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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Ende, das eine Schlinge um den Mast zog. Sie griff hinunter und faßte den Knoten an ihrer Taille, und sogleich zuckte ihre Hand vor der unnatürlichen Wärme des Seils zurück. Furchtsam blickte sie zu dem Noris empor.
    Wieder strich er ihr über die Wange. »Das ist nur zur Sicherheit, Kind. Sonst könntest du über Bord gefegt werden. Meine Diener werden sich um dich kümmern.« Mit geschmeidiger, unauffälliger Grazie war er schon wieder auf den Beinen und davon. Etwa eine Körperlänge vom Mast entfernt blieb er stehen, blickte hinaus aufs Meer, sprach ein Wort in den Wind. Als er im Viereck um sie herumgegangen und in jeder Ecke ein Wort gesagt hatte, wurde die Luft, die über sie strich, sanfter und wärmer. Er kam zurück und schaute sie an. »Denke daran, Kind, wenn du irgend etwas brauchst, ruf danach, und meine Diener werden es bringen.«
    Nachdem er unten verschwunden war, brachten unsichtbare Hände eine Schale mit warmem Seifenwasser und wuschen ihr Gesicht. Sie brachten ihr frisches Trinkwasser und eine schmackhafte Brühe, um einen Teil ihrer inneren Leere aufzufüllen. Sie umsorgten sie tadellos und unpersönlich und verschwanden, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt hatten. Serroi schmiegte sich an den vibrierenden Mast, das einzige Ding, das wirklich und trostreich schien, und fühlte sich zu elend, um sich weiter Sorgen zu machen.
    Noch zweimal erlag sie dem Drängen ihres Magens. Die Hände reinigten sie und ließen sie allein. Schließlich gelang es ihr zu schlafen, und als sie erwachte, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, daß ihr Körper sich an die Auf- und Abbewegung des Schiffes gewöhnt hatte. Sie setzte sich hoch, schob die Decken beiseite und blinzelte zur Sonne, die ihr direkt in die Augen schien, als sie auf ihren tiefsten Punkt am Horizont zukroch. »Hände«, rief Serroi. »Ich habe großen Hunger. Bringt mir etwas zu essen.«
    Einen Augenblick später stand ein Teller mit dampfenden Brotröllchen, Butter und Marmelade, einem Töpfchen Cha, einem niedlichen kleinen Becher und einer langen, dünnen Scheibe cremefarbenen Posserfleisches vor ihr. Sie schnupperte, grinste und begann hungrig zu essen. Der Wind war frisch, selbst hinter dem Filter der unsichtbaren Wände um sie herum, das edelsteinblaue Meer rauschte rings um sie her und hob und senkte sich wie ein atmendes Tier. Fische sprangen scharenweise aus dem Wasser und verursachten leise, pfeifende Geräusche wie feuchte, schillernde Vögelchen.
    Als sie ihre Mahlzeit beendet hatte, ergab sie sich den unsichtbaren Händen. Diese badeten sie und brachten frische Kleidung, weitere Sachen, die ihre Mutter für sie eingepackt hatte. Mit ihrer üblichen wortlosen Betriebsamkeit schrubbten sie sie und das Deck, bis beide vor Sauberkeit blitzten, dann verschwanden sie wieder. Serroi schüttelte naserümpfend ihr Halteseil und trat dann an die Reling, um zu prüfen, wieviel Bewegungsfreiheit sie haben würde. Das Seil war lang genug, daß sie sich über das Geländer beugen und auf das vorbeirauschende Wasser hinabschauen konnte.
    In der Nähe tauchte ein Wal auf. Als erstes schob sich sein Rücken als dunkelgraue, wie von rußigen Handabdrücken schwarzgesprenkelte Wölbung aus dem Wasser. Er versprühte eine Wasserfontäne und äußerte sich dann mit einer rasch fächelnden Bewegung seiner Schwanzflossen. Serroi lachte vor Freude und raste dann an der Reling entlang, bis das Seil sie ruckartig stoppte. Sie lehnte sich lachend über das Wasser hinaus, ihr Augenfleck prickelte. Sie rief den Wal zurück und klatschte vor Freude in die Hände, als er mit dem Schiff spielte, aber schließlich ließ sie ihn wieder los, weil er über die Einschränkungen, die sie ihm auferlegt hatte, zu zürnen begann. Über ihnen flogen Vögel dahin. Sie schwebten im Wind, der das Schiff weitertrieb. Manchmal setzten sie sich rund um Serroi aufs Deck, um ihr rötliches, goldenes, grünes oder blaues Gefieder mit langen, schmalen Zungen zu putzen, einander nach Milben abzusuchen und diese zwischen winzigen, spitzen Zähnchen zu zermalmen, die den Rand ihrer ledrigen Schnäbel säumten. Serroi kraulte die kleinen Köpfe, lockte ein paar der Vögel in ihren Schoß, wo sie unter ihren liebkosenden Fingern vor Freude zwitscherten.
    Das Schiff bewegte sich pausenlos in südliche Richtung. Die Tage wurden kürzer, die Sterne schoben sich zu neuen Konstellationen zusammen. Serroi tröstete sich mit den Vögeln und Meerestieren, nachdem Ser Noris sie völlig sich

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