Duell der Zauberer
heißen Wind, der die Oberfläche des Flusses kräuselte. Das Gras neigte sich vor ihm, und der Nebel begann zu brodeln wie ein lebendiges Wesen, das sich unter der Berührung des trockenen Windes wand.
Ce’Nedra konnte jetzt die noch immer brennende Stadt Thull Mardu sehen und die Infanterie, die auf der Ebene neben dem Fluß Stellung bezogen hatte.
Der heiße, staubige Wind blies kräftiger, und der Nebel, so substanzlos wie die Gedanken, die ihn hatten entstehen lassen, löste sich auf, und die Morgensonne brach durch und badete das Feld in goldenem Licht.
»Polgara!« rief Durnik plötzlich angstvoll.
Ce’Nedra schoß herum, um gerade noch zu sehen, wie Polgara, tödlich blaß, langsam zu Boden sank.
17
L elldorin von Wildantor war nervös an den Reihen seiner Bogenschützen auf- und abgegangen und immer wieder stehengeblieben, um zu lauschen, ob er aus dem Nebel irgendein Geräusch hören konnte. »Kannst du etwas hören?« fragte er einen tolnedrischen Legionär drängend, der in der Nähe stand.
Der Tolnedrer schüttelte den Kopf.
Dieselbe geflüsterte Frage ertönte an verschiedenen Stellen in dem Nebel.
»Kannst du etwas hören?«
»Kannst du etwas hören?«
Irgendwo an der Front klirrte es leise.
»Da!« schrien fast alle einstimmig.
»Noch nicht!« fuhr Lelldorin einen seiner Landsleute an, der schon den Bogen hob. »Das könnte auch nur ein verwundeter Thull sein. Spart eure Pfeile.«
»Ist das Wind?« fragte einer der drasnischen Lanzenträger. »Bitte, Belar, laß es Wind sein!«
Lelldorin starrte in den Nebel, nervös an seiner Bogensehne zupfend.
Dann spürte er einen sanften Hauch auf den Wangen.
»Wind!« jubelte jemand.
»Wind!« Das Wort verbreitete sich in der ganzen Armee. Dann erstarb der schwache Hauch, und wieder setzte sich der Nebel, anscheinend dichter denn je.
Irgend jemand stöhnte bitterlich.
Dann waberte der Nebel und begann sich träge zu bewegen. Es war ein Wind!
Lelldorin hielt den Atem an.
Der Nebel lichtete sich langsam, floß grau wie Wasser über den Boden.
»Da draußen bewegt sich was!« bellte ein Tolnedrer. »Macht euch bereit!«
Der fließende Nebel bewegte sich rascher, wurde dünner, schmolz in dem heißen, staubigen Wind, der das Tal hinunter wehte. Lelldorin strengte seine Augen an, um bis zur Front sehen zu können. Dort bewegten sich Gestalten, kaum mehr als siebzig Schritte von der Infanterie entfernt.
Als ob all sein hartnäckiger Widerstand auf einmal gebrochen war, flimmerte der Nebel und löste sich auf, die Sonne kam wieder zum Vorschein. Das gesamte Feld vor ihnen war voller Malloreaner. Ihre stetige Vorwärtsbewegung gefror auf der Stelle, und sie zuckten im plötzlichen Sonnenschein zusammen.
»Jetzt!« rief Lelldorin, seinen Bogen hebend. Hinter ihm vollführten seine Bogenschützen wie ein Mann dieselbe Bewegung, und mit einem tiefen, dröhnenden Ton wurden tausend Bogensehnen gleichzeitig losgelassen. Ein pfeifender Pfeilregen flog über die Köpfe der Infanterie, schien einen Augenblick bewegungslos in der Luft zu hängen und senkte sich dann auf die dichten Reihen der Malloreaner.
Der schleichende Angriff der Malloreaner, schwankte oder zögerte nicht, er löste sich einfach auf. Mit einem lauten, seufzenden Stöhnen fielen ganze Regimenter unter dem Sturm der asturischen Pfeile.
Lelldorins Hand flog zu dem Wald von Pfeilen, der vor ihm im Boden steckte. Mit einer fließenden Bewegung legte er einen neuen Pfeil auf die Sehne, spannte und schoß. Dann wieder – und wieder. Die Wolke aus Pfeilen spannte sich wie eine Brücke über die Infanterie und dezimierte die Malloreaner.
Der Ansturm der asturischen Pfeile ging unaufhörlich weiter, und die toten Malloreaner häuften sich, als hätte eine gewaltige Sense sie niedergemäht.
Und dann schmetterte Mandorallens Horn seine Herausforderung, die Reihen der Bogenschützen und Infanterie öffneten sich, und die Erde erbebte unter den donnernden Hufen der mimbratischen Schlachtrösser.
Der Pfeilhagel und der unerbittliche Angriff, dem sie sich ausgesetzt sahen, nahmen den Malloreanern den Mut. Sie machten kehrt und flohen.
Fröhlich lachend, senkte Lelldorins Vetter Torasin seinen Bogen, um den ziellos flüchtenden Angarakanern, Spottrufe hinterherzuschicken. »Wir haben es geschafft, Lelldorin!« rief er lachend. »Wir haben sie in die Flucht geschlagen!« Er hatte sich halb von dem mit Toten übersäten Schlachtfeld abgewandt. Er hielt den Bogen in den Händen, das dunkle
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