Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
auf einer Holzbank in der Ecke neben dem Fenster. Die späte Nachmittagssonne malte goldene Muster auf das schwere, weiße Leinenkleid und setzte grüngoldene Glanzpunkte auf ihre kleinen, angespannten Hände. Mit fest zusammengepreßten Lippen hockte er sich neben den flachen Tisch, der die Mitte des Zimmers einnahm und setzte die Schüsseln und Töpfe vom Tablett auf den Tisch. Als er fertig war, legte er das Tablett auf den Kachelboden hinter eines der an den Tisch gezogenen Kissen, hockte sich hin und schaute sie an. Sein Gesicht wirkte bekümmert, ein Muskel zuckte in seinem Mundwinkel. Er beobachtete sie eine Weile, dann entzündete er den Docht der weißen Porzellanlampe in der Mitte des Tisches. Sie sah ihn an und wandte den Blick wieder ab. »Atoro war enttäuscht«, sagte er. »Du hattest gesagt, du würdest mit ihm zu abend essen.« »Ich habe meine Meinung geändert.« Sie starrte aus dem Fenster zum dunkel werdenden Himmel. »Außerdem ist meine Abwesenheit weit lieber gesehen als meine Anwesenheit.« Sie löste die verkrampften Finger von den Knien und lehnte sich zurück, bis ihre Schultern die Wand berührten. »Er war höflich, das ist alles.«
»Höflich!« Das Wort brach aus ihm heraus, dann preßte er die Lippen aufeinander, wandte sich von ihr ab und begann die Schüsseln aufzudecken. Ein warmer, würziger Duft füllte den Raum. Das Licht hinter dem scheibenlosen Fenster verdunkelte sich zu Rot und tönte ihre Haut schwarz, wo es sie streifte. Ruhiger sagte er dann: »Er weiß deine Heilkunst und die Anstrengungen, die sie dich kostet, zu schätzen. Gewähre ihm die Gunst, seine Schulden zu begleichen.«
»Was sie mich kostet – ha! Er hat nicht die geringste Ahnung. Du genausowenig!«
»Es ist schwierig, Mitgefühl zu entwickeln, wenn du deine Zeit damit zubringst, in Ecken zu schmollen.« Er stand auf. »Komm herüber und iß etwas.«
»Ich habe keinen Hunger.« Sie fuhr mit nervösen Fingern über das Vorderteil ihres Kleides, schaute ihn an und sah wieder fort.
»Du wirst trotzdem etwas essen. Aus Dankbarkeit und Vernunft.« Seine Stimme klang nun sanft, kaum mehr als ein Flüstern.
»Vernunft?«
»Richtig. Entweder du ißt, oder ich muß dich füttern.« Sie fuhr herum und schaute ihn an. Nach einem langen, angespannten Augenblick begann sie zu lachen. »Hallo, Dom. kenne ich dich wieder.« Sie stand langsam auf, strich das Klei über ihren Hüften glatt und schritt über die Bodenkacheln zu' Tisch. Sie ließ sich auf ein Kissen nieder und beugte sich übt eine Schüssel mit Fleischstücken in einer dicken Tunke. Ziemlich überrascht stellte sie fest: »Ich glaube, ich bin doch hungrig.«
»Ts«, machte er. Er legte ein Kissen an die Wand, setzte sich darauf und sah ihr beim Essen zu.
Einige Minuten war das Klingen und Kratzen von Besteck au feinem Porzellan das einzige Geräusch im Raum.
»Sie haben hier keine Ahnung von Schwertern.«
Serroi blickte erschreckt hoch, ein Stückchen aufgespießte Fleisch verharrte auf halbem Weg zu ihrem Mund. »Wie kommst du darauf?«
Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Bei einer kleinen harmlosen Unterhaltung.«
»Ach so.« Sie steckte sich das Fleischstückchen in den Mund und wischte sich die Lippen mit einer Leinenserviette ab. Sie kaute schnell, weil sie über den spöttischen Ausdruck in seinem Gesicht lachen mußte. Gleichzeitig war sie ein wenig irritiert, weil sie begriff, daß er ihren Kampf erkannt hatte. Er hatte helfen wollen, und nicht gewußt, wie. Wegen dieser Hilflosigkeit war er wütend gewesen. Doch sie erkannte auch, daß er ihr trotzdem das gegeben hatte, was sie brauchte, einfach durch seine körperliche Präsenz und seine Sorge um sie. Sie lächelte ihn zaghaft an. »Sie leben zu eng zusammen. Schwerter wären' eine größere Gefahr für sie als für ihre Feinde.«
»Ihre Pfeil- und Speerspitzen sind aus Porzellan oder einem ähnlichen Material.«
»Die Nasri-fenekel-Keramikarbeiten sind weithin berühmt. Wir haben einige Stücke in Biserica.« Sie rieb ihre Nase. »Sie haben auch die Mauern von Skup glasiert.«
»Mmm. Sie rechnen zum Ende des Monats mit Majilarn-Überfällen. Sie packen schon ihre Bögen aus und fetten sie ein. Sie scheinen ihren Bögen mehr Aufmerksamkeit zu widmen als ihren Kindern.«
»Holz ist selten hier.« Das Essen in ihrem Bauch war warm und wohltuend, ein Gewicht, das sie am Boden hielt. Es hielt sie auf der Erde, führte sie zurück zu den Gerüchen, Gefühlen und Farben, von
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