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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Reichweite.«
    Serroi runzelte die Stirn. »Wir haben das Jahr der Mondensammlung und stehen nur eine Woche vor der vollständigen Sammlung. Ich habe noch niemals gehört, daß Kapperims so kurz davor Überfälle durchführen – oder so weit im Norden kurz vor Wintereinbruch.« Erschöpft bewegte sie ihre Schultern und rieb sich den Nacken. »Hast du eine Ahnung, warum sie gegen diesen Brauch verstoßen?«
    »Wegen des Gestanks in Sankoy. Schlimmer als Fisch, der eine Woche an Land liegt. Wir fischen nicht mehr im Süden. Nach allem, was wir gehört haben, herrscht dieser Gestank auch im Gebiet der Kapperim.« Er strich mit einer Zehenspitze über die körnige Erde; sein Gesicht war nachdenklich. »Vielleicht wollen sie den Sankoy-Gestank noch weiter ausbreiten.« Er zog den Intii-Umhang enger um die Schultern und sprach sehr höflich: »Was wünschst du, Meie vom Biserica?«
    Serroi antwortete ebenso förmlich: »Folgendes erbitte ich, Intii der Fischer. Ein Macai aus der Schar der zurückgelassenen.« Sie nickte in Richtung der schwarzen Flecken, die über die hügelige Wiese zogen und deren genaue Umrisse in der hereinbrechenden Nacht nicht mehr zu erkennen waren. »Eine heiße Mahlzeit, ein Bad, ein Bett und morgen früh Vorräte für meine Reise.«

 

DAS KIND: 2
    Serroi ließ ihre kurzen Beine baumeln und beobachtete, wie sich das pelzige Fell des Vinat bewegte, als das Tier sie stetig über die weglose Tundra zog. Sie zogen westwärts und schnitten dabei die Wanderroute der Vinatherden und der Windläufersippen. Sie kniff die Augen zusammen und warf der hohen Gestalt neben ihr, die die lockeren Zügel in entspannten Fingern hielt, einen heimlichen Blick zu. Der Fremde war ziemlich freundlich gewesen, doch nachdem ihre erste Begeisterung nachließ, hatte sie Angst, dieser Freundlichkeit zu trauen, ohne sie aufs Spiel zu setzen. Ihre fünf Lebensjahre hatten ausgereicht, um sie zu lehren, wie wenig sie sich auf irgend etwas außer sich selbst verlassen konnte. Obwohl sie allmählich verstand, daß die Welt nach Regeln ablief, die sie erfahren konnte, wenn sie nur intensiv genug beobachtete, war doch jeder Frühling für sie eine Offenbarung. Auch heute war sie immer noch nicht überzeugt, daß die Sonne jedes Jahr wiederkehren und der Frühling kommen würde. Und auf ähnliche Weise erwartete sie von der Menschheit nur Kummer und Boshaftigkeit und sah in einer spontanen Freundlichkeit einen Fallstrick für ihre unsicheren Füße.
    Trotzdem hatte sie sich der Hoffnung hingegeben, hatten sie doch die Schönheit des Mannes und die Melodik seiner Stimme einfach hingerissen. Während sie ihm weiter heimliche Blicke zuwarf, schien ihr, daß niemand so Prachtvolles grausam oder gleichgültig sein konnte und die äußere Erscheinung des Mannes ein Spiegel seines inneren Wesens sein mußte. Sie strich mit den Händen über das weiche Leder der Polster. Mit einem schüchternen Lächeln fragte sie: »Wie darf ich dich nennen?« Als er nicht antwortete, fiel sie, aus Angst, ihn beleidigt zu haben, in ihr Schweigen zurück. Ein paar Augenblicke später drehte er sich um, seine schwarzen Augen kehrten offenbar aus weiter Ferne zurück. »Was meinst du, Kind?« Die weiche, tiefe Stimme lockte sie aus ihren Ängsten und liebkoste sie mit ihrem Wohlklang. Sie hätte sich gerne an ihn geschmiegt, um von ihm getröstet zu werden, aber sie traute sich nicht so recht. Zwischen ihnen stand eine unsichtbare und unbestimmte Barriere. Sie fühlte, daß ihre Zuneigung nicht gut aufgenommen würde, zumindest nicht im Augenblick. Später, wenn sie mehr über ihn wüßte, könnte sie sich ihm vielleicht nähern. Sie brauchte Berührungen, brauchte die selbstverständliche körperliche Wärme, die sie von ihren Tieren bekommen hatte. »Ich war mit meinen Gedanken anderswo, Kind.« Er nahm die Zügel in eine Hand und strich die wilde Mähne aus ihrer Stirn. Es hatte eine beiläufige Liebkosung sein sollen, doch es wirkte zu steif und erzwungen, als berechnete er sogar Geschwindigkeit und Druck solch einer Geste. Tief enttäuscht zwang sie sich zu einem zaghaften Lächeln, um ihre Verwirrung zu verbergen. »Was hast du wissen wollen?« fragte er und schaute auf seine Finger hinab, als wüßte er auch nicht genau, was er mit der mißglückten Geste anstellen sollte.
    »Wie darf ich dich nennen?«
    »Ich habe keinen Namen.« Er sprach langsam und nachdenklich, und sie sah, wie er seine Schultern ein wenig schüttelte, so wie sie manchmal an

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