Duell der Zauberer
alten Seemann mit Armen wie Eichenstämmen. Der Katapultmeister spähte durch eine Reihe von Kerben, die vor seinen Maschinen in die Reling gehauen waren. Über seinem Kopf hielt er einen langen weißen Stab, mit dem er die Richtung anzeigte, indem er ihn nach links oder rechts schwenkte. Barak bewegte das Ruder peinlich genau nach diesen Anweisungen. Dann wurde der Stab scharf heruntergerissen, und Barak hielt das Steuer mit eisernem Griff umklammert. Die Lappen, die um die Krüge gewickelt waren, gingen in Flammen auf, als sie von den bereitgehaltenen Fackeln berührt wurden.
»Schießt!« brüllte der Katapultmeister. Mit donnerndem Krachen schossen die Ausleger vor und jagten die brennenden Krüge mit ihrem tödlichen Inhalt in hohem Bogen auf die Malloreaner und ihre Maschinen zu. Beim Aufprall öffneten sich die Krüge und spuckten Feuer. Die malloreanischen Katapulte wurden unter den Flammen begraben.
»Guter Schuß«, bemerkte Anheg sachverständig.
»Kinderspiel.« Barak zuckte die Achseln. »Ein Geschützstand am Ufer ist keine besonders große Herausforderung.« Er warf einen Blick zurück. Die Pfeilboote von Greldiks Schiff drehten bei, um die Malloreaner mit weiteren Pfeilen zu überschütten, und die Katapulte auf dem Schiff seines bärtigen Freundes waren geladen und schußbereit. »Malloreaner scheinen auch nicht klüger zu sein als Murgos. Ihnen ist wohl nie in den Sinn gekommen, daß wir zurückschießen könnten!«
»Ein typischer Fehler der Angarakaner«, erwiderte Anheg. »Er zeigt sich in allen ihren Schriften. Torak hat nie zu kreativem Denken ermuntert.«
Barak warf seinem Vetter einen nachdenklichen Blick zu. »Weißt du, was ich glaube, Anheg? Ich glaube, du hast das ganze Theater in Riva wegen Ce’Nedra und der Armee, meine ich – veranstaltet, ohne es ganz ernst zu meinen. Du bist zu intelligent, um dich bei etwas, das eigentlich gar nicht so wichtig ist, so stur zu stellen.«
Anheg zwinkerte ihm zu.
»Kein Wunder, daß man dich Anheg den Listenreichen nennt«, lachte Barak. »Aber wozu das alles?«
»Es hat Brand den Wind aus den Segeln genommen.« Der König von Cherek grinste. »Er war der einzige, der Ce’Nedra hätte aufhalten können, wenn ich ihm Gelegenheit dazu gegeben hätte. Rivaner sind sehr konservativ, Barak. Ich habe mich auf Brands Seite geschlagen und das Reden übernommen. Als ich dann schließlich nachgab, habe ich ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.«
»Du warst sehr überzeugend. Ich dachte eine Zeitlang, dein Verstand hätte nachgelassen.«
»Vielen Dank«, sagte der cherekische König mit einer spöttischen Verbeugung. »Wenn man ein Gesicht hat wie ich, denken die Leute gern das Schlechteste von einem. Manchmal ist das ganz nützlich. Hier kommen die Algarier.« Er deutete auf die Hügel hinter den brennenden malloreanischen Gefechtsständen. Ein Reitertrupp fegte über die Hügelkuppen und fiel wie ein Rudel Wölfe über die Malloreaner her.
Anheg seufzte. »Ich wüßte zu gern, was mit den anderen in Thull Mardu ist«, sagte er. »Aber das werden wir wohl nie erfahren.«
»Wahrscheinlich nicht«, pflichtete Barak ihm bei. »Letztendlich werden wir alle versenkt, wenn wir erst einmal im Meer des Ostens sind.«
»Aber wir nehmen viele Malloreaner mit, nicht wahr, Barak?«
Baraks Antwort bestand aus einem finsteren Grinsen.
»Ich finde die Vorstellung zu ertrinken nicht besonders angenehm«, meinte Anheg, eine Grimasse schneidend.
»Vielleicht hast du Glück und bekommst einen Pfeil in den Bauch.«
»Herzlichen Dank«, sagte Anheg mißmutig.
Etwa eine Stunde später waren drei weitere Stellungen der Angarakaner am Ufer zerstört, und danach wurde das Land entlang des Flusses sumpfig und flach, ein Dickicht aus Rohr und Schilf. Auf Anhegs Befehl wurde ein mit Feuerholz hochbeladenes Floß an einem abgestorbenen Strauch festgebunden und in Brand gesteckt. Als das Feuer gut brannte, wurden eimerweise grünliche Kristalle hineingeschüttet. Eine dicke, grüne Rauchsäule stieg in den blauen Himmel empor.
»Hoffentlich kann Rhodar das sehen.« Der König von Cherek runzelte die Stirn.
»Wenn nicht er, dann die Algarier«, meinte Barak. »Sie werden es ihm sagen.«
»Ich hoffe nur, er hat noch genug Zeit, seinen Rückzug anzutreten.«
»Ich auch«, sagte Barak. »Aber wie du schon sagtest, wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.«
König Cho-Hag, der Anführer aller Clans von Algarien, saß auf seinem Pferd neben König Korodullin von
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