Duell der Zauberer
Arendien. Der Nebel hatte sich inzwischen fast aufgelöst, und nur ein leichter Dunstschleier hing noch in der Luft. Nicht weit von ihnen saßen die Zauberzwillinge Beltira und Belkira völlig erschöpft von ihren Anstrengungen nebeneinander auf der Erde. Sie atmeten schwer und hielten die Köpfe gesenkt. Cho-Hag schauderte innerlich, wenn er daran dachte, was hätte passieren können, wenn die beiden liebenswerten alten Männer nicht gewesen wären. Die grauenhaften Illusionen, die die Grolims unmittelbar vor dem Sturm hatten entstehen lassen, hatten selbst das Herz der tapfersten Krieger mit Schrecken erfüllt. Dann hatte der Sturm mit seiner betäubenden Wucht die Armee heimgesucht, und schließlich war dieser erstickende Nebel gekommen. Die beiden alten Zauberer hatten sich jedoch jedem Angriff der Grolims gestellt und ihn mit ruhiger Entschlossenheit überwunden. Jetzt kamen die Murgos, und es war die Zeit für Stahl statt Zauberei.
»Ich würde sie noch etwas näher kommen lassen«, sagte Cho-Hag mit seiner leisen Stimme, während er mit Korodullin das Meer von Murgos beobachtete, das sich den Reihen der drasnischen Lanzenträger und tolnedrischen Legionäre näherte.
»Seit Ihr Euch Eurer Strategie gewiß, Cho-Hag?« fragte der junge arendische König. »Von jeher war es Brauch der Ritter von Mimbre, sich einem Angriff frontal zu stellen. Euer Vorschlag, die Flanken anzugreifen, verwirrt mich.«
»Dabei werden mehr Murgos umkommen, Korodullin«, antwortete Cho-Hag, seine schwachen Beine in den Steigbügeln bewegend. »Wenn deine Ritter beide Flanken angreifen, wirst du ganze Regimenter das Feindes von dem Haupttrupp abschneiden. Dann kann die Infanterie sie übernehmen.«
»Es ist ein seltsames Gefühl für mich, mit Fußtruppen gemeinsam vorzugehen«, gestand Korodullin.
»Du bist damit nicht allein, mein Freund«, sagte Cho-Hag. »Für mich ist es genauso fremd, wie für dich. Aber es wäre doch nicht gerecht, wenn wir den Fußtruppen nicht wenigstens ein paar Murgos überließen, nicht wahr? Sie haben schließlich einen langen Marsch hinter sich.«
Der König von Arendien dachte ernsthaft darüber nach. Ihm fehlte offensichtlich jeder Sinn für Humor. »Das hatte ich nicht bedacht«, gab er zu. »Es wäre äußerst selbstsüchtig von uns, ihnen einen Teil der Schlacht abzusprechen, wie ich gestehen muß. Was glaubt Ihr, wie viele Murgos ihr gerechter Anteil wären?«
»Ach, ich weiß nicht«, erwiderte Cho-Hag mit unbewegtem Gesicht. »Ein paar tausend oder so, denke ich. Wir wollen nicht geizig erscheinen – aber wir müssen auf der anderen Seite auch nicht übertrieben großzügig sein.«
Korodullin seufzte. »Eine schwierige Gratwanderung, König Cho-Hag – diese feine Trennlinie zwischen Geiz und Verschwendung.«
»Ein Preis, den man für seine Stellung als König zahlen muß, Korodullin.«
»Sehr wahr, Cho-Hag, sehr wahr.« Der junge König von Arendien seufzte wieder und konzentrierte sich ganz auf das Problem, wie viele der herannahenden Murgos er wohl verschenken konnte. »Glaubt Ihr, daß zwei Murgos pro Kopf jene, die zu Fuß kämpfen, zufriedenstellen werden?« fragte er zögernd.
»Das erscheint mir gerecht.«
Darauf lächelte Korodullin erleichtert. »Dann ist das die Menge, die wir ihnen zugestehen wollen«, erklärte er. »Ich habe noch nie Murgos verteilt, aber es ist doch bei weitem nicht so schwierig, wie ich befürchtet hatte.«
König Cho-Hag begann zu lachen.
Ariana legte ihre Arme um Lelldorins Schultern und zog ihn sanft von dem Strohlager fort, auf dem die Leiche seines Vetters lag.
»Kannst du nicht irgend etwas tun, Ariana?« flehte er tränenüberströmt. »Vielleicht irgendein Verband oder ein Umschlag.«
»Er ist jenseits meiner Kunst, mein Gemahl«, erwiderte Ariana sanft, »und ich teile Euren Kummer über seinen Tod.«
»Sag das nicht, Ariana. Torasin kann nicht tot sein.«
»Es tut mir leid, mein Gemahl«, sagte sie schlicht. »Er ist von uns gegangen, und keine Medizin und keine Kunst kann ihn wieder zurückholen.«
»Aber Polgara kann es«, erklärte Lelldorin plötzlich. Eine unmögliche Hoffnung glomm in seinen Augen auf. »Schick nach Polgara.«
»Ich habe niemanden, den ich schicken könnte«, sagte Ariana mit einem Blick auf das improvisierte Zelt, in dem sie mit Taiba und einigen anderen für die Verwundeten sorgte. »Die verwundeten Männer hier verlangen unsere ganze Aufmerksamkeit und Pflege.«
»Dann gehe ich selbst«, sagte Lelldorin, dem
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