Duell der Zauberer
Trümmern des Eisernen Turms tauchte eine traurige kleine Prozession auf. Tante Pol, Silk und Ce’Nedra trugen den Leichnam von Durnik. Botschaft ging ernst an ihrer Seite.
Ein fast unerträglich schmerzlicher Stich durchzuckte Garion. Durnik, sein ältester Freund, war bleich und tot, und in dem inneren Aufruhr, der dem Duell mit Torak vorangegangen war, hatte Garion nicht einmal trauern können.
»Es war notwendig, das mußt du verstehen«, sagte Belgarath traurig.
»Warum? Warum nur mußte Durnik sterben, Großvater?« Garions Stimme klang gequält, und in seinen Augen standen Tränen.
»Weil sein Tod deiner Tante die Kraft gab, Torak zu widerstehen. Das war immer die Schwachstelle in der Prophezeiung – die Möglichkeit, daß Pol aufgeben könnte. Torak brauchte nur einen einzigen Menschen, der ihn liebte. Das hätte ihn unverwundbar gemacht.«
»Was wäre geschehen, wenn sie zu ihm gegangen wäre?«
»Du hättest den Kampf verloren. Deswegen mußte Durnik sterben.« Der alte Mann seufzte bedauernd. »Ich wünschte, es hätte anders kommen können, aber es war unvermeidlich.«
Die drei, die Durnik aus der eingestürzten Krypta getragen hatten, legten seinen Leichnam sanft auf den Boden, und Ce’Nedra kam traurig zu Belgarath und Garion. Wortlos legte das kleine Mädchen seine Hand in Garions, und die drei sahen schweigend zu, wie Tante Pol, jenseits von Tränen, liebevoll Durniks Arme an seine Seite legte und ihn mit ihrem Mantel zudeckte. Dann setzte sie sich hin, nahm seinen Kopf in ihren Schoß und streichelte ihm fast abwesend übers Haar, den Kopf in ihrem Kummer über den seinen gebeugt.
»Ich kann es nicht ertragen«, schluchzte Ce’Nedra plötzlich, verbarg ihr Gesicht an Garions Schulter und begann hemmungslos zu weinen.
Und dann wurde Licht, wo vorher nur Dunkelheit gewesen war. Garion sah einen Strahl gleißend blauen Lichts aus der aufgebrochenen Wolke herabsinken. Die ganze Ruine war in sein intensives Leuchten getaucht, als das Licht die Erde berührte. Wie eine große, glühende Säule kam der Lichtstrahl von dem nachtschwarzen Himmel auf die Erde. Andere Strahlen folgten, rot und gelb und grün und Farben, für die Garion keinen Namen hatte. Wie die Farben eines Regenbogens standen die Säulen aus Licht nebeneinander an Toraks Seite. Dann sah Garion, zuerst nur undeutlich, daß inmitten jeder Lichtsäule eine glühende, strahlende Gestalt stand. Die Götter waren zurückgekehrt, um ihren toten Bruder zu beklagen. Garion erkannte Aldur, und er konnte auch die anderen leicht benennen. Mara weinte noch immer, und Issa mit den leblosen Augen schien sich schlangengleich in seiner glühenden Säule aus blaßgrünem Licht zu winden. Nedra hatte ein scharfsinniges Gesicht, und Chaldan wirkte stolz. Belar, der blonde, jungenhafte Gott der Alorner, sah frech und verschmitzt aus, wenn sein Gesicht auch, wie das seiner Brüder, Trauer über den Tod Toraks widerspiegelte. Die Götter waren auf die Erde zurückgekehrt in Licht und Klang. Die modrige Luft Cthol Mishraks war plötzlich erfüllt von diesem Klang, denn jede farbige Lichtsäule gab einen anderen Ton von sich, und die Töne verbanden sich zu einer so vollendeten Harmonie, daß sie alle Fragen zu beantworten schien, die je gestellt wurden.
Und schließlich stieß zu den anderen Lichtsäulen ein einzelner, blendendweißer Strahl, in dessen Mitte UL stand, der fremdartige Gott, den Garion einmal in Prolgu gesehen hatte.
Die Gestalt Aldurs, umhüllt von ihrem blauen Schimmer, näherte sich dem uralten Gott von Ulgo. »Vater«, sagte Aldur traurig, »unser Bruder Torak ist erschlagen.«
Schimmernd und strahlend bewegte sich UL, der Vater der anderen Götter, über den trümmerbesäten Boden zu dem Leichnam Toraks. »Ich habe versucht, dich von diesem Pfad abzubringen, mein Sohn«, sagte er leise, und eine einzelne Träne lief ihm über die unsterbliche Wange. Dann wandte er sich wieder an Aldur. »Nimm deinen Bruder, mein Sohn, und trage ihn zu einem passenden Ruheplatz. Es bekümmert mich, ihn hier so auf der nackten Erde liegen zusehen.«
Gemeinsam mit seinen Brüdern hob Aldur seinen toten Bruder auf und legte ihn auf einen großen Steinblock, der mitten in den Ruinen stand. Sie bildeten einen strahlenden Kreis um die Bahre und betrauerten das Hinscheiden des Gottes von Angarak.
Furchtlos wie immer und offenbar ohne zu erkennen, daß die schimmernden, vom Himmel herabgestiegenen Gestalten keine Menschen waren, ging Botschaft
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