Duell der Zauberer
den Sinn zu kommen, daß seine Ansprüche ihr Wohlbefinden in irgendeiner Weise beeinträchtigen könnten.
»Wo hat König Rhodar seine militärische Ausbildung erhalten?« fragte ’Zakath sie während einer dieser nächtlichen Unterhaltungen. »Meine Informationen über ihn erwähnen überhaupt nichts von einem solchen Talent.« Der Kaiser saß tief in den purpurfarbenen Kissen eines gepolsterten Sessels. Goldenes Kerzenlicht spielte auf seinem Gesicht, und seine Katze lag dösend in seinem Schoß.
»Ich weiß es wirklich nicht, Eure Majestät«, antwortete Ce’Nedra, geistesabwesend mit dem Ärmel des hellen Seidengewandes spielend, das man ihr kurz nach ihrer Ankunft gegeben hatte. »Ich habe Rhodar erst letzten Winter kennengelernt.«
»Sehr seltsam«, grübelte ’Zakath. »Wir hatten immer angenommen, daß er nur ein törichter alter Mann sei, der seine junge Frau vergöttert. Wir hatten ihn nie als mögliche Bedrohung eingestuft. Wir haben unser Augenmerk auf Brand und Anheg gerichtet. Brand ist zu bescheiden, um einen guten Führer abzugeben, und Anheg schien zu unberechenbar zu sein, um uns ernsthafte Sorgen zu bereiten. Dann tauchte Rhodar aus dem Nichts auf und übernahm das Kommando. Die Alorner sind ein Rätsel, nicht wahr? Wie kann ein vernünftiges tolnedrisches Mädchen, wie Sie es sind, diese Leute ertragen?«
Sie lächelte kurz. »Sie haben auch einen gewissen Charme, Eure Majestät«, sagte sie keck.
»Wo ist Belgarion?« Die Frage kam ohne jede Vorwarnung.
»Das wissen wir nicht, Eure Majestät«, antwortete Ce’Nedra ausweichend. »Die Dame Polgara war außer sich, als er sich davongeschlichen hat.«
»In Gesellschaft von Belgarath und Kheldar«, setzte der Kaiser hinzu. »Wir haben von der Suche nach ihnen gehört. Sagt mir, Prinzessin, hat er zufällig Cthrag Yaska bei sich?«
»Cthrag Yaska?«
»Den brennenden Stein – den ihr im Westen das ›Auge Aldurs‹ nennt.«
»Ich bin nicht bereit, darüber zu sprechen, Eure Majestät«, sagte sie spröde, »und ich bin überzeugt, daß Ihr zu höflich seid, um die Information aus mir herauszuzwingen.«
»Prinzessin«, sagte er tadelnd.
»Es tut mir leid, Eure Majestät«, entschuldigte sie sich mit dem raschen, mädchenhaften Lächeln, das immer ihre letzte Zuflucht war.
’Zakath lächelte sanft. »Ihr seid eine gerissene junge Frau, Ce’Nedra.«
»Ja, Eure Majestät«, gab sie zu. »Was hat Euch und Taur Urgas veranlaßt, Eure Feindschaft zu begraben und Euch gegen uns zu vereinen?« Sie wollte ihm zeigen, daß auch sie überraschende Fragen stellen konnte.
»In unserem Angriff lag keine Einheit, Prinzessin«, erwiderte er. »Ich habe lediglich auf Taur Urgas reagiert.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Solange er in Rak Goska blieb, war ich völlig zufrieden, in Thull Zelik zu bleiben, aber sobald er begann, nach Norden zu marschieren, mußte ich handeln. Das Land der Thulls ist von zu großer strategischer Wichtigkeit, als daß man es von einer feindlichen Macht besetzen lassen könnte.«
»Und was jetzt, ’Zakath?« fragte Ce’Nedra dreist. »Taur Urgas ist tot. Wohin wollt Ihr Euch jetzt auf die Suche nach einem Feind wenden?«
Er lächelte kalt. »Wie wenig Ihr uns versteht, Ce’Nedra. Taur Urgas war nur das Symbol für den Fanatismus der Murgos. Ctuchik ist tot, und Taur Urgas ist tot – aber das Reich der Murgos besteht weiter, ebenso wie Mallorea weiterbestehen wird, wenn ich nicht mehr bin. Unsere Feindschaft reicht Äonen zurück. Aber endlich ist ein malloreanischer Kaiser in der Lage Cthol Murgos ein für allemal zu zerschmettern und sich zum unumschränkten Großkönig von Angarak zu machen.«
»Dann geht es Euch um die Macht?«
»Worum sonst?« fragte er traurig. »Als ich noch sehr jung war, glaubte ich, daß es noch andere Dinge gäbe, aber die Ereignisse haben bewiesen, daß ich mich getäuscht hatte.« Ein schmerzlicher Zug glitt über sein Gesicht, und er seufzte. »Mit der Zeit werdet Ihr dieselbe Wahrheit entdecken. Euer Belgarion wird kälter werden, wenn die Jahre vergehen und die kalte Befriedigung der Macht ihn mehr und mehr in Besitz nimmt. Wenn dies abgeschlossen ist und nur noch seine Liebe zur Macht übrigbleibt, dann werden er und ich unausweichlich gegeneinander prallen wie zwei große Flutwellen. Ich werde ihn nicht angreifen, ehe seine Erziehung nicht vollständig ist. Es liegt keine Befriedigung darin, einen Mann zu vernichten, der die Wirklichkeit noch nicht vollkommen begreift. Wenn
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