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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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größten Teil vom Erdgeschoß des Hauses einnahm, war dicht besetzt. Zur Rechten stand eine Gruppe Häusler, Männer und Frauen mit den an der Brust befestigten Abzeichen der silberumkränzten Flamme. In steifen Reihen mit selbstgefälligem Lächeln in den Gesichtern und wohlwissendem Funkeln in den Augen. Sie trugen die schwarze Kluft der Anhänger, und hinter ihnen scharten sich unnatürlich leise Kinder. Zur Linken warteten die anderen Häuslerfamilien nervös und unsicher, brachten ihre Kinder zum Schweigen, wenn der Lärm zu groß wurde, sprachen leise miteinander oder schauten sich mit zunehmend ahnungsvollen Mienen um. Als Tuli langsam die Treppe herunterkam, sah sie die zu ihrer rechten Seite angeschwemmte, schwarze Flut und hätte sie am liebsten angespuckt. Zitternd streckte sie die Hand aus. Teras ergriff sie und drückte sie fest. In der Kraft und dem schmerzlichen Druck seiner Finger fühlte sie seine Wut und seine Furcht und wußte, daß es ihm nicht besser ging. Gemeinsam kamen sie die letzten Stufen herab und blieben direkt hinter Annic und Sanani stehen. Annic drehte den Kopf, als sie
    sie kommen hörte, nickte ohne ein Lächeln und wandte ihr Gesicht wieder den bewaffneten Männern zu, die die beiden Häuslergruppen trennten. »Nun sind alle meine Kinder hier, Deksel. Wenn du nicht auch noch verlangst, daß ich den Kleinen hole, der vier Jahre alt ist. Ich bin sicher, du würdest großen Eindruck auf ihn machen.«
    Hars stand ein wenig abseits von den übrigen Häuslern. Sein abgespanntes, sonnengebräuntes Gesicht wirkte ausdruckslos; seinen drahtigen Körper hielt er kerzengerade. Ein unmerkliches Lächeln huschte über sein Gesicht, während Annic sprach. Als er die Zwillinge sah, wurde das Lächeln einen Augenblick lang breiter, dann war seine Miene wieder so ausdruckslos wie vorher – eine verwitterte Hartholzmaske. Teras tat einen Schritt auf ihn zu, aber Tuli packte ihn am Arm. »Jetzt nicht«, flüsterte sie. Sie hörte hinter sich ein Geräusch und drehte sich um. Nilis kam mit hoch erhobenem Kinn und Triumph in dem zusammengebissenen Lächeln und dem strahlenden Blick. (Tuli mußte an die Worte ihrer Mutter denken!
Nun sind alle meine Kinder hier.
Sie empfand eine momentane Traurigkeit für ihre Mutter und sogar für Nilis, die gar nicht begriff, was sie verloren hatte.) Die Augen ihrer Schwester glitten über Tuli hinweg, als wäre sie unbedeutender als ein Fleck am Boden. Tuli vergaß ihre Traurigkeit und wollte auf sie zugehen.
    Teras packte sie bei der Schulter, drückte sie grob an sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Jetzt nicht, laß Mama das machen.« Tuli lehnte sich an ihren Bruder und sog seine Ruhe ein. Die brauchte sie auch, als sie sah, wie der Agli hinter dem massigen, narbigen Deksel neben einer Frau mit hartem Gesicht hervortrat, um Nilis zu begrüßen. Tuli kaute auf der Unterlippe und beherrschte ihren Zorn, als der Agli dem Deksel mit schlanker, weißer Hand zuwinkte.
    Der kräftige Mann nickte und trat dann mit martialischem Rasseln seiner Rüstung vor Annic. Trotz seines militärischen Gehabes
(irgendwie übertrieben, vielleicht aus Abscheu gegenüber seiner augenblicklichen Aufgabe,
dachte Tuli und fragte sich dann, ob sie nur ihre eigenen Gefühle in die narbige Maske hineininterpretierte) schien er sich etwas unwohl zu fühlen, als ahnte er, wie lächerlich er in seinem Metall- und Lederaufzug, den eisenbeschlagenen Handschuhen und Stiefeln und dem um seine fleischigen Beine baumelnden Schwert wirkte. Schließlich trat er einer eher zierlichen Frau mit graugesträhntem, braunem Haar und braungoldenen Augen entgegen, die oft vor Erheiterung über die Absurditäten der Welt oder in komischer Verzweiflung zwinkerten, wenn eines ihrer Kinder wieder verrückt spielte. Tuli sah, wie die Wange ihrer Mutter zuckte und dem Deksel das Blut ins ohnehin schon gerötete Gesicht stieg. Er tat ihr ein bißchen leid. Sie kannte dieses Funkeln in den Augen ihrer Mutter nur zu gut, jenes Zucken der Lippen, das ohne ein Wort sagte: Weißt du denn nicht, wie albern du aussiehst? Komm, laß uns gemeinsam darüber lachen und sei das nächste Mal vernünftiger.
Schließlich tut er nur seine Pflicht, zumindest hat er nicht noch Spaß daran wie DIE.
Finster schaute sie Nilis, den Agli und die fremde Frau an. Der Deksel räusperte sich und zog eine Pergamentrolle unter dem Arm hervor.
    Annic wartete gar nicht, daß er das Wort ergriff. »Du kommst ungebeten in dieses Haus, Deksel.« Ihre

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