Duell der Liebe
untrainierten Stimme nicht einmal den Tod einer Eidechse von mir verlangen! Singen Sie, oder ich werde Sie wieder über Toby ausfragen! «
Er sang »Row, Row, Row Your Boat«, und sie wartete, bis er geendet hatte, ehe sie sagte: »Erstaunlich, Captain, wirklich erstaunlich. «
»Gar nicht so übel, wie? «
»Es ist erstaunlich, daß jemand eine so angenehme Sprechstimme und ein so gutes Gehör haben kann, daß er die geringste Tonschwankung erkennt, und trotzdem… «
»… trotzdem was? «
»… ein so miserabler Sänger ist. «
»Passen Sie auf! « rief er, gab ihr einen Schubs und fing sie auf, bevor sie zu Boden stürzte. Sie warf ihre Arme um seinen Hals, damit sie nicht den Halt verlor, und sah ihn lachend an. Auch er lachte jetzt, und auf einmal hatte er sogar Lust, sie zu küssen. Vielleicht war das viele Gerede von Mädchen daran schuld.
Sie sah, wie sein Mund sich auf sie zubewegte. Sie schloß die Augen - aber der Kuß kam nicht. Als sie die Augen wieder aufschlug, blickte er mit einem Ausdruck auf sie hinunter, den sie nicht verstand. Peinlich berührt, löste sie die Arme von seinem Hals, richtete sich gerade auf und drehte ihm den Rücken zu.
»Wie lange wird es dauern, bis wir die Goldgräberstadt erreichen? «
»Ich schätze, das wissen Sie genauso gut wie ich. «
Sie wußte es. Sie hatte aber keine Ahnung, was sie jetzt noch mit ihm reden sollte. Ihre gute Laune war verflogen.
7
Im Lager wurden sie bereits von den anderen erwartet; aber nur Toby schien sich ihretwegen Sorgen gemacht zu haben. Maddie erlaubte Sam, ihr von Captain Montgomerys Pferd herunterzuhelfen, und der Captain ritt sofort weiter zu seinem Lager auf dem Kamm eines kleinen Hügels.
Maddie ging in ihr Zelt, und Edith folgte ihr.
»Er kam, als Sie fort waren. «
»Wer? «
»Haben Sie sich so gut mit dem Captain amüsiert, daß Sie darüber Ihre kleine Schwester vergessen haben? «
Maddie war sofort hellwach. »Aber warum so früh? Ich sollte mich doch erst morgen nach meinem Auftritt mit ihm treffen! Und er hat mir eine Wegskizze gegeben, weil der Ort, in dem ich meine Schwester sehen soll, sich ganz woanders… «
»Ja, das hat er mir alles erzählt. Er wollte nur sichergehen, daß Sie sich auch dort einfinden werden. Und er sagte, Sie sollten sich was Hübsches anziehen. Etwas Glitzerndes. Ich glaube, er macht sich Sorgen um Ihren Freund. «
Maddie setzte sich auf ihre Liege. »Was hat er über Captain Montgomery gesagt? «
»Er sagte, er würde ein Büffelgewehr mitnehmen. Das hätte das richtige Kaliber für so einen großen Kerl wie ihn. «
Maddie schlug die Hände vors Gesicht. »Was mache ich nur? Morgen soll ich in die Berge reiten, mich mit dem Kerl treffen und Laurel Wiedersehen. Ich darf ihn unter keinen Umständen verärgern. Um keinen Preis«, sagte sie und setzte verbittert hinzu: »Er sagte, daß Laurel schon… schon so viel gelitten… Ich darf nicht daran denken. Ich muß tun, was er von mir verlangt. «
»Dann sollten Sie lieber auf die Begleitung Ihres Armeefreundes verzichten. Und der kleine Mann ist mir auch viel zu wißbegierig. «
»Der Kleine? «
»Toby. Er schnüffelt um Frank, Sam und mich herum und wollte alles über Sie wissen. «
Maddie stand auf und ging im Zelt umher. Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? Sie mußte Captain Montgomery loswerden. Sie konnte ihm unmöglich sagen, was sich abspielte, weil sie befürchten mußte, daß er sich einmischte. Nach dem Fiasko der letzten Tage würde er wachsamer sein denn je. Obwohl niemand beobachtet hatte, wie sie von betrunkenen Goldgräbern entführt wurde, hatte er sie dennoch gefunden. Was ihm einmal gelungen war, brachte er auch ein zweites Mal fertig, aber diesmal bekam er es nicht mit Männern zu tun, die sie nur singen hören wollten - diesmal waren es Erpresser, die Laurel in ihrer Gewalt hatten.
»Was werden Sie tun? « fragte Edith.
»Ich weiß es nicht. Irgendwie muß ich ihn dazu bewegen, mich allein in die Berge reiten zu lassen. «
»Ich habe noch etwas Opium. «
»Von mir nimmt er weder Essen noch ein Getränk an. «
»Soll ich ihm mit ’ner Keule eins auf den Schädel geben? «
»Ich will ihm nichts zuleide tun. « Maddie dachte an die gestrige Nacht, als er ihr seine Decken überlassen und erbärmlich gefroren hatte. Captain Montgomery wollte sie wirklich nur beschützen.
»Und wie wäre es mit ein paar Mädchen, die ich zusammentrommeln könnte, damit wir ihn… «
»Nein! «
Edith sah Maddie eine Weile
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