Duell der Zauberer
fliehen, oder nicht?«
»Selbstverständlich.«
»Ich auch. Meine Truppen werden die Malloreaner in den Gräben abschlachten, und dann können wir gemeinsam Fersengeld geben.«
»Ich traue dir nicht, Drosta«, sagte Rhodar unverblümt.
»Rhodar«, sagte Drosta mit gespielter Enttäuschung, »wie kannst du einem alten Freund so etwa sagen?« Wieder kicherte er, schrill und nervös.
»Ich möchte wissen, warum du mitten in der Schlacht die Seiten wechselst, vor allem, wenn deine Seite dabei ist, zu gewinnen.«
»Rhodar, in meinem Reich wimmelt es von Malloreanern. Wenn ich dir nicht helfe, sie zu schlagen, wird ’Zakath Gar og Nadrak einfach verschlingen. Aber es ist eine lange und zu komplizierte Geschichte, um sie jetzt zu erzählen. Willst du meine Hilfe annehmen?«
»Ich nehme alle Hilfe, die ich bekommen kann.«
»Gut. Vielleicht können wir uns später betrinken und über alles reden, aber im Moment sollten wir hier verschwinden, ehe ’Zakath davon hört und persönlich hinter mir her ist.« Der König von Gar og Nadrak lachte wieder, dasselbe schrille, nahezu hysterische Lachen wie schon vorher. »Ich habe es geschafft, Rhodar«, jubelte er. »Ich habe es tatsächlich geschafft, ’Zakath von Mallorea zu verraten und davonzukommen.«
»Noch bist du nicht davongekommen, Drosta«, sagte Rhodar trocken.
»Aber ich werde es, wenn wir schnell genug sind, Rhodar, und im Moment habe ich die rechte Lust zu einem Rennen.«
’Zakath, Kaiser des grenzenlosen Mallorea, war ein Mann mittlerer Größe, mit glänzendem, schwarzem Haar und heller, olivefarbener Haut. Seine Züge waren regelmäßig, er sah sogar gut aus, aber sein Blick wirkte gehetzt, als würde er von einer tiefsitzenden Niedergeschlagenheit gequält. Er mochte etwa fünfunddreißig Jahre alt sein, und er trug ein einfaches Leinengewand ohne Schmuck oder Abzeichen, die seinen hohen Rang verrieten.
Sein Pavillon stand in der Mitte des malloreanischen Lagers, einer ausgedehnten Ansammlung von Zelten, die auf der Ebene von Mishrak ac Thull aufgeschlagen war. Der Lehmboden des Pavillons war mit kostbaren malloreanischen Teppichen bedeckt, und die glänzend polierten Tische und Stühle waren mit Gold und Perlmutt eingelegt. Kerzen verbreiteten warmes Licht. Irgendwo in der Nähe spielte eine kleine Gruppe von Musikanten gedämpfte Melodien in Moll.
In Gesellschaft des Kaisers befand sich einzig eine noch junge Katze, eine gewöhnliche Tigerkatze mit der hochgewachsenen, langbeinigen Ungeschicklichkeit, die den Jungtieren ihrer Rasse eigen ist. Während ’Zakath sie mit einer Art trauriger Belustigung beobachtete, schlich sich die kleine Katze an ein zusammengeknülltes Pergament heran. Ihre Pfoten bewegten sich lautlos über den Teppich, ihr Gesicht war angespannt vor Konzentration.
Als Prinzessin Ce’Nedra und ihre Freunde in den Pavillon geführt wurden, hob ’Zakath, der auf einem niedrigen, mit Kissen gepolsterten Diwan saß, seine Hand, um Schweigen zu gebieten, die Augen noch immer auf die Katze geheftet. »Sie jagt«, murmelte der Kaiser mit lebloser Stimme.
Die Katze pirschte näher an ihre Beute heran, drehte sich und bewegte nervös die Hinterbeine. Ihr Körper wand sich von links nach rechts, der Schwanz peitschte hin und her. Dann sprang sie auf das Pergament. Die Kugel knisterte beim Aufprall, und verwirrt schoß das Tier in die Höhe. Es stieß versuchsweise mit der Pfote gegen die Kugel und hatte plötzlich ein neues Spiel gefunden. Sie stieß die Kugel mit sanften Pfotenhieben über den Boden und hüpfte mit linkischer Begeisterung hinter ihr her.
’Zakath lächelte traurig. »Eine junge Katze«, sagte er, »die noch viel zu lernen hat.« Er erhob sich elegant und verbeugte sich vor Ce’Nedra. »Eure Kaiserliche Hoheit«, begrüßte er sie förmlich. Seine Stimme war klangvoll, aber eigenartig leblos.
»Eure Kaiserliche Majestät«, antwortete Ce’Nedra, höflich den Kopf neigend.
»Bitte, Herr«, sagte ’Zakath zu Durnik, der die immer noch benommene Polgara stützte, »laßt die Dame hier ruhen.« Er deutete auf den Diwan. »Ich werde nach meinen Ärzten schicken, die sich um ihre Unpäßlichkeit kümmern werden.«
»Eure Majestät ist zu freundlich.« Ce’Nedras Lippen formten die üblichen Phrasen, aber ihre Augen suchten in ’Zakaths Gesicht nach Anzeichen für seine wahren Absichten. »Es ist überraschend, eine solche Höflichkeit anzutreffen – unter diesen Umständen.«
Er lächelte wieder sein seltsames
Weitere Kostenlose Bücher