Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
handlungsunfähig dorthin folgen mußte, wohin ein anderer ihn führte. Für ihn war das Tier trotz Serrois Gebrabbel von Dämonen aus Höllentiefen nichts anderes als ein übergroßer Chini. Er kannte seine Fähigkeiten und vertraute darauf.
»Hern!«
»Halt dich raus, Meie.«
»Sei kein Narr. Stahl kann ihm nichts anhaben!«
»Das werden wir sehen.« Er beäugte den keuchenden Malchiin voller Vorfreude. »Stell mich auf die Probe, Nor.«
Der Norit ignorierte ihn. »Komm her, kleine Mißgeburt.« Die Stimme des Norits war ein silbernes Flüstern in silbernem Mondschein, das silberne Spinnweben um das gewählte Opfer spann.
»Niemals.« Sie sprang vor Hern, als der Norit die Kette losließ und die Bestie mit einem Zischen auf ihn hetzte. Zwei rasche Schritte, und schon sprang der Dämon sie an. Herns Hand schloß sich um ihren Arm, er wollte sie zur Seite drängen, doch dafür war keine Zeit mehr, nicht die geringste Zeit. Sie streckte zierliche Hände aus, die nebelhaft grau wirkten in einem Mondlicht, das allen Dingen bis auf den Schimmer in den Augen des Malchiin die Farben entzog. Sie warf sich dem
Sprung des Malchiin entgegen, fühlte, wie Wärme ihren Körper bis in ihre Hand durchströmte, eine so intensive Hitze, daß sie den Schmerz kaum ertragen konnte. Doch sie ertrug ihn, griff nach dem Malchiin und berührte ihn, faßte das steinharte Fleisch, das schreckliche, kalte Fleisch und fühlte einen Schlag in ihren Händen, der sie gegen Hern taumeln ließ, nachdem plötzlich alle Wärme aus ihr gewichen war. Der Malchiin verharrte noch einen Augenblick lang an dieser Stelle, eine leere Chinigestalt mit weit aufgerissenem Maul.
Dann war die Gestalt verschwunden, die unheimliche Stille verflogen, und was von dem Malchiin zurückblieb, fiel als schwarze Asche staubend zu Boden.
Serroi glaubte, ein Winseln zu hören, als die Chiniform zusammenfiel. Es schien, als wäre ein darin gefangenes Teil der Chiniseele endlich von seinen Qualen erlöst und der Jungfrau übergeben worden.
Sie fühlte, wie sie zur Seite geschoben wurde und zu Boden fiel, als ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten. Während sie zitternd im Gras liegenblieb, stürzte sich Hern auf den vom Schock gelähmten Norit. Er war so erschreckt, wie sie von seinem Angriff gewesen war. Ehe er sich konzentrieren und seine Magie einsetzen konnte, hatte ihn Hern erreicht und aus dem Sattel gerissen. Hern landete leichtfüßig auf den Beinen, aber der Norit fiel auf ein Bein, das unter der plötzlichen Belastung brach. Der unerwartete Schmerz brachte ihn um den Rest seiner Gelassenheit. Er schrie auf und verstummte dann, verdrehte die Augen und öffnete entsetzt den Mund, als ihm Hern säuberlich den Kopf von den Schultern schlug.
Hern keuchte ein wenig, trat zu Serroi, ergriff ihre Hand, zog sie auf die Beine und grinste breit. »Beim Malchiin vielleicht nicht, aber bei dem da hat der Stahl seine Dienste ganz gut getan.«
Sie lehnte sich an ihn, fühlte, wie ihre Kraft allmählich zurückströmte und erwiderte sein Grinsen. »Vielleicht geben wir demnächst doch ein gutes Team ab.«
5
MIJLOC
Drei Tage lang hielt der Agli Cymbank mit stählerner Faust umklammert, bis er alle Ähnlichkeit mit dem früheren Ort herausgepreßt hatte. Peten Jerricks, der Bürgermeister, saß in einer seiner eigenen Zellen, und der erstaunte Blick wollte gar nicht mehr aus seinen runden Augen weichen. Daraufhin ging der Schreiber – Steuereintreiber, Magistrat und Orasbeauftragter beim Taromat des Cymflusses – in sich, steckte sich rasch das schwarz-silberne Zeichen Soärehs an und hielt es mit den Anhängern.
Die Frauen in Schwarz sangen Tuli an, deren Handgelenke man mit weichen Lederstreifen an Ringe weit über dem Boden gebunden hatte.
Für alle Dinge gibt es einen Plan,
Gesegnet sei Soäreh, Spender des Lichts.
Jedes Wesen hat seinen Platz, gesegnet sei er,
Gesegnet sei Soäreh, Herr des Plans.
Die breiten, weichen Riemen der fünfschwänzigen Peitsche zuckten über ihren nackten Rücken. Es brannte ein wenig, aber sie hob den Kopf und lachte sie aus.
Die im Zentrum einquartierten Gardisten ritten auf Patrouillen, um die Beschuldigten zum Zentrum zurückzuschleppen und steckten sie in Zellen, ohne auch nur so zu tun, als käme es zu einer Verhandlung. Es brauchte nicht mehr als die Beschuldigung eines angesehenen Anhängers – eine Anklage der Lüsternheit, Gotteslästerung, geheimer Jungfrauenverehrung, Untreue gegenüber Floarin,
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