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Duell der Zauberer

Duell der Zauberer

Titel: Duell der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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lächelte. »Er war keine sehr gute Mutter, aber er tat sein Bestes, bis Vater zurückkehrte.«
    »Hast du ihn deshalb so gern?«
    »Das ist einer der Gründe, ja.«
    Die seltsame Wolkenbank bewegte sich immer noch nicht. Sie hing so bewegungslos am Himmel wie ein Gebirge, und als sie näherkamen, türmte sie sich höher und höher auf.
    »Das ist aber eine komische Wolke«, meinte Durnik, nachdenklich den dichten Purpur Vorhang betrachtend. »Der Sturm kommt aus unserer Richtung, aber diese Wolke scheint sich überhaupt nicht zu rühren.«
    »Sie bewegt sich auch nicht, Durnik«, sagte Polgara. »Sie hat sich noch nie bewegt. Als die Angarakaner Cthol Mishrak erbauten, hat Torak diese Wolke darüber gelegt, um die Stadt zu verbergen. Seitdem ist sie da.«
    »Und wie lange ist das?«
    »Ungefähr fünftausend Jahre.«
    »Die Sonne scheint dort niemals?«
    »Niemals.«
    Die Grolimpriester sahen sich schon seit einer Weile immer wieder mit einer gewissen Nervosität um, und schließlich befahl Urtag anzuhalten. »Wir müssen uns zu erkennen geben«, erklärte er. »Wir wollen nicht, daß die Wächter uns versehentlich für Eindringlinge halten.«
    Die anderen Erzpriester nickten nervös und nahmen daraufhin polierte Stahlmasken aus ihren Gewändern, mit denen sie sorgfältig ihre Gesichter verdeckten. Dann löste jeder eine große Fackel von seinem Sattel und entzündete sie mit einer kurzen, gemurmelten Beschwörungsformel. Die Fackeln brannten mit einer eigentümlich grünen Flamme und verbreiteten einen üblen Schwefelgeruch.
    »Ich frage mich, was wohl geschähe, wenn ich eure Fackeln auspustete«, sagte Polgara mit einem boshaften Lächeln. »Ich könnte das tun, wie ihr wißt.«
    Urtag warf ihr einen besorgten Blick zu. »Jetzt ist nicht die Zeit für Torheiten, meine Dame«, warnte er sie. »Die Wächter gehen sehr rüde mit Eindringlingen um. Unser Leben hängt von diesen Fackeln ab. Bitte tut nichts, was uns alle ins Verderben stürzen könnte.«
    Sie lachte leicht auf und ließ es dabei bewenden.
    Als sie der Wolke näherkamen, wurde es stetig dunkel. Es war schmutzige, undurchdringliche Finsternis, ein tiefer Schatten, der in der Luft hing. Sie erklommen einen Hang und sahen vor sich eine Senke, die von der Wolke eingeschlossen wurde, und in ihrer Mitte, halbverborgen von dem ewigen Dunkel, die zerstörte Stadt der Nacht. Die Vegetation um sie herum bestand nur noch aus ein paar kümmerlichen Schlinggewächsen und ungesund wirkendem, verkrüppeltem Gras, das aus Mangel an Sonne blaß und kränklich war. Die Felsen, die aus der Erde ragten, waren von einer Flechte wie mit Aussatz bedeckt, die sich in den Stein hineinzufressen schien, und große Klumpen eines weißen Pilzes wuchsen in grotesker Fülle aus der feuchten Erde, als ob der Boden selbst von Krankheit verzehrt wurde.
    Langsam und vorsichtig, die flackernden Fackeln hoch über den Köpfen haltend, führten die Grolimpriester sie in die düstere Senke hinab und über die Ebene zu den zerfallenden Mauern Cthol Mishraks.
    Als sie die Stadt betraten, sah die Prinzessin flüchtige Bewegungen zwischen den übereinandergefallenen Steinen. Schattenhafte Gestalten huschten hierhin und dorthin, die das leicht klappernde Geräusch von Wesen verursachten, welche mit Klauen bewehrt sind. Ce’Nedra verspürte Angst und Kälte. Die Wächter von Cthol Mishrak waren weder Mensch noch Tier, und sie schienen auf alles, was lebte, unterschiedslos ihre Bösartigkeit auszustrahlen. Vor allem aber fürchtete die Prinzessin, daß eins der Wesen sich plötzlich umdrehen und sie mit einer Fratze konfrontieren würde, die ihr mit ihrer Abscheulichkeit den Verstand raubte.
    Während sie durch die verfallenen Straßen ritten, begann Urtag mit hohler, zitternder Stimme ein uraltes Gebet an Torak zu singen. Die dumpfe Luft wurde kälter, und die Ruinen der Häuser waren überall von den krankhaften Flechten überwuchert. Alles war moderig, in Ecken und Ritzen gedieh der weißliche Pilz in widerwärtiger Üppigkeit. Über allem lastete der Geruch des Verfalls, ein dumpfer, fauliger Gestank. Zwischen den Ruinen lagen schleimige Tümpel mit brackigem Wasser.
    Inmitten der Stadt stand der rostige Stumpf eines riesigen, eisernen Turms, dessen abgebrochene Stützpfeiler dicker gewesen waren als die Taille eines Mannes. Südlich des Stumpfes zog sich eine breite, rostige Spur völliger Zerstörung dort lang, wo der Turm hingestürzt war und alles unter sich zermalmt hatte. Über die

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