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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wie Liebende sind. Liebende! Zum Teufel, Serroi. Sobald sie auftauchen, läßt du mich stehen und läufst begierig zu ihnen. Begierig; Serroi. Du hättest dein Gesicht sehen müssen...« Er schloß die Augen, sog den Atem ein und stieß ihn wieder aus. »Vergiß es.« Er drehte sich um, riß die Tür auf, ging hinaus und knallte sie ihr vor der Nase zu, bevor sie ihm folgen konnte.
    »Zum Teufel!« sagte sie leise. Sie griff nach der Klinke und ließ wieder los. »Genau zur falschen Zeit. Und am falschen Ort.« Sie schüttelte den Kopf, schritt rasch über den Korridor und die Treppen hinab. »Warum müssen die Menschen eigentlich so verdammt schwierig sein? Nichts ist einfach, nichts ist einfach.« Ihre Stiefelabsätze klapperten laut über die Treppenfliesen und übertönten das Getöse aus dem Schankraum unten. »Immer mache ich Fehler. Ich. Immer täusche ich mich in irgendeinem Punkt. Es ist so leicht, Fehler zu machen. Verletzen und verletzt werden. Ach, verdammt!« Sie zog die Tür auf, zuckte bei dem Geräusch zusammen und trat hinaus in Rauch und Gestank.
Hern,
dachte sie.
Ser Noris. Alle beide. Empfindlich wie ein Mädchen beim ersten Liebeskummer. Wer hätte das gedacht? Hern! Bei all den Frauen, die er gehabt hat. Heilige Jungfrau, wofür hält er mich eigentlich?
Vielleicht lag es daran, daß man sie wegen ihrer geringen Körpergröße für ein Kind hielt oder das Licht zu düster war, um ihre anderen Besonderheiten zu zeigen, jedenfalls behelligte sie niemand, als sie den Raum durchquerte. Sie trat durch die Schwingtüren auf die Straße. Die nebelschwere Luft legte sich erst kühl, dann kalt auf ihr Gesicht.
Besitzgieriger Mistkerl. Will über mich verfügen. Nein, das stimmt nicht, nein, höchstens ein Hauch davon entspricht der Wahrheit. Alte Gewohnheiten lassen sich nur
schwer ablegen. Sein Selbstschutz schmolz mit dem Fett dahin. Ja, das stimmt, das Fett war auch ein Schutzschild. Auch das noch! Der arme Hern, ein Krebs ohne Panzer. Ach je, die Jungfrau steh uns bei, ich fühle mich so elend, kein Schutz für ihn und kein Schutz für mich. Wie werden wir nur die kommenden zehn Tage oder mehr überstehen – zusammengepfercht auf einem kleinen Schiff?
Sie stülpte die Kapuze übe den Kopf, raffte sie unterm Kinn zusammen, damit der kräftige Wind sie nicht herunterwehte und überquerte die Straße. Sie rutschte mit ihren Stiefelsohlen über das ausgetretene Pflaster.
Er ist auf jeden Fall alt genug, um seine eigenen Schwächen
zu
bewältigen. Ich hoffe es. Sei nicht albern, Serroi. Natürlich ist er das. Du hast ihn nur einen Augenblick lang aus dem Gleichgewicht gebracht. Er ist intelligent, das weißt du. Du bemutterst ihn schon wieder. Frau, benimm dich, wie es deinem Alter entspricht. Du bist genauso schlimm wie er.
    Eine Anzahl breiter Flußkähne lag an den Steinkais und schaukelte im Wind, der die Namenswimpel herumpeitschte und Serroi das schwere Leinenkleid an den Rücken preßte. Er durchdrang den Stoff, als würde der ihm keinerlei Widerstand bieten, und sie dachte wehmütig an den schweren Wollumhang, den ihr die Sleykynin auf der anderen Seite der Hochebene abgenommen hatten. Der Winter, der am Biserica-Tal und Mijloc vorüberzog, hatte hier nun Fuß gefaßt. Es schneite zwar nicht, dafür befanden sie sich zu weit südlich, doch wenn sie sich nicht täuschte, würde es gegen Morgen Bodenfrost geben. Sie schauderte und ging schneller.
    Die breitbauchigen Schiffe ähnelten sich sehr, absichtlich, wie ihr schien, um die Shinki-Duktoren zu verwirren. Sie betrachtete im Vorübergehen die Flaggen. Die Farben waren schwer auszumachen, manche Muster unmöglich zu erkennen. Dann lachte sie. Olambaros Flagge war doppelt so groß wie die anderen und mit Holzlatten oben und unten stabilisiert, daß sie nicht umherflattern oder herabsinken konnte. Am Hauptmast hing eine Sturmlampe, doch das Boot wirkte verlassen. Sie wußte, daß das nicht sein konnte, nur ein Narr ließ ein brennendes Feuer bei so starkem Wind auf einem Holzschiff zurück. Sie ging um ein paar Kisten, die am Kai standen und sah zwei Gestalten am Ende des Docks sitzen, deren Beine herabbaumelten. Sie gab sich keine Mühe, leise zu gehen, sie wußte, daß sie trotz dem Rauschen des Flusses und dem Heulen des Windes gehört würde. Sie bog um einen einzelnen Ballen und stand am Rande des pechschwarzen, nebelverhangenen Wassers. Sie ließ sich die Kapuze vom Kopf wehen, schob die Hände in die Ärmel und schlang die Arme eng um ihren

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