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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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mich fest.« Er hielt das Seil gespannt, während Tuli das Ende an einen der in den Pfosten geschraubten Ringe knotete. Das Seil straffte sich etwas, als er losließ. Der Körper des Aglis wippte auf und ab. Draußen auf der Straße hüpfte Tuli von einem Bein auf das andere und preßte sich eine Hand vor den Mund, um das Gekicher zu dämpfe, das aus ihr herauszuplatzen drohte. Der einst prächtige Priester gab eine klägliche Gestalt ab, und weiße Farbe tröpfelte von ihm herunter. Von den Knien bis zum Nabel war er bepinselt. Teras hatte ihm das Zeichen der Jungfrau auf die unbehaarte Brust gemalt. Weiße Farbe überzog weitgehend seinen Kopf, nur um Mund, Augen und Ohre hatte Teras unbemalte Hautringe stehenlassen. Er sah aus wie eine Spielzeugmarionette.
    Teras kippte den Farbeimer auf die Straße. Das Klappern lenkte Tulis Blick auf das, was er geschrieben hatte. »Soärehs Stricher?«
    Teras packte sie bei den Schultern und schwenkte sie herum. »Kümmere dich nicht darum.«
    Tuli stolperte vor ihm her, während er sie leicht auf den Rücke tätschelte, um sie voranzutreiben. »Ich verstehe nicht, warum ihr ihm den Strick nicht um den schmutzigen Hals geschlungen habt.«
    Tesc trat neben sie und nahm sie bei der Hand. »Die Leute lachen nicht über Leichen.« Er warf einen Blick über die Schulter, lächelte zufrieden und führte sie rasch über die Straße zu dem Wäldchen, wo ihre Macain warteten. Er hob Tuli in den Sattel, wartete ab, bis Teras saß, ehe er selbst schnell aufstieg und sie aus dem Hain lenkte. »Ich meine, daß ein herzhaftes Lachen viel Unsinn gutmachen kann.«
     

10
DIE MISSION
    Der Brunnen war ein Loch im Boden, eine in Kalk und Sandstein gefressene Höhle. Das Wasser stand sechs Meter tiefer, fernab von der Mitte. Ein Brunnen im Brunnen, durch eine Felsvorsprung vom Licht und auch vom herumwirbelnde Staub geschützt. In einiger Entfernung vom Brunnen wuchs ein Süßhornbaum, doch jedes Jahr mußte ein Trupp Knechte das Geflecht haarfeiner Wurzeln abschneiden, die in das Loch krochen, um das Wasser zu stehlen. Ein paar wenige, graugrüne Nadeln von etwa zweieinhalb Zentimetern Länge saßen an den steil hochragenden, glänzend schwarzen Ästen. Der Rest der Nadeln lag auf der harten, bleichen Erde verteilt, während an den äußeren Teilen der Zweige nur noch schwarze Dornen wuchsen, die noch länger als die Nadeln waren und noch feinere Spitzen besaßen. Kleinere Doerwidds, mit Laubwerk wie schorfige, grüngraue Flechten, wuchsen in einem nach Westen gewandten Bogen um den Süßhornbaum.
    Die Sleykynin, die sie gefangen genommen hatten, hatten eine von Serrois Decken im Schatten dieses Bogens unter dem Süßhornbaum ausgebreitet. Sie knieten im Kreis auf dem braunen Wollstoff. Hin und wieder schauten einer oder mehrere sie mit tierhaft-ausdruckslosen und unmenschlichen Augen an, denn sie war für sie nicht menschlich, oder schlimmer noch, geringer als ein Tier. Die Beziehung zwischen Meien und Sleykynin hatte eine lange, unglückliche Geschichte. Der Sleykynorden war Biserica eindeutig feindselig gesonnen, als bedrohten die Meien die Sleykynin auf so niederer Ebene, daß sie gar nicht überlegen, sondern nur handeln mußten und versuchten, jede Meie, die das Unglück hatte, ihnen schutzlos in die Hände zu fallen, zu demütigen, erniedrigen und zu vernichten.
    Heiseres, schallendes Gelächter ertönte aus der Runde der knienden Männer, als sie die Elfenbeinwürfel warfen und zusahen, wie sie über die dunkelbraune Decke hüpften. Sie wußte nur allzugut, was das zu bedeuten hatte, beobachtete sie und gab sich Mühe, sich nichts von ihrer Furcht anmerken zu lassen. Ein Sleykyn stöhnte und fluchte, ließ sich von den Knien zurückfallen, bis er mit vor sich ausgestreckten Beinen dasaß. Dann kroch er aus dem Kreis zum Rand der Decke.
Pech,
dachte sie.
Als erster raus, als letzter rein.
Sie mußte fast lachen über diesen bitteren Scherz, drehte sich aber statt dessen zu Hern um.
    Die Sleykynin hatten ihn einige Meter von ihr entfernt auf eine staubige Flachstelle geworfen und ihn ungeschützt in der Sonne liegen lassen, nachdem sie ihn mit selbstverständlicher Brutalität getreten und geschlagen hatten, was er ihr verdankte oder vielmehr der Tatsache, daß er es wagte, mit ihr durch Sleykynland zu reiten. Er saß vornübergebeugt und hielt die kurzen, stämmigen Beine vor sich ausgestreckt, da sie ihm die Knöchel mit den schnellen, aber wirksamen Viehtreibern fesselten, mit denen sie

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