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Duell der Zauberer

Duell der Zauberer

Titel: Duell der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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erhoben. In der rechten Hand hielt er ein funkelndes Messer. Seine Leute wählten einen beliebigen Seemann aus und zerrten ihn, kreischend und zappelnd, zum Achterdeck. Wie Ce’Nedra entsetzt beobachtete, wurde er rücklings über den Altar gebeugt und mit geradezu lässiger Geschicklichkeit abgeschlachtet. Der Grolim mit dem Messer hob das triefende Herz des Toten hoch. »Nimm unser Opfer an, Drachengott von Angarak!« rief er mit lauter Stimme, dann warf er das Herz in das glühende Kohlebecken. Das Herz qualmte und zischte einen Moment lang grauenhaft, dann wurde es schwarz und schrumpfte, als das Feuer es verzehrte. Vom Bug des Schiffes dröhnte ein Gong in eiserner Bekräftigung des Opfers.
    Der Grolim am Altar drehte sich mit blutigen Händen zu den aschfahlen Seeleuten um, die sich mittschiffs zusammendrängten. »Unsere Zeremonien werden andauern, bis das Schiff segelt«, sagte er. »Wer will der nächste sein, unserem geliebten Gott sein Herz zu schenken?«
    Das Schiff setzte unverzüglich Segel.
    Ce’Nedra wandte sich, krank vor Ekel, ab. Sie sah Polgara an, deren Augen vor Haß brannten und die einen übermenschlichen, inneren Kampf auszufechten schien. Ce’Nedra kannte sie und wußte, daß Polgara es nur durch enorme Willenskraft schaffte, an dem blutbefleckten Grolim am Altar nicht schreckliche Vergeltung zu üben. Neben ihr, schützend von ihrem Arm umfangen, stand Botschaft. Auf dem Gesicht des Kindes lag ein Ausdruck, den Ce’Nedra an ihm noch nie gesehen hatte. Sein Blick war traurig, mitfühlend, und gleichzeitig voll eiserner Entschlossenheit, als ob er, wenn er nur die Macht dazu hätte, jeden Altar Toraks auf der Welt zerstören würde.
    »Ihr geht jetzt unter Deck«, befahl einer ihrer Grolimwächter ihnen. »Es wird ein paar Tage dauern, ehe wir die Küste des grenzenlosen Mallorea erreichen.«
    Sie segelten nordwärts, immer an der nadrakischen Küste entlang, ängstlich bereit, jedes Ufer anzusteuern, das sich bot, sollten cherekische Schiffe am Horizont auftauchen. An einem Punkt der Reise spähte der malloreanische Kapitän auf See hinaus, schluckte hart und schwang sein Steuer herum für die Fahrt über das offene Meer nach Osten.
    Einmal, als sie etwa einen Tag von der nadrakischen Küste entfernt waren, sahen sie eine häßlich schwarze Rauchsäule, die weit im Süden in den Himmel stieg, und am Tag darauf segelten sie durch ein Gebiet, wo verkohlte Planken und blasse, aufgeschwemmte Leichen auf den dunklen Wellen des Ostmeers trieben. Die entsetzten Seeleute ruderten mit aller Kraft, ohne der Ermutigung durch die Peitschen zu bedürfen.
    Dann, an einem grauen Morgen, als der Himmel hinter ihnen mit Regenschauern drohte und die Luft bedrückend schwer war von dem herannahenden Sturm, tauchte am Horizont vor ihnen ein niedriger, dunkler Fleck auf, und die Seeleute verdoppelten ihre Anstrengungen und ruderten verzweifelt auf die Sicherheit der malloreanischen Küste zu.
    Der Strand, an dem die kleinen Beiboote ihres Schiffes landeten, war ein langsam ansteigender Hang, von dunklem, salzverkrustetem Kies bedeckt, auf dem die ablaufenden Wellen ein eigenartig klagendes Geräusch von sich gaben. In einiger Entfernung vom Wasser wartete eine Gruppe berittener Grolims auf sie, die ihre schwarzen Roben in der Taille mit dunkelroten Schärpen zusammenhielten.
    »Erzpriester«, bemerkte Polgara kalt. »Wir werden mit einiger Feierlichkeit begleitet, wie ich sehe.«
    Der Grolim, der ihren Trupp bislang befehligt hatte, ging rasch über den Strand auf die wartende Gruppe zu und warf sich vor ihr auf den Boden. Er sprach mit ehrfürchtig gedämpfter Stimme auf sie ein. Einer der Erzpriester, ein alter Mann mit tiefen Falten und eingefallenen Augen, stieg steif vom Pferd und kam an den Strand hinunter, wo Ce’Nedra und ihre Freunde gerade aus dem kleinen Boot stiegen.
    »Meine Königin«, sagte er mit einer respektvollen Verbeugung zu Polgara. »Ich bin Urtag, Erzpriester des Distrikts von Camat. Ich bin mit meinen Brüdern hier, um Euch in die Stadt der Nacht zu geleiten.«
    »Ich bin enttäuscht, Zedar nicht vorzufinden«, erwiderte die Zauberin kühl. »Ich hoffe, er ist wohlauf.«
    Urtag warf ihr einen gereizten Blick zu. »Lehnt Euch nicht gegen Euer vorbestimmtes Schicksal auf, Königin von Angarak«, empfahl er.
    »Auf mich warten zwei Schicksale, Urtag«, sagte sie. »Welchem ich folgen werde, ist noch nicht entschieden.«
    »Ich habe diesbezüglich keinerlei Zweifel«, erklärte

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