Duell der Liebe

Spaß? Es tut mir leid, daß ich Ihnen so viel Mühe gemacht habe, aber ich habe Sie niemals um Hilfe gebeten oder Sie aufgefordert, sich in meine Angelegenheiten einzumischen. Ich habe auch kein Gesuch an die Armee gerichtet, mir eine Eskorte zur Verfügung zu stellen. Ich brauche keine Eskorte. Sie können jederzeit in Ihr Fort zurückkehren, Captain. «
    Er drehte sich zum Feuer um und setzte sich einen halben Meter von ihr entfernt auf den Boden.
    »Und wer soll Sie beschützen? « fragte er leise.
    »Sam und… «
    »Ha! Sie können besser auf sich aufpassen als die beiden. «
    »War das etwa ein Kompliment? Wenn ja, werde ich es in mein Tagebuch eintragen. «
    »Ich habe Ihnen schon einmal ein Kompliment gemacht. Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie eine wundervolle Stimme haben. «
    Sie starrte stimrunzelnd in die Flammen. »Richtig. Ihnen gefällt meine Stimme, aber von meiner Person haben Sie eine sehr schlechte Meinung. Ich bin eine Lügnerin, haben Sie gesagt, und… «
    »Soweit ich es beurteilen kann, ist das meiste von dem, was Sie mir bisher erzählt haben, gelogen. «
    »Begreifen Sie denn nicht, daß man manchmal lügen muß? Gezwungenermaßen? Oder sind Sie etwa ein Mensch, der so vollkommen ist, daß er niemals lügen würde? «
    Er schwieg so lange, daß sie sich ihm zudrehte. Sie sah ihm an, daß sie eine wunde Stelle getroffen hatte.
    »Nein, ich bin kein Mensch ohne Fehl und Tadel«, erwiderte er leise. »Ich habe Angst wie jeder andere. «
    »Wovor haben Sie Angst? « flüsterte sie. In diesem Augenblick war er nicht ein Armeeoffizier und sie seine Gefangene, sondern sie waren zwei einsame Menschen, die im dunklen Wald an einem Lagerfeuer saßen. »Wovor haben Sie Angst? « wiederholte Maddie.
    Er öffnete den Mund, schloß ihn wieder, preßte die Lippen aufeinander und sah sie an. »Wenn Sie bereit sind, mir Ihre Geheimnisse zu verraten, werde ich Ihnen von meinen erzählen. Doch bis dahin bewegen wir uns auf verschiedenen Ebenen. Und jetzt, Miss Wie-Sie-auch-immer-heißen-mögen, legen Sie sich hin und schlafen Sie. «
    Er stand auf und ging in den Wald, damit sie sich ungestört auf die Nachtruhe vorbereiten konnte. Als die Goldgräber in ihr Zelt eingedrungen waren, hatte sie die Männer gebeten, ihr wenigstens zu erlauben, sich etwas anzuziehen. Sie hatte sich so rasch wie möglich angekleidet.
    Die Nächte in den Bergen waren kühl, und Maddie schlüpfte angezogen unter die Decke, legte den Kopf auf Captain Montgomerys Satteltasche und schlief sofort ein. Als Kind hatte sie oft unter dem Sternenhimmel neben einem Lagerfeuer geschlafen.
    In der Nacht wurde sie von einer lauten Stimme geweckt und setzte sich erschrocken auf.
    Captain Montgomery kam zu ihr und drückte sie wieder auf das Lager.
    »Ich habe geträumt«, murmelte sie, »ich wäre mit meinem Vater unterwegs. «
    »Er ist nicht hier, also schlafen Sie weiter. «
    Er wollte sich wieder entfernen, aber Maddie hielt seine Hand fest. »Worth«, flüsterte sie.
    »Worth was? «
    »Mein Nachname ist Worth. Maddie Worth. «
    »Ah, richtig, das Monogramm auf Ihren Koffern -M. W. «
    Sie gähnte, drehte sich auf die andere Seite und sagte: »Danke, daß Sie gekommen sind und mich gerettet haben. «
    »Ich hoffe nur, ich muß es nicht wieder tun. «
    »Ich hoffe das ebenfalls«, murmelte sie und schlief wieder ein.
    ’Ring kehrte zu seiner Schlafstelle unter den Bäumen zurück. Er fror erbärmlich, und da er ihr seinen letzten Zwieback überlassen hatte, plagte ihn auch der Hunger. Den größten Teil der Nacht verbrachte er damit, Maddie zu betrachten und die Stücke des Puzzlespieles, das sie für ihn darstellte, zusammenzusetzen. Sein Kopf und Rücken taten ihm am Morgen noch immer weh, und seine Laune war dementsprechend. »Stehen Sie auf«, befahl er. »Das hier ist nicht Paris, wo Sie bis zum Mittag schlafen können. «
    Sie streckte sich und gähnte. »Sie sind heute morgen offenbar mit dem falschen Fuß aus dem Bett gestiegen. «
    »Ich hatte kein Bett, aus dem ich steigen konnte. «
    »Was ist los mit Ihnen, Captain? Wütend, weil eine Frau nicht tun möchte, was Sie von ihr verlangen? «
    Er sah sie stimrunzelnd an.
    »Sie hatten doch gewiß bisher nicht viel Mühe mit Frauen, nicht wahr? Ihr gutes Aussehen hat Ihnen bestimmt sehr geholfen, bei Frauen zu erreichen, was Sie wollten, richtig? «
    Seine Laune schien sich ein wenig zu bessern, als sie sein gutes Aussehen erwähnte.
    »Ich kann sie förmlich hören, die jungen Damen. «