Duell der Zauberer
kein Duell, denn bei einem Duell gelten gewisse Anstandsregeln. Die beiden Könige hieben mit elementarer Brutalität aufeinander ein, und jahrtausendealter, aufgestauter Haß kochte in ihrem Blut. Taur Urgas, dessen Verstand jetzt restlos umwölkt war, schluchzte und redete irre, während er das Schwert gegen seinen Feind schwang. Cho-Hag, eiskalt und mit dem Arm so schnell wie die zuckende Zunge einer Schlange, wich den Hieben des Murgos aus, fing sie mit seinem Säbel ab und ließ seine Klinge wie ein Peitsche knallen, die den König der Murgos wieder und wieder auf Schultern und Gesicht traf.
Die beiden Armeen wichen, wie betäubt von der Wildheit des Zweikampfes, zurück und machten den berittenen Königen Platz für ihre tödliche Auseinandersetzung.
Obszönitäten geifernd, hieb Taur Urgas wie wahnsinnig auf die ungreifbare Gestalt seines Gegners ein, doch Cho-Hag wich kühl aus, parierte und ließ seinen singenden Säbel in das blutende Gesicht des Murgos schnellen.
Schließlich, jenseits aller Grenzen der Vernunft, die ihm noch geblieben war, drängte Taur Urgas mit einem tierischen Aufschrei sein Pferd unmittelbar neben Cho-Hag. Aufrecht in den Steigbügeln stehend, das Schwert wie eine Axt in beiden Händen, holte er aus, um seinen Feind für immer zu zerschmettern. Cho-Hag ließ sein Pferd jedoch zur Seite tänzeln und schlug schon mit aller Kraft zu, als Taur Urgas noch zu seinem Hieb ansetzte. Mit einem stählernen Knirschen fuhr sein Säbel durch das blutrote Kettenhemd des Murgos und durchbohrte den angespannten Körper, um auf seinem Rücken wieder auszutreten.
Taur Urgas, der in seinem Wahn nicht spürte, daß er einen tödlichen Schlag erlitten hatte, hob noch einmal sein Schwert, doch die Kraft strömte aus seinen Armen, und das Schwert entfiel seinem Griff. Mit ungläubigem Staunen starrte er den Säbel an, der aus seiner Brust ragte, blutiger Schaum schoß ihm aus dem Mund. Er hob seine Hände wie Klauen, als ob er seinem Feind das Gesicht zerkratzen wollte, aber Cho-Hag schlug ihm verächtlich die Hände weg, während er die schlanke, gekrümmte Klinge aus dem Körper des Murgos zog. »Und so endet es, Taur Urgas«, erklärte er eisig.
»Nein!« krächzte Taur Urgas und versuchte, einen schweren Dolch aus seinem Gürtel zu ziehen.
Cho-Hag beobachtete gelassen seine wirkungslosen Bemühungen.
Plötzlich quoll dunkles Blut aus dem Mund des Murgokönigs, und er rutschte aus dem Sattel. Mühsam, Blut hustend, kämpfte Taur Urgas sich auf die Füße, den Mann, der ihn gerade tödlich getroffen hatte, verfluchend.
»Trotzdem, guter Kampf«, sagte Cho-Hag mit einem freudlosen Lächeln, dann wandte er sich ab, um davonzureiten.
Taur Urgas fiel zu Boden, seine Hände krallten sich in ohnmächtiger Wut in die weiche Erde. »Komm zurück und kämpfe!« schluchzte er.
»Komm zurück!«
Cho-Hag sah über die Schulter zurück. »Tut mir leid, Eure Majestät«, antwortete er, »aber ich habe dringende Angelegenheiten zu erledigen. Das verstehst du doch sicher.« Und damit ritt er davon. »Komm zurück!« flehte Taur Urgas. Er spuckte Blut und Verwünschungen, die Finger ins Gras gekrallt. »Komm zurück!« Dann brach er zusammen. »Komm zurück und kämpfe«, keuchte er schwach. Das letzte, was König Cho-Hag von ihm sah, war, wie der sterbende König von Cthol Murgos mit dem Gesicht im Dreck lag und seine zitternden Finger in die Erde grub.
Ein Stöhnen entrang sich den Reihen der Murgos, und von den Algariern ertönte Jubelgeschrei, als Cho-Hag siegreich zu seiner Armee zurückkehrte.
»Da kommen sie wieder«, verkündete General Varana mit kühler Sachlichkeit, während er die neue Welle der Malloreaner beobachtete. »Wo bleibt bloß das Signal?« fragte Rhodar, der angespannt flußabwärts sah. »Was treibt Anheg denn da unten?«
Die vorderen Reihen der Malloreaner prallten auf die Armee. Die drasnischen Lanzenreiter stießen mit ihren langen, breiten Speeren zu und richteten unter den rotgekleideten Angreifern erheblichen Schaden an. Die Legionäre hatten ihre Schilde in der Formation einer dichten Mauer erhoben, gegen die die Malloreaner vergebens anliefen. Auf einen scharf gebellten Befehl hin drehten die Legionäre ihre Schilde leicht zur Seite, und jeder stieß seine Lanze durch die schmale Lücke zwischen seinem eigenen Schild und dem seines Nachbarn. Die tolnedrischen Lanzen waren zwar nicht so lang wie die drasnischen Piken, aber lang genug. Ein gewaltiger Aufschrei lief durch die
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