Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Unsterblichen

Duell der Unsterblichen

Titel: Duell der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
aus reichlich fünfzehn Metern Höhe. Wir suchen mit Motorbooten nach seiner Leiche, aber in diesem Regensturm und bei der Strömung …«
    »Ich will den Leichnam aufgefischt haben, bevor die Presse Wind von der Sache bekommt!« sagte der Direktor. »Und wenn er am Leben ist …« Er starrte den Oberwachtmeister unheilverkündend an.
    »Er ist tot, Sir, darauf können Sie sich verlassen. Natürlich ist nicht auszuschließen, daß der Körper erst in ein paar Tagen hochkommt und ins Meer hinaustreibt oder irgendwo an den Strand gespült wird. Wir werden selbstverständlich die nahen Küstenstriche überwachen.«
    »Wenn er am Leben ist, sagte ich, dann möchte ich ihn eingefangen haben, verstanden? Bevor er das Festland erreicht! Ist das klar, Brasher?«
    Der Oberwachtmeister holte tief Luft, dann sagte er seufzend: »Ja, Sir. Wie Sie wollen.« Er wandte sich mit einem Blick ab, der dem Direktor zu verstehen gab, daß nur das Protokoll ihn an einem zusätzlichen Kommentar hinderte.
    Als der Beamte gegangen war, saß der Direktor fünf Minuten lang und biß seinen Daumen. Dann griff er zum Tischtelefon.
    »Lester, ich möchte die Akte Grayle; alles, was wir über den Mann haben.«
    »Da ist nicht sehr viel, Direktor. Sie werden sich erinnern, daß er von Leavenworth-Ost hierher verlegt wurde.«
    »Ich möchte sehen, was wir haben. Leavenworth muß die Akte damals geschickt haben.«
    »Ich werde mich darum kümmern, Sir.« Lester zögerte. »Ist es wahr, was erzählt wird? Es heißt, er habe die Seite oder das Dach eines Gefangenentransporters durchbrochen …«
    »Das ist eine Übertreibung! Lassen Sie sich nicht verleiten, solche verdammten Gerüchte zu verbreiten, Lester!«
    »Natürlich nicht. Ich wußte, daß es lächerlich ist, solche …«
    »Ich möchte die Unterlagen sofort, Lester«, unterbrach der Direktor ungeduldig. »Setzen Sie sich außerdem mit Pyle in Leavenworth in Verbindung und sehen Sie zu, ob Sie sonst noch was über Grayle in Erfahrung bringen können. Erkundigen Sie sich beim Heerespersonalarchiv und beim FBI. Ich wünsche eine möglichst lückenlose Information.«
    »Ziemlich viel Aufhebens um einen Mann, finden Sie nicht, Sir? Ich meine …«
    »Dieser Mann hat meinen Ruf in seiner Tasche, Lester! Ich möchte alles wissen, was es über ihn zu wissen gibt – nur für den Fall, daß wir ihn morgen früh nicht auf irgendeiner Schlickbank finden, wo die Ebbe ihn zurückgelassen hat!«
    »Selbstverständlich. Wissen Sie, Direktor, einige Leute hier in der Verwaltung sagen, Grayle habe seine Zeit abgesessen, sei aber nicht entlassen worden, weil die Unterlagen verlorengegangen seien. So habe er die Dinge schließlich selbst in die Hand genommen …«
    »Unsinn. Er wäre in neunzig Tagen frei gewesen. Die Begnadigung war ihm so gut wie sicher, und er wußte es. Beschaffen Sie mir jetzt die Akte, Lester, und hören Sie auf, Gerüchte zu kolportieren.«
     
2
     
    Grayle lag an einem Ufer in schweflig riechendem, schwarzem Schlick und wandte sein Gesicht weg vom heulenden Wind, der ihn mit prasselndem Regen überschüttete. Er ruhte eine Weile aus, bis Schwindel und Schwächegefühl etwas nachließen, dann kroch er auf dem Bauch weiter die Uferbank hinauf, erreichte etwas festeren Grund und krabbelte auf allen Vieren durch ein Mangrovendickicht. Wolckenbruch und Dunkelheit machten es ihm unmöglich, weiter zu sehen als seine Hand reichen konnte. Ein großer Baum bot geringfügigen Schutz gegen den peitschenden Wind und Regen. Er setzte sich mit dem Rücken gegen die Leeseite des Stammes und begann, Streifen aus seiner durchnäßten Sträflingskleidung zu reißen, mit denen er sein heftig schmerzendes Bein verband. Seine linke Rückenhälfte war steif und brannte wie Feuer.
    Ungefähr einen Kilometer entfernt brauste ein Wagen mit rotem Blinklicht die Landstraße entlang. Die Scheinwerfer wurden von den unaufhörlich niedergehenden Regenvorhängen ertränkt. Grayle stand mühsam auf und tastete sich etwas parallel zum Ufer weiter, immer im Schutz von Kiefern und immergrünen Eichen. Der Boden war schlüpfrig, und weil er nicht wußte, wohin er trat, fiel er wiederholt über Baumwurzeln und morsche Stücke. Er rannte beinahe gegen die Hütte, bevor er sie sah: eine schwarze Bretterwand aus Pfählen, darüber ein triefendes Dach aus Welleternit, dunkel und still unter den windgeschüttelten Bäumen und dem alles auslöschenden Geräusch des Regens. Es sah wie ein Wochenendhäuschen aus. Ein kleiner Wagen

Weitere Kostenlose Bücher