Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
durchstößt und ihm eine klaffende Wunde in den Arm schlitzt. Er ist schon wieder fort, ehe der Junge pariert und entgeht, ohne getroffen zu werden.
Sie kratzt die Schulter ihres Reittiers und beobachtet voller Schuldgefühle und Beklemmungen, wie eines der Sleykynmacain den Kopf nach hinten dreht und mißtrauisch an seiner eigenen Flanke schnuppert. Ehe sie etwas unternehmen kann, mögt es sich die Zähne ins eigene Fleisch, reißt sich ein Stück Muskel aus und schreit vor Schmerz auf. Schon stürzen sich die fünf anderen auf dieses Tier und zerfleischen es mit blutigen Zähnen und Klauen in einem erneuten Anfall sinnloser Raserei. Zwar stirbt es schnell, doch Serroi fühlt jede Wunde am eigenen Körper. Einen Augenblick lang weiß sie, daß sie nie wieder in der Lage sein wird, irgendein Tier in solchen Wahn zu treiben, nicht einmal, um ihr eigenes Leben zu retten. Sie versucht in sie zu dringen, um sie zu besänftigen, doch sie sind schlüpfrig, zäh und schlüpfrig, und sie kann die Mauer des Wahnsinns nicht durchstoßen. Sie sind eingesperrt in der Welt, die sie für sie geschaffen hat, und sie vermag nichts mehr daran zu ändern.
Außer sie
zu
töten,
denkt sie. Sie löst ihren sogen vom Sattel, spannt ihn, zieht fünf Pfeile aus dem Köcher und macht sich an ihre Aufgabe.
Hern atmet schwer, hat aber nichts von seiner Schnelligkeit eingebüßt. Der Junge blutet aus einer anderen Wunde. Er ist jedoch schon viel argwöhnischer. Zweimal hat ihn ein Scheinangriff gründlich getäuscht, und nur seine Wendigkeit hat ihn gerettet, die gleiche automatische Schnelligkeit, mit der er Serrois Messer entgangen ist. Ein anderes Mal hatte er die Tinte erkannt und auf das reagiert, was er erwartete, wobei ihm das Schwert mit einem Hieb fast aus der Hand geschlagen wurde, von dem er bei seiner Ausbildung im Schwertkampf noch niemals etwas gehört hatte. Der Hieb verfehlt knapp sein Ziel, nicht etwa durch Zutun des Jungen, sondern weil Herns Handgelenke nicht ihre volle Kraft besitzen und eine Spur schwerfälliger sind, als sie sein sollten. Während der vorsichtige, kraftvoll beherrschte Zweikampf andauert, begreift der Junge langsam, daß er derjenige ist, der mehr Kräfte verbraucht, kommen doch drei seiner Angriffe auf einen von Hern, wobei er auch ständig die weiteren Wege geht. Voll Zutrauen in seine Geschicklichkeit und Jugend und voller Verachtung für Hern hat er sich rücksichtsloser verausgabt, als klug ist. Er ist nicht dumm, er hat gut gekämpft, vielleicht wird er – falls er überlebt – nie wieder so gut kämpfen. Aber Hern ist besser. Das ist alles, er ist ein besserer Schwertkämpfer, schnellerer Denker, ein besserer Taktiker. Als der Junge das endlich begreift, erlischt das Feuer in ihm allmählich. kämpft verbissen weiter, versucht soviel Schaden anzurichten wie möglich, doch er ist geschlagen. Seine Schnelligkeit läßt nach, die Geschmeidigkeit ist aus seinen Bewegungen gewichen. Er ist ein wandelnder Toter.
Serroi kerbt einen Pfeil ein, hält vier weitere in ihrer Zughand, verläßt die gesunden Tiere, geht im Bogen hinter ihren Stummelschwänzen und ihren plumpen Hinterläufen vorbei, da sie nicht sehen sollen, was sie tun wird. Gespannt und losgelassen fliegen die Pfeile im flachen Bogen, fällen die Macain und töten sie schnell und sauber. Als das fünfte fällt, bleibt sie mit herabhängendem Arm stehen und betrachtet schweigsam ihre Opfer.
Das Ende des Zweikampfes folgt schnell, nachdem der Jun weiß, daß er verloren hat. Eine Parade schlägt fehl, sein Ar wird zur Seite geschlagen, und die Schwertspitze dringt leicht und mit ersehnter Treffsicherheit ins Herz.
Hern zieht das Schwert heraus, rammt es in den Boden und stützt sich darauf. Nachdem die Erregung des Kampfes von ihm gewichen ist, lastet die Müdigkeit bleiern auf seinen Beinen, Armen und Schultern. Während des Kampfes hat nichts gespürt, nicht einmal die Schnittwunden und Schrammen. Jetzt brennen sie. Sein Gesicht brennt ebenfalls um die halb verheilte Wunde vom Nadelball des Minarkas. Er steht über den Schwertknauf gebeugt, zu erschöpft, um stehenzubleiben, zu erschöpft, sich zu setzen und beobachtet mit stumpfe Blick, wie der Junge schließlich mit offenem Mund und in den Kopf zurückgerollten Augen stirbt, wobei sein Körper flach zu Boden sackt, als wäre mit seinem Herzblut auch irgendwelche Druckluft aus seinem Körper gewichen.
Serroi bringt Hern eine Tasse Wasser, berührt seinen Arm und reißt ihn aus dem
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