Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
Schädel, die halb im Schmutz versunken waren und nun aus leeren Augenhöhlen in das Land starrten, über das sie einmal geritten kamen. Majilarnschädel, die während der blutigen Kriege unter den Plünderermonden zusammengetragen wurden.
Das Tor wölbte sich in Viertelbögen zwischen zwei hohen Mauern mit Zinnen, von denen man auf Angreifer herabschießen konnte, die töricht genug waren, das Tor niederreißen und hindurchreiten zu wollen. Als sie auf das Gelände des Anwesens einbogen, traf der Lärm sie wie ein Schlag ins Gesicht. Der hohe, wiehernde Schrei der Rambuts, das Heulen von Chinis, das Klirren von Metall auf Metall, Kindergeschrei und dazwischen Rufe weiblicher und männlicher Stimmen. Sie zuckte zusammen. Die weichen, dicken Lehmziegel der Mauer schluckten die Geräusche, daß man von außen von dem innen herrschenden Lärm wenig hören konnte.
Als sie um die Mauerbiegung kamen, gingen sie auf ein ausgedehntes zweistöckiges, rechteckiges Gebäude zu. Das obere Stockwerk war nur halb so breit wie das Untergeschoß. Die so gebildete Terrasse wimmelte ebenso wie der Innenhof von arbeitenden Frauen und spielenden Kindern. Geländer aus gebogenen, polierten Schilfrohrspitzen waren in die Lehmziegel des Untergeschosses eingelassen. Es waren gebrannte Ziegel aus blassem Ocker, die aussahen, als wären sie aus dickem Rahm. Hinter dem Geländer spielten die kleinen Kinder (die größeren hatte man an Arbeiten wie Wolle kämmen oder Lederkauen gesetzt) althergebrachte, von ihren Vorfahren ererbte Spiele. Alte und junge Frauen saßen in Gruppen, stampften Getreide, spannen oder nähten Ledersandalen. Sie stachen mit Nadeln durch in Rahmen gespannten Stoff, webten an kleinen Handwebstühlen und verrichteten die tausend kleinen Dinge, durch die die Fenekeli sich kleiden und ernähren konnten. Als Hekatoro sie an dem Gebäude vorbeiführte, traten mehrere Frauen an das Geländer, beugten sich darüber und tauschten leise Kommentare aus. Man konnte sie unten nicht verstehen, denn sie waren höfliche Menschen, diese Fenekeli. Sie warfen den Fremden einen schnellen Blick zu, sahen rasch wieder weg, und ihre strahlenden schwarzen Augen funkelten einen Augenblick mit schnell erwachter Neugier auf. Es ist keineswegs höflich, einen Besucher anzustarren, selbst wenn der grüne Haut hat und aus irgendeinem Grund das Lieblingsrambut des Stammesführers reitet.
Sie bogen um die Ecke des dicht bevölkerten Hauses und betraten einen langen, rechteckigen Hof, in dem geschäftiges Treiben herrschte. Schräg herab vom ersten Stockwerk waren bemalte Markisen über den Hof gespannt, die ein wenig Schutz vor der hellen, kleinen Wintersonne spendeten. Die Markisen waren mit breiten Streifen in Chartreusegelb und Karmesinrot, Bernsteinfarben und Azurblau bemalt, und das schwere Tuch verströmte einen modrigen Geruch, der sich mit dem Geruch nach Schweiß und Moschus, Essen und den schweren Ölen der Süßschwammbäume mischte, die zwischen den cremefarbenen Bodenfliesen des Hofes wuchsen. Die Blätter dieser Bäume hatten von einigen Frostnächten ein Hellgelb angenommen, aber sie wollten noch nicht fallen. Vor dem Hof scharte sich eine Gruppe von Frauen in bunt gemusterten Gewändern zu einer lachenden, schwatzenden Menge um einen hüfthohen Brunnenrand. Sie warteten darauf, daß sie an der Reihe waren, ihren zweihenkligen Wasserkrug hineinzutauchen.
Die Rambuthufe klapperten laut auf dem Pflaster. Hekatoro führte das Tier am Brunnen vorüber, ließ die Leine sinken und wandte sich zu ihr um.
Sie hörte ihn, aber die Worte waren bedeutungslos für sie, daher beachtete sie diese gar nicht. Sie wollte nicht unhöflich erscheinen, aber etwas anderes forderte ihre Aufmerksamkeit und forderte sie so energisch, daß sie keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden konnte. Ihr Inneres war von einem Zittern erfüllt. Es saß in ihren Beinen und ihrem Bauch, und sie konnte sich nicht erinnern, es jemals so stark erlebt zu haben, außer vielleicht in der Nacht, als sie und Tayyan zum ersten Mal miteinander geschlafen und eng umschlungen das schmale Bett geteilt hatten. Es war ein Flattern in ihr, als ob ihre Seele bebte und bereit war, einem drängenden Sehnen nachzugeben einem Ziehen, das wie eine um ihre Eingeweide geschlungene Schnur war, die nicht schmerzhaft, aber beständig zerrte. Sie stand mit flach auf dem Sattel ruhenden Händen, dessen Leder noch ihre Körperwärme ausstrahlte und fühlte, wie diese flüchtige Wärme ebenso wie
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