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Duell der Unsterblichen

Duell der Unsterblichen

Titel: Duell der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Handscheinwerfern das Wasser abzusuchen, aber sie fanden keine Spur vom entflohenen Häftling.
     
    Unter den niedrigen Deckenbalken des Bauernhauses auf Björnholm sitzt Gralgrathor an einem langen Tisch und sinnt über einer Schale Bier. Im offenen Herdfeuer formen sich Bilder von Gesichtern und Gestalten, winken und wispern Worte in einer Sprache, die er halb vergessen hat, vergehen in den Flammen. Am anderen Ende des Tisches sitzt Gudred zwischen den beiden Hausmägden, den jugendlichen Kopf über ihre Nadelarbeit gebeugt.
    Er schiebt die Schale von sich, steht auf und hüllt sich in seinen warmen Bärenfellmantel. Gudred kommt zu ihm. Der Feuerschein spielt weich auf ihrem Haar, das die Farbe von gehämmertem Gold hat. Von den vier Töchtern des Stammesfürsten Arnulf hat sie allein eine Stimme, die nicht wie das Blöken eines Stierkalbs ist.
    »Du bist ein Dummkopf, Grall«, hatte Arnulf gesagt. »Sie ist ein kränkliches Geschöpf und wird bei der Geburt deines ersten Sohnes sterben. Aber wenn du sie wirklich meinen anderen Mädchen vorziehst, die alle kräftig und gesund und arbeitsfreudig sind – nun, dann nimm sie und sieh zu, daß es dich nicht gereut.«
    »Ich bin unruhig, Mädchen«, sagte er ihr und lächelte in ihr Gesicht. »Mein Kopf ist vom Bier und von zu langem Faulenzen im Haus benebelt. Ich muß ein wenig laufen und mein Gehirn durchlüften.«
    Ihre Hand drückt seinen Arm. »Nicht in die Hügel! Und nicht in der Dämmerung. Ich weiß, du lachst über die Geschichten von Trollen und Unholden, aber warum sie verlocken …«
    Er lacht und umarmt sie. Auf der anderen Seite des Raums bewegen sich die Vorhänge des Schlafalkovens. Das Gesicht eines kleinen Jungen erscheint, der sich die Augen reibt.
    »Siehst du – wir haben mit unserem Geplapper Loki geweckt«, sagt Gralgrathor. »Sing ihm ein Schlaflied, Gudred, und bis du den nächsten Saum gestickt hast, werde ich zurück sein.«
    Draußen liegt das Licht des langen nördlichen Abend auf dem frischen Grün des Getreidefeldes, das sich zur See hinabzieht. Dahinter steigt der Wald zu den hohen Felskämmen auf, wo die letzten Schneefetzen des Winters leuchten. Mit dem alten Jagdhund Odinszahn wandert er mit langen Schritten in den Abend hinaus. Nach einer Viertelstunde liegt das heimatliche Anwesen mit seinen Feldern und Wiesen weit unter ihm.
    Der Hund knurrt; er beruhigt ihn mit einem Wort. Seine Augen machen drüben am Hang eine Bewegung aus. Es ist ein Mann in einem dunklen Umhang, der aus dem Wald herabkommt und schnell über die steinige Bergweide absteigt. Gralgrathor beobachtet ihn.
    Der Fremde erreicht die kleine Senke und steigt wieder aufwärts zu dem felsigen Rücken, wo Gralgrathor wartet; etwas in seiner Gangart, seinen leichten, sicheren Bewegungen erinnert Gralgrathor an jemanden aus dem vergangenen Leben …
    Der Mann kommt näher, aber die Kapuze seines Umhangs beschattet sein Gesicht. Der dicke graue Stoff erinnert Gralgrathor für einen Augenblick an die Wetterumhänge aus den Kleiderkammern der Flotte.
    »Thor?« ruft eine jugendliche Tenorstimme.
    Gralgrathor starrt den Ankömmling an, der seine Kapuze zurückgeschlagen hat und einen schmalen, dunkeläugigen Kopf mit flammendrotem Haar enthüllt.
    »Lokrien – träume ich?« flüstert Gralgrathor.
    Der andere lächelt und schüttelt seinen Kopf. Er spricht in einer fremden Sprache, aber Gralgrathor versteht ihn.
    »Thor – Mann, du bist es wirklich! Sag bloß nicht, du hättest deine Muttersprache verlernt!«
    »Nach all diesen Jahren?« sagt Gralgrathor. »Du bist wirklich gekommen?«
    »Dich zu holen, ja«, sagt Lokrien in der fast fremden Sprache. »Um dich nach Hause zu bringen, Thor.«

 
IV.
     
1
     
    Der Direktor des Zuchthauses Caine Island schaute den Oberwachtmeister ungläubig an.
    »Das ist doch nicht möglich«, sagte er nach einer Weile, mehr zu sich selbst als zu dem Beamten in der Uniform des Gefangenenwärters. »Es ist einfach nicht möglich, Brasher!«
    »Es passierte auf der Brücke«, sagte der andere. »Gerade als der Wagen den Seekanal überquerte.«
    »Unglaublich«, murmelte der Direktor.
    »Er ist nicht weit gekommen«, sagte der Beamte. »Jimes feuerte ihm zwei Ladungen Lethanol ins Bein, und der Fahrer sagt, er habe ihn mit der Pistole angeschossen, gerade als er vom Wagendach sprang. Wir haben starken Seegang, und die Flut strömt mit zwei Metern pro Sekunde durch den Kanal ein. Da ist er ‘reingesprungen, mit sechzig Stundenkilometern und

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