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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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der sich in ihr aufgestaut hatte und ihre Schüchternheit überwältigte. »Wie kannst du es wagen, das zu tun, du ... du . ..« Sie stieß mit dem Zeigefinger in die Richtung des Aglis. »Hinaus aus diesem Haus und nimm deine Kröte mit.« Sie ließ die Hand sinken, wischte sie an das Vorderteil ihrer Bluse, als hätte sie sie besudelt, als sie auf den Agli gedeutet hatte. »Und du, Nilis, Schwester-Nichtschwester, ich hoffe, du träumst davon, das Blut deiner Sippe zu trinken! Du Elternmörder, ich bete zur Jungfrau, daß sie dir die Skorpione schickt! Du sollst träumen, wie sie über dich kriechen. Du bist keine Gradin. Du bist nichts.« Sie hob das Kinn und kehrte Nilis den Rücken zu. »Tuli, Teras, kommt«, befahl sie und marschierte mit erhobenem Haupt und stocksteifem Rücken die Treppe hinauf. Die Zwillinge hielten sich immer noch an den Händen und folgten ihr. In der schweren, angespannten Stille hinter ihnen hörten sie Nilis bitter sagen: »Wann war ich denn jemals deine Schwester, Soni? Wann wurde ich jemals wie eine Gradingeborene behandelt?«
     

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DIE MISSION
    Wo die Straße sich in einer letzten Biegung den Berg empor-schlängelte, brachte Serroi ihr Macai mit einem Flüstern zum Halten und schwenkte herum, um einen letzten liebevollen Abschiedsblick ins Tal zu werfen, dessen Gold-, Grün- und Brauntöne sich im Blau der Ferne vereinigten. Die Ernte wurde gut eingebracht, auf vielen Kornfeldern standen nur noch Stoppeln, und in den Gängen der Obsthaine fegte der Wind das Laub zu Haufen, während Lehrlinge auf den Leitern standen und die reifen Früchte in Baumwollsäcke pflückten. Wie ein Feuerhauch blies der Wind die Hänge empor, während der Himmel über ihnen wolkenlos war und um die angeschwollene Sonne einen Kupferschimmer angenommen hatte, als wäre die Luft selbst zu einem großen Brennglas verdichtet worden, das die Kugel vergrößerte, bis sie dreimal so groß wie gewöhnlich schien. Schweißfeuchte Strähnen klebten ihr an den Schläfen; dort sammelten sich Salztropfen, die über ihr Gesicht in Augen und Mundwinkel hinabrannen. Sie wischte ungeduldig die Rinnsale fort, bewegte ihre Schultern und bemerkte voller Unbehagen, daß sich unter den Achselhöhlen eine Wundstelle entwickelte, wo die Armausschnitte ihrer Bluse an der Haut scheuerten. Sie starrte zur Sonne hinauf und erinnerte sich allzu lebhaft an das kleine Mädchen, das schwitzend auf einem Deckenstapel in einem leeren Tierkäfig in der Festung ihres Noris gesessen hatte, als das Eiland selbst unter ihr dahinzuschmelzen gedroht hatte, während ihr Noris zwei andere der großen Nor bekämpfte und niederrang.
    Das Macai ächzte mißmutig, als der Wind ihm Sand und Hitze in Augen und Nüstern blies. Es bog seinen geschmeidigen Hals zurück und streckte den Kopf nach hinten, bis es sich an ihrem Bein reiben konnte. Sie tätschelte seine Schulter und versuchte den Gipfel der großen Klippe jenseits des Tales zu erkennen. Der Stein waberte wie Wasser hinter dem Hitzeschleier, aber nach einigen Minuten glaubte sie ihn am Rande des Felsens auszumachen (er stand gerne einen Schritt vom Abgrund, es schien irgend etwas in ihm anzuregen), dessen zerklüftete Linie wie ein kurzer Pinselstrich auf schlechtem Papier aussah. Sie konnte nicht einmal sicher sein, ihn zu erkennen, so sehr wirbelte der Wind Staub und Reste der teilweise gemähten Felder von unten durch die Luft, die durch die Hitze aus dem Tal zu aufgewühlt war. Ihr Augenfleck pochte schmerzhaft. Sie berührte ihn und seufzte. Hinter sich hörte sie Dom Hern schimpfen und ihren Namen fluchen, hörte das ungeduldige Scharren des Macai auf der steinigen, furchigen Straße. Hern klang schon wieder schnippisch, und wenn er eine Gelegenheit bekäme, würde er sofort herumkommandieren. Sie beachtete ihn gar nicht und schaute weiter auf die Klippe und dem schwarzen Pünktchen dort. »Du beobachtest mich unablässig«, flüsterte sie. »Du hast mich aus meiner Zufluchtsstätte vertrieben. Was nun?«
    Unvermittelt beugte sie sich hinab, fuhr mit den Fingern in ihren Stiefelschaft und zog die Silberdose heraus. Einen Augenblick lang hielt sie sie fest, und ihre Finger schlossen sich so eng darum, daß die Kanten ins Fleisch schnitten. »Die Jungfrau gewähre dir Ruhe, mein Noris, obgleich ich annehme, daß dir ein solcher Segen nicht recht wäre.« Sie zwängte den Daumennagel unter den dichtsitzenden Deckel und schob ihn hoch. Das Ding im Innern der Dose schien kaum mehr als ein

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