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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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»Du kennst ihn, ich nicht.«
    »Das ist nicht seine Schuld.«
    »Ich weiß. Ich weiß. Du hast es mir tagelang ständig gesagt.« Sie warf die Arme hoch, streckte sie über den Kopf, nahm sie wieder herab und spannte Schulter und Rückenmuskeln. »Ich habe es nicht gerne, wenn ich nicht mehr Herr der Lage bin.« »Was?« Er drehte sich um, setzte sich auf die Bank, schob sich ein Kissen in den Rücken und streckte die kräftigen Beine von sich. »Dazu wird es nie kommen.«
    »Hah! Hast du eine Ahnung! Meinst du, es gefällt mir, den ganzen Tag unter diesem verdammten Baum zu sitzen? Zum Teufel. Halt mir eine Wunde hin oder eine Krankheit bums, schon hänge ich fest. Ich kann nicht anders. Hör zu, wird alles sehr schwer, denke lieber darüber nach, ob du dich nicht von mir trennen willst. Wenn du einem Idioten einen Speer in den Bauch rammst, knie ich neben ihm, um ihn heilen, ehe du dich versiehst.«
    »Komm her.«
    »Was?«
    »Du hast schon richtig verstanden.«
    »Seit wann erteilst du mir Befehle?«
    »Das würde ich nie wagen. Komm her.«
    Sie rückte von dem Tisch ab, stand auf, und eine prickelnde Wärme durchflutete sie. Sie faßte mit zitternden Fingern nach den Bändern in ihrem Nacken und begehrte ihn mit eine' plötzlichen Heftigkeit, die sie fast erschreckte. Langsam ging sie auf ihn zu, streckte die Hände aus und sah, als er sie ergriff, daß seine Gelassenheit ebenso gespielt war wie die ihre. Sie machte ihre Hände los, und streichelte mit zärtlichen, kreisenden Bewegungen sein frisch rasiertes Gesicht. Sie lächelte, zeichnete den feinen Schwung seines breiten Mundes nach, zog dann die Hände auf seine Brust herab, und fühlte den harten, flachen Muskel unter dem dünnen Tuch des Fenekelhemdes. Sie schob ihre Hände unter sein Hemd. Er lachte, hob sie empor und trug sie durch das Zimmer zu ihren Decken und Schlafmatten.
     
    Es war schon mitten in der Nacht, als sie den Fluß und die Ausdünstungen der vielen Trockenöfen riechen konnten. Wolken hingen schwer über der Stadt, und gelegentlich fegte der Wind kalt und geräuschvoll die Straße entlang. Sie schauderte, nicht wegen der Kälte, sondern wegen der brodelnden, gärenden Wolken, die sich wie ein Omen von der Stadt heranwälzten.
Irgend etwas steht bevor,
dachte sie. Sie blickte zurück zu dem schwankenden, hoch mit Handelsgütern beladenen Vachai und an ihm vorüber nach Osten zur Hochebene, die in der Dunkelheit nicht mehr zu erkennen war.
Könnte es sein, daß man uns erwartet?
    Hern und Hekatoro gingen vor ihr, unterhielten sich ab und zu, ohne das eisige Frösteln zu bemerken, das sie durchströmte. Sie ritt wieder das Rambut, und der schwere Stoff ihres Leinenkleides bauschte sich über den Knien. Sie wäre lieber zu Fuß gegangen, aber Hekatoro bestand darauf, daß sie ritt, und zuviel Widerspruch hätte einen Verstoß gegen die Höflichkeit bedeutet. Also hatte sie nachgegeben und tröstete sich mit dem Gedanken, daß Atoro das Tier auf dem Rückweg reiten könnte. Nun trottete das friedliche, enthörnte Vacha hinter ihm her, seine Traglast war für den Vetter bestimmt. Als sie unter dem Klöppelbaum gesessen und den endlosen Strom der Klagen angehört hatte, hatte sie aus den Augenwinkeln eine abgehackte Serie von Bildern aufgenommen –zusammengescharte Frauen und Männer, aufgeregte Kinder, die Listen verlasen und schnelle Berechnungen mit langen, braunen Fingern anstellten. Damals hatte sie das nicht verstanden, aber jetzt war klar, was da geschehen war, nachdem Hern von dem Vetter erzählt und sie aus ihren Grübeleien, aus ihrer finsteren Rebellion gegen ein Schicksal gerissen hatte, das sie trotz ihrer wütenden Gegenwehr zu verschlingen drohte.
    Heilerin? Nein. Shawar? Wer könnte es wissen. Ich jedenfalls nicht. Heilerinnen benutzen Kräuter, haben nicht die Kraft, die in mir steckt.
Sie bewegte die Schultern und fühlte sich selbst hier, fernab von den Kranken, Verletzten und dem Heildrang zutiefst unbehaglich. Tausend Phantomkräfte aus der Stadt vor ihnen zerrten an ihr, als ginge sie an einem Pferch vorüber, wo Flugspinnen ihre Seidennetze befestigt hatten, und der Wind ihr nun lange Fäden entgegenwehte, die an ihr kleben wollten, was weder schmerzhaft noch im einzelnen ärgerlich war. Aber es waren aber viele, viele Berührungen, unablässige, kleine Ziehkräfte, die sie quälten.
    Die Stadttore standen offen. Noch war nicht die Zeit der Plünderer, und die Heks aus der Ebene kamen täglich mit ihr Bündeln, um sich

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