Duell der Liebe
drehte sie um und küßte sie auf die Innenseite. Sie legte die andere Hand auf sein dichtes schwarzes Haar. Als er zu ihr aufsah, wurden ihr die Knie ein bißchen weich. »Sie waren großartig heute abend. Ich glaube, Sie haben bei mehr als einem die Einstellung zu Opern verändert. «
Nun hatte sie schon so viel Abstand zu ihrer Vorstellung gewonnen, daß sie sich voller Scham daran und an ihre kleine Darbietung hier im Zelt erinnerte. »Ich fürchte, ich habe mich ein bißchen zu weit in die andere Richtung entfernt. Wahrscheinlich ist Ihre jetzige Meinung von der Oper genauso schlimm wie Ihre alte. «
»Sie werden bestimmt von Opernsängerinnen anders denken als früher«, sagte er mit einem vielsagenden Blick auf ihren Busen, der nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war.
Maddie machte einen Satz zurück, als wäre sie einem Feuer zu nahe gekommen, und raffte ihre Bluse zusammen. »Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. «
»Carmen«, sagte er und streckte sich dann, daß seine Hände das Zeltdach berührten. »Aber ich bin froh, daß Sie jetzt wieder Sie selbst sind. Carmen ist nicht der Typ von Frau, den ich mir aussuchen würde. Sagen Sie mal - was passiert mit ihr in der Oper? «
»Don Jose tötet sie. «
»Das wäre auch mein Tip gewesen. Sind Sie jetzt bereit, ins Bett zu gehen? Vielleicht würden Sie gern die ganze Nacht aufbleiben, aber ich brauche meinen Schlaf. «
Sie starrte ihn an. Was hatte er damit gemeint - dem Typ von Frau, den er sich aussuchen würde?
»Haben Sie vor, in diesem Aufzug schlafen zu gehen? «
Das rüttelte sie aus ihrer Trance auf. »Erwarten Sie, daß ich mich vor Ihnen ausziehe? «
»Wenn ich bedenke, was Sie zuletzt auf der Bühne anhatten, würde ich meinen, Sie zögen sich noch etwas an, bevor Sie zu Bett gehen. Soll ich Ihnen mit dem Korsett helfen? « »Wenn Sie es wagen, Hand an mich oder meine Unterwäsche zu legen, verpasse ich Ihnen eine Wunde, die den Schnitt auf Ihrem Rücken zu einem Mückenstich verblassen läßt. «
»Das könnte es wert sein. Es lohnt sich, darüber nachzudenken. «
»Verschwinden Sie, und schicken Sie mir meine Zofe. «
»Schön, ich gehe. Aber wenn Sie mit Ihrer Abendtoilette fertig sind, komme ich wieder, verstanden? « Er ging, ohne ihr Zeit für eine Antwort zu geben.
Maddie setzte sich auf ihre Liege. Sie wurde aus diesem Mann nicht klug. Als sie sich ihm fast an den Hals geworfen hatte, hatte er ihr die kalte Schulter gezeigt, und im nächsten Moment bot er sich dann an, ihr beim Ausziehen zu helfen.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie merkte, daß Edith sich über sie beugte und flüsterte.
»Ich habe sie. «
»Was hast du? « frage Maddie.
»Die Frucht, die Sie haben wollten. Hat mich allerdings eine Stange Geld gekostet. «
Maddie konnte noch nicht klar denken und sah Edith nur verständnislos an.
»Hat er Sie schon wieder dazu gebracht, Ihre kleine Schwester zu vergessen? Wenn es einen Mann gibt, der eine Frau dazu bringen kann, daß sie alles vergißt, dann er - aber ich kann nicht sagen, daß er an Frauen interessiert wäre. «
»Weil er nicht an dir interessiert ist? «
»Ich wüßte nicht, daß Sie glücklich nach einer Nacht mit ihm aufgewacht wären. Oder ist es die erste Nacht heute? Sie haben ihm diesmal ja tüchtig eingeheizt. «
»Hilf mir beim Ausziehen. Ich habe ihm nicht eingeheizt, wie du dich ausdrückst, sondern ich habe lediglich eine Rolle gespielt und gesungen, wie man diese Rolle spielen und singen muß. Es ging hier… «
»Sie brauchen weder mir noch irgendeinem anderen zu erklären, worum es ging. Ein Blinder hätte sehen können, was Sie gesungen haben. Und wie Sie Captain Montgomery angeschaut und getanzt haben - Himmel, das muß ich auch mal ausprobieren! «
Maddie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß.
»Wollen Sie jetzt die Frucht haben oder nicht? «
Maddie brauchte eine Weile, bis ihr wieder einfiel, wovon Edith überhaupt redete. Sie mußte morgen in aller Frühe das Lager verlassen und sich allein auf den Weg in die Berge machen, um sich mit dem Mann zu treffen, der mit ihr die Briefe tauschte. Und wenn sie alles so machte, wie er es ihr aufgetragen hatte, und es auch noch gut machte, konnte sie Laurel sehen.
»Wollen Sie nun die Frucht haben, oder werden Sie den Captain bitten, Sie gehen zu lassen? «
Gestern hatte Maddie sich gesagt, daß die einzige Möglichkeit, sich Captain Montgomerys Aufsicht zu entziehen, eine List war. Sie wußte, daß es
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