Duell der Zauberer
Haar war zurückgeworfen, und auf seinem Gesicht stand der Jubel über den Erfolg. Lelldorin sollte ihn immer so in Erinnerung behalten.
»Torasin! Paß auf!« schrie Lelldorin, doch es war zu spät. Die malloreanische Antwort auf den asturischen Pfeilhagel war ein Gegensturm. Von hundert Katapulten, die hinter den niedrigen Hügeln im Norden verborgen waren, schoß eine Wolke aus Steinen und Luft und regnete auf die dichtgedrängten Reihen am Ufer nieder. Ein Stein, etwas größer als der Kopf eines Mannes, traf Torasin mitten auf die Brust und warf ihn zu Boden.
»Torasin!« Lelldorins Schrei klang schmerzerfüllt, als er zu seinem getroffenen Vetter lief. Torasin hatte die Augen geschlossen, aus seiner Nase strömte Blut. Seine Brust war zerschmettert.
»Helft mir!« rief Lelldorin einer Gruppe von Leibeigenen zu, die in der Nähe standen. Gehorsam folgten sie seinem Ruf, aber ihre Augen sagte lauter als Worte, daß Torasin bereits tot war.
Baraks Gesicht war freudlos, als er am Ruder seines großen Schiffes stand. Seine Männer tauchten die Ruder im Rhythmus einer dumpfen Trommel ins Wasser und ließen das Schiff schnell flußabwärts gleiten.
König Anheg von Cherek lehnte an der Reling. Er hatte den Helm abgenommen, so daß die kühle Luft ihm den Rauchgestank aus den Haaren wehen konnte. Er sah ebenso grimmig drein wie sein Vetter. »Wie, glaubst du, stehen ihre Chancen?« fragte er.
»Nicht sehr gut«, antwortete Barak offen. »Wir haben nie damit gerechnet, daß wir in Thull Mardu gegen die Murgos und die Malloreaner kämpfen müßten. Die Armee ist durch den Fluß geteilt, und beide Hälften sind dem Gegner zahlenmäßig weit unterlegen. Ich fürchte, sie haben eine schlimme Zeit durchzustehen.« Er blickte über die Schulter auf das halbe Dutzend kleiner, schlanker Boote zurück, die im Kielwasser seines großen Schiffes schwammen. »Bleibt dichter zusammen!« bellte er die Männer in den Booten an.
»Malloreaner voraus! Am Nordufer!« rief der Ausguck im Mast. »Etwa eine halbe Meile voraus!«
»Setzt die Decks unter Wasser«, befahl Barak.
Die Seeleute ließen an langen Seilen Eimer über die Reling hinab, schöpften Wasser und tränkten damit die hölzernen Decks.
»Gib den Schiffen hinter uns das Signal«, befahl Anheg dem bärtigen Seemann, der im Heck des Schiffes stand. Der Mann nickte, drehte sich um und hob eine große Flagge, die an einem langen Stab befestigt war. Er begann sie lebhaft zu schwenken, um so den Schiffen hinter ihnen Zeichen zu geben.
»Seid vorsichtig mit dem Feuer!« rief Barak den Männer zu, die sich um eine erhöhte Plattform drängten, die mit Kies gefüllt und mit glühenden Kohlen bedeckt war. »Wenn ihr das Schiff in Brand steckt, müßt ihr bis ins Meer des Ostens schwimmen.«
Unmittelbar vor der Plattform standen, aufgerichtet und schußbereit, drei schwere Katapulte.
König Anheg spähte zu den Malloreanern hinüber, die sich um etwa ein Dutzend am Nordufer aufgebaute Belagerungsmaschinen scharten. »Wir sollten die Pfeilboote losschicken«, schlug er vor.
Barak grunzte und winkte den sechs Booten in seinem Kielwasser zu. Als Antwort darauf schossen die schlanken Boote vor. Im Bug eines jeden Pfeilbootes stand ein Katapult mit langem Ausleger, das mit Bündeln von Pfeilen bestückt war. Unterstützt von der Strömung, jagten die Boote vorbei.
»Ladet die Maschinen!« brüllte Barak den Männern um das Kohlebecken zu. »Und laßt nichts auf meine Decks fallen!«
Mit langen Eisenhaken hoben die Seeleute drei große Tonkrüge aus den Kohlen. Die Krüge enthielten eine siedende Mixtur aus Teer, Pech und Steinöl. Sie wurden rasch in Teerfässer getaucht und dann hastig in steinölgetränkte Lappen gewickelt. Dann wurden sie in die Körbe der wartenden Maschinen gestopft.
Als die Pfeilboote, schnell wie Windhunde, ans Ufer steuerten, wo die Malloreaner sich abmühten, ihre Katapulte auszurichten, wurden die Pfeilbündel plötzlich durch die langen Ausleger der cherekianischen Maschinen hoch in die Luft geschossen. Die Pfeile stiegen rasch auf und verlangsamten ihren Flug auf dem Höhepunkt ihrer Bahn, wobei sie sich breit auffächerten. Dann fielen sie als todbringender Regen auf die rotgekleideten Malloreaner.
Baraks Schiff, das unmittelbar hinter den Pfeilbooten fuhr, hielt auf das dicht bewachsene Flußufer zu. Der rotbärtige Mann hatte das Steuer mit beiden Händen ergriffen und starrte angespannt zu seinem Katapultmeister hinüber, einem graubärtigen
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