Duell der Zauberer
meinen? Warum?«
> »Mußt du das denn immer fragen? Willst du, daß Durnik das Leben wieder geschenkt wird?«
> »Selbstverständlich, aber ich kann das nicht. Ich wüßte nicht einmal, wo ich anfangen sollte.«
»Du hast es doch schon einmal getan. Erinnerst du dich an das Fohlen in der Höhle der Götter?«
Garion hatte das schon fast vergessen.
»Du bist mein Werkzeug, Belgarion. Ich kann dich davon abhalten, Fehler zu machen jedenfalls meistens. Entspanne dich, ich zeige dir, was du tun mußt.«
Garion bewegte sich bereits, ohne etwas dazu getan zu haben. Er nahm seinen Arm von Ce’Nedras Schultern und ging langsam, das Schwert noch immer in Händen haltend, auf Tante Pol und Durnik zu. Er blickte ihr in die Augen, während sie den Kopf des Toten in ihrem Schoß streichelte. Dann kniete er neben ihr nieder.
»Für mich, Garion«, murmelte sie.
»Wenn ich kann, Tante Pol«, sagte er. Dann legte er, ohne genau zu wissen warum, das Schwert des Rivanischen Königs auf den Boden und nahm das Auge aus dessen Knauf in die Hand. Mit einem leisen Klicken löste sich das Auge von dem Schwert und lag nun frei in seiner Hand. Botschaft, der jetzt lächelte, kam von der anderen Seite heran und kniete ebenfalls nieder. Dann nahm er Durniks leblose Hand in die seine. Garion nahm das Auge in beide Hände und hielt es an die Brust des Toten. Er war sich undeutlich der Tatsache bewußt, daß die Götter sich um sie versammelt hatten, sich an den Händen hielten und so einen undurchdringbaren Kreis formten. Innerhalb dieses Kreises begann ein helles Licht zu pulsieren, und das Auge in seinen Händen erglühte wie zur Antwort darauf.
Die glatte Wand, die er schon einmal gesehen hatte, ragte wieder schwarz und schweigend vor ihm auf. Wie damals in der Höhle der Götter stieß Garion vorsichtig gegen den Tod selbst, bemühte sich, hindurchzugreifen und seinen Freund zurück in die Welt der Lebenden zu ziehen.
Aber diesmal war es anders. Das Fohlen, das er in der Höhle ins Leben gerufen hatte, hatte außer im Leib seiner Mutter niemals gelebt. Sein Tod war ebenso sanft gewesen wie sein Leben, und es lag erst kurz hinter der Barriere. Durnik hingegen war ein erwachsener Mensch gewesen, und sein Tod, wie auch sein Leben, war viel tiefgründiger. Garion stieß mit aller Kraft vor. Er spürte die gewaltige Kraft der vereinten Willen der Götter, die sich mit dem seinen in dem lautlosen Kampf verbanden, aber die Barriere wollte nicht nachgeben.
»Nimm das Auge!« befahl die Stimme.
Diesesmal konzentrierte Garion die ganze Macht, seine eigene wie die der Götter, auf den runden Stein in seinen Händen. Er flackerte, glühte, flackerte dann erneut auf.
»Hilf mir!« befahl Garion.
Als ob es plötzlich begriff, loderte das Auge in einer blitzenden Flamme aus farbigem Licht auf. Die Barriere wurde schwächer. Mit einem aufmunternden Lächeln legte Botschaft eine Hand auf das strahlende Auge.
Die Barriere gab nach. Durniks Brust hob sich, und er hustete einmal.
Mit tiefem Respekt in ihren unsterblichen Augen traten die Götter zurück. Tante Pol schrie in plötzlicher Erleichterung auf und schlang ihre Arme um Durnik und drückte ihn fest an sich.
»Botschaft«, sagte das Kind mit einer eigenartigen Befriedigung zu Garion, der stolpernd auf die Füße kam, erschöpft von dem Kampf.
Er schwankte fast, als er weggehen wollte.
»Bist du in Ordnung?« fragte Ce’Nedra, während sie bereits ihren Kopf unter seinem Arm durchschob und den Arm um ihre Schulter legte.
Er nickte, obwohl seine Knie fast unter ihm nachgaben.
»Stütz dich auf mich«, sagte sie.
Er wollte protestieren, doch sie legte entschieden einen Finger auf seine Lippen. »Streite nicht, Garion«, sagte sie. »Du weißt, daß ich dich liebe und du dich ohnehin für den Rest deines Lebens auf mich stützen wirst, also kannst du dich ruhig schon einmal daran gewöhnen.«
»Ich glaube, von nun an wird sich mein Leben verändern, Meister«, sagte Belgarath zu Aldur. »Pol war immer da, immer bereit zu kommen, wenn ich sie rief. Sie kam vielleicht nicht immer gern, aber sie kam. Jetzt hat sie andere Interessen.« Er seufzte. »Unsere Kinder werden wohl alle einmal erwachsen und heiraten.«
»Diese Haltung steht dir nicht gut an, mein Sohn«, sagte Aldur.
Belgarath grinste. »Ich konnte nie etwas vor dir verbergen, Meister«, sagte er. Dann wurde sein Gesicht wieder ernst. »Polgara war fast wie ein Sohn für mich«, meinte er, »aber vielleicht wird es Zeit,
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