Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
Die Lady kann heilen. Und du?«
»Ich diene meiner Lady. Ich verstehe mich auf Tiere und Waffen.« Er verzog keine Miene, als Serroi ihn kniff. »Hummm.« Der alte Mann schaute an ihnen vorüber zur fernen Linie der Hochebene, er zog seine Brauen hoch, und seine breite Stirn legte sich in tiefe Falten. Er begriff nun ihr abgerissenes Äußeres und blickte zu dem munteren Rambut, dessen Haltestrick in seiner Hand zuckte. »Wenn es nicht ganz und gar unhöflich wäre, würde ich gerne fragen, woher ihr kommt. Dort hinten gibt es keine Höfe.« Er zeigte nach Westen. »Nur Felder und Weiden. Aber da das eine kläglich Erwiderung auf die Höflichkeit eures Verhaltens wäre, will ich es unterlassen.« Er legte den Kopf zur Seite. Funkelnde Auge wanderten zwischen ihnen hin und her, und seine Augenbrau en bildeten hohe, fragende Bögen. »Aber es ist offensichtli daß ihr keine leichte Reise hinter euch habt.«
»Könnten wir ein paar Tauschgeschäfte machen, Besri, das ein oder andere gegen das, was wir brauchen und vielleicht ein oder zwei Geschichten, um sich die Zeit nach dem Essen zu vertreiben?«
Wieder blitzten die Augen des Alten von einem zum anderen, und seine Brauen verzogen sich neugierig. »Ein oder zwei Geschichten, das wäre eine feine Sache. Die Abende sind lang um diese Jahreszeit.« Er machte eine nickende Geste in Richtung des Rambuts. »Da die Lady die Wunde geheilt hat, ist es nur recht und billig, wenn sie reitet.«
Hern verneigte sich mit angemessener Grazie, und die Verbeugung war eine höfliche Anerkennung der Höflichkeit des anderen. Er reichte dem alten Mann seinen Speer, damit er ihn hielte, und beugte sich geschmeidig, um den ihren aufzunehmen. Sie sah ihn sich bücken und wieder aufrichten und erkannte, wie Kraftströme in seinen Körper fluteten. Er streckte ihr die Hände entgegen. Sie betrachtete sie. Sie waren kräftig und schön. Sie berührte sie und verbrannte sich daran. Er hob sie mühelos hoch, als wöge sie weniger als nichts, was der Wahrheit recht nahe kam. Seine Hände umspannten ihre Taille, schleuderten sie hinauf und setzten sie auf den Rücken des Rambuts, ehe sie darauf gefaßt war. Sie mußte sich beeilen, ihr Bein anzuwinkeln, damit sie nicht am Rücken des Tieres hängenblieb. Er nahm die Hände fort, was ihr nicht sehr gefiel, sie blickte lächelnd auf ihn hinab, und in den zusammengekniffenen, strahlenden Augen sah sie alles, was so lange zwischen ihnen tot gewesen oder schwierig geworden war, jetzt wieder kraftvoll zum Leben erwachen. Nun lächelte sie, fühlte, wie Übermut in ihr aufstieg und mußte ebenso plötzlich daran denken, wie sie ihm einmal ganz ernsthaft erklärt hatte, Leidenschaft wäre nur eine Dreingabe, auf die sie verzichten könnte. Sie sah, daß auch er nun daran dachte und sie ein bißchen aus- und ein bißchen anlachte. »Ein Bad und ein Bett«, murmelte sie.
Er tätschelte ihren Schenkel mit einem leicht übertriebenen Besitzanspruch, der bewußt ihren Zorn anstacheln sollte, den sie auch ein wenig empfand, der aber über dem tiefen Lachen, das in ihr aufstieg, unterging. Sie kannten einander nun so gut, daß winzige Muskelzuckungen Bände von Verwicklungen und Assoziationen ausdrückten.
Der alte Mann beobachtete sie ein wenig verwirrt, vielleicht aber eher erfreut, weil das Angebot von Tauschgeschäften sie auf vertrautes Terrain zurückführte. »Sicher, ein Bad und ein Bett, junge Freunde. Aber sicher.« Er zerrte an dem Haltestrick und setzte sich in östlicher Richtung in Bewegung. Das Rambut schritt neben ihm her, und sein Kopf nickte neben der linken Schulter des Alten, Hern ging zu seiner Rechten. »Die Ernte ist eingebracht, und der Saatmondsegen erteilt, so daß es diesmal zum Ende des Saat-Monats besonders ruhig ist. Der Plünderermond ist noch fern. Die Majilarn hüten ihre Herden noch zu weit nördlich für Überfälle, wie uns die Späher berichten. Kein einziges Vachai innerhalb von hundert Tagreisen. Folglich ist es ruhig, und die Ruhe tut das ihre, um Streitigkeiten in der Sippe aufkommen zu lassen. Die Geschichten, die wir kennen, haben wir schon tausendmal gehört, auch wenn manche bereit sind, sie ständig zu wiederholen wie ein dummer Tinktink, der pausenlos sein Abendlied singt, daß man ihm am liebsten einen Stein an den Kopf werfen möchte.«
Das Leder an dem Rambut knarrte, und der Wind pfiff unablässig. Das Ende von Herns Speer stieß rhythmisch auf den harten Boden und synkopierte das Stampfen und Quietschen
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