Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
Mondschein sah sie seine hellen Augen erheitert aufblitzen, und sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. »Halt den Mund, Dom.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Ich bin vor der Weitsicht des Norits geschützt, du aber nicht. Möglicherweise glaubt er, ich wäre alleine, aber warum wollen wir uns darauf verlassen?«
»Rührend. Deine Besorgnis, meine ich.« Seine Hand schloß sich um die ihre, und sie vermittelte ein 'Gefühl von Wärme und Trost. »Schwer zu reiten so.«
»Wir werden vorläufig nicht reiten.« Sie erstarrte, als sie den dritten Ruf vernahm; einen Augenblick lang keimte die Hoffnung in ihr, der Noris würde seine Tierdämonen nicht losschicken. Dann jagte ein Streifen absoluter Finsternis über den Himmel und fiel eisig und wild wie Regen herab. Sie drückte Herns Hand und kämpfte gegen den Drang an, ihr Macai in eine rasende Flucht zu treiben, gleichgültig wohin, aber sie wußte, Flucht war sinnlos.
Hern hob die Brauen. »Der Malchiin?«
»Ja.«
Fetzen von Rufen drangen mit dem Wind vom Gasthaus zu ihnen herüber, Schreie unruhiger Macain und andere, weniger definierbare Laute. Dort rötete sich die Nacht im Schein von Fackellicht.
»Netter kleiner Haufen.« Hern wollte sich aus ihrem Griff lösen, doch sie gab seine Hand nicht frei.
»Der Norit wird nicht auf sie warten.«
Der Malchiin begann zu brüllen, so daß der gewaltige Laut zwischen Himmel und Erde widerhallte. Der Laut schwoll an und verstummte, und die folgende Stille war ebenso erschreckend und unheilvoll wie der erste Schrei der Bestie. Hern riß sich los und zog sein Schwert. »Dem können wir nicht entkommen.«
»Nein.« Sie betrachtete das Schwert und schüttelte müde den Kopf. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, daß du damit etwas ausrichten kannst?«
Um sie her hörten die Hauhaus zu grasen auf. Alle starrten auf die Lücke im Zaun. Alle stöhnten schaudernd und schreckerfüllt. Alle machten kehrt und galoppierten wie von Sinnen davon.
Der Malchiin trampelte die geflickte Stelle nieder und stapfte durch die Lücke. Er war von großer, schwarzer Gestalt und reichte einem Macai bis zur Schulter. Um seinen Hals baumelte eine Silberkette und führte in graziösem Bogen zum schwarzen Handschuh des Norit, der dem Dämonen durch die Lücke folgte. Er ritt eine Macaistute, die geradezu zierlich in die Zwischenräume von Pfosten und Maschendraht trat. Der Dämon sprang nach vorn und zerrte an der Kette. Seine roten Augen waren auf Serroi geheftet und glühten vor Eifer, zu ihr zu gelangen. Entgegen dieser Hast und um seine scheinbare Rache für vorangegangene Demütigungen auszukosten, ritt der Norit langsam auf sie zu und brachte sein Reittier kurz vor ihnen zum Stehen. Den Malchiin riß er an der Kette zurück, daß er sich auf die Hinterläufe niederließ und nach einem geknurrten Befehl des Norits so sitzen blieb. Der Malchiin saß mit der Geduld des Raubtiers neben dem Macai, seine schwarzen Ohren zuckten umher, die rote Zunge schnalzte aus dem Chinimaul, und die reißenden Zähne schimmerten im Mondlicht wie kleine, polierte Edelsteinsplitter.
Der Norit lächelte. »Meie«, sagte er.
»Ketaj-Nor.«
»Er wartet.«
»Laß ihn warten.«
Der Norit griff in seinen Ärmel, zog ein Silberhalsband mit daran festgemachter, dünner Kette hervor, deren Glieder in seiner Hand lagen und zu beiden Seiten in graziösen Kaskaden herabfielen, daß das Silber hell vor dem Hintergrund seiner rabenschwarzen Haut blitzte. »Nimm das, Meie.«
»Nein.« Sie blickte an ihm vorüber und runzelte die Stirn, als sie auf den Lärm der Menschenmenge lauschte. Die drängte nun aus dem Innenhof und kam auf sie zu. Die Rufe wurden lauter und das Fackellicht heller. Sie ließ ihren Blick zu seinem gelassenen Gesicht zurückwandern. »Wenn du mich willst«, sagte sie bissig und hoffte, ihn damit in Reichweite zu locken, »mußt du mich schon holen kommen.«
Der Norit beäugte sie finster und schüttelte den Kopf. Mit einem kurzen Reißen an der Kette und einem heiseren Wort befehligte er das große Dämonentier wieder auf die Beine. »Den Dicken kann er nicht brauchen. Komm her, oder ich hetze den Malchiin auf ihn.«
Hern fluchte, trat einen Schritt auf den Dämon zu, hob sein Schwert und wog es in der Hand. »Laß das Ding los, dann hast du verloren«, erklärte er kampflustig. Die vergangene Stunde hatte seinem Selbstwertgefühl eine Reihe häßlicher Schocks zugeführt. Nun fühlte er sich als verachtetes Anhängsel, das
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