper, wie sie das jahrelang geübt hatte, mit Luft, und sang einen hohen, reinen und sehr lauten Ton.
    Damit lenkte sie sogleich die Aufmerksamkeit der Männer, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe prügelten, auf sich. Sie erstarrten mitten in der Bewegung und sahen sie aus großen Augen an.
    Maddie hielt den Ton, und noch mehr Männer hielten inne und starrten sie an. Die Leute im Vordergrund begannen rhythmisch zu klatschen, gaben den Takt an für die Leute in der Mitte des Saales, die ihn aufnahmen und im gleichen Rhythmus mit den Füßen stampften. Die Männer im Hintergrund waren die letzten, die begriffen, was vor sich ging. Sie hörten auf sich gegenseitig umzubringen und wandten sich der Bühne zu.
    »Mich laust der Affe! « sagte Toby und staunte, wie lange Maddie diesen hohen Ton halten konnte.
    ’Ring ließ die Haare des Mannes los, den er mit Ohrfeigen traktiert hatte, und sah sie an. Jetzt hatte sie die Aufmerksamkeit aller gewonnen.
    Maddie sang noch immer diesen Ton - und hielt ihn. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie hatte keinen Atem mehr; aber sie hielt den Ton noch immer, während die Männer rhythmisch klatschten. Eins, zwei, drei, vier…
    Endlich breitete sie die Arme weit aus und ballte ihre Hände zu Fäusten. Ihr Körper schmerzte, und ihr taten alle Muskeln weh, aber sie ließ den Ton nicht los.
    Sie legte den Kopf zurück, und dann schlug sie rasch und unvermittelt die Fäuste gegeneinander.
    Der Ton riß ab, und einen Moment fürchtete sie, ohnmächtig zu werden. Doch dann schnappte sie nach Luft wie eine Ertrinkende, und die Menge raste.
    Die Männer jubelten und feuerten mit Pistolen, Gewehren und Schrotflinten gegen die Decke. Sie packten sich gegenseitig an den Armen und tanzten im Raum umher. Sie mochten ungebildet sein und keinen Anstand haben, aber sie konnten sehr wohl erkennen, wenn eine an Wunder grenzende Leistung vollbracht wurde.
    Ais Maddie sich einigermaßen erholt hatte, schaute sie über die Köpfe der jubelnden Goldgräber hinweg Captain Montgomery an. Seine Augen waren weit aufgerissen, und Maddie lächelte selbstbewußt und deutete zum Himmel. ’Ring gab ihr Lächeln zurück, legte eine Hand an die Brust, die andere auf den Rücken, und verneigte sich tief. Als er sich wieder aufrichtete nickte sie ihm so gnädig zu, daß jede Königin vor Neid erblaßt wäre.
    Von jetzt an gehörten diese einsamen, halb betrunkenen Männer Maddie. Sie sang, und sie hörten zu. Sie hatte sich oft geärgert, daß die Amerikaner eine so seltsame Vorstellung von Opern hatten. Sie schienen zu glauben, daß Opern etwas für Könige waren - für Leute mit Bildung; aber in Wahrheit hatte die Oper sich aus ganz gewöhnlichen Anfängen entwickelt -aus einfachen Geschichten für einfache Leute.
    Sie erzählte den Goldgräbern von der armen Elvira, die den Mann nicht bekommen konnte, den sie liebte. Dann stimmte sie »Tui la voce sua soave« an, die Arie der jungen Frau, die den Verstand verliert. Am Ende wischten sich etliche

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