Duell der Zauberer
zuversichtlich auf UL zu. Er streckte seine kleine Hand aus und zupfte an der Robe des Gottes. »Vater«, sagte er.
UL blickte in das kleine Gesichtchen hinab.
»Vater«, wiederholte Botschaft, vielleicht Aldur nachahmend, der mit der Nennung dieses Namens schließlich die wahre Identität des Gottes von Ulgo enthüllt hatte. »Vater«, sagte der kleine Junge wieder. Dann drehte er sich um und zeigte auf die leblose Gestalt Durniks. »Botschaft.« Auf eine seltsame Weise war es eher ein Befehl als eine Bitte.
ULs Gesicht nahm einen kummervollen Ausdruck an. »Es ist nicht möglich, Kind«, erwiderte er.
»Vater«, beharrte das Kind, »Botschaft.«
UL blickte Garion fragend an, ohne ihn wirklich zu sehen. »Die Bitte des Kindes ist schwierig zu erfüllen«, sagte er ernst, nicht zu Garion, sondern zu jenem anderen Bewußtsein, »und erlegt mir eine Verpflichtung auf aber sie überschreitet die unüberschreitbare Grenze.«
»Die Grenze muß unversehrt bleiben«, antwortete die trockene Stimme durch Garions Mund. »Deine Söhne sind leidenschaftlich, Heiliger UL, und wenn die Grenze einmal überschritten ist, mögen sie versucht sein, es wieder zu tun. Und bei einer solchen Überschreitung mag einmal etwas verändert werden, was nicht verändert werden darf. Laß uns nicht das Werkzeug liefern, wodurch das Schicksal erneut zwei verschiedenen Pfaden folgen muß.«
UL seufzte.
»Aber willst du und wollen deine Söhne etwas von ihrer Macht meinem Werkzeug leihen, so daß es die Grenze überschreiten kann?«
UL sah ihn verblüfft an.
»So wird die Grenze geschützt, und du kannst deinen Verpflichtungen nachkommen. Es kann auf keine andere Weise geschehen.«
»Dann sei es, wie du willst«, stimmte UL zu.
Er drehte sich um, und ein seltsamer Blick wurde zwischen dem Vater der Götter und seinem ältesten Sohn, Aldur, ausgetauscht.
Aldur, in blaues Licht gebadet, unterbrach seine trauernde Betrachtung seines toten Bruders und ging zu Tante Pol, die sich noch immer über Durnik beugte.
»Sei getröstet, meine Tochter«, sagte er. »Sein Opfer galt dir und der ganzen Menschheit.«
»Das ist ein schwacher Trost, Meister«, erwiderte sie, die Augen voller Tränen. »Er war der Beste von allen.«
»Alle Menschen sterben, meine Tochter, die besten ebenso wie die schlechtesten. Du hast dies in deinem Leben doch schon oft gesehen.«
»Ja, Meister, aber dies hier ist anders.«
»Weshalb, liebe Polgara?« Aldur schien irgend etwas von ihr zu wollen.
Tante Pol biß sich auf die Lippen. »Weil ich ihn liebte, Meister«, antwortete sie schließlich.
Ein Hauch von einem Lächeln umspielte Aldurs Lippen. »Ist das so schwer auszusprechen, meine Tochter?«
Sie konnte nicht antworten, sondern beugte sich wieder über Durnik.
»Würdest du wollen, daß wir dir diesen Mann zurückgeben, meine Tochter?« fragte Aldur.
Sie sah ruckartig auf. »Das ist nicht möglich, Meister«, sagte sie. »Bitte, spiele nicht mit meinem Kummer.«
»Laß uns nur einmal annehmen, es wäre doch möglich«, sagte er. »Würdest du es wollen?«
»Von ganzem Herzen, Meister.«
»Zu welchem Zweck? Welche Aufgabe hast du für diesen Mann, die seine Wiederbelebung verlangt?«
Wieder biß sie sich auf die Lippen. »Mein Gatte zu sein, Meister«, stieß sie schließlich leicht trotzig hervor.
»War das auch so schwer auszusprechen? Bist du sicher, daß deine Liebe nicht deinem Kummer erwächst, und daß dein Herz sich, wenn er dir zurückgegeben wird, nicht von ihm abwendet? Denn du mußt zugeben, daß er ein ganz einfacher Mann ist.«
»Durnik war nie einfach«, entgegnete sie hitzig. »Er ist der beste und tapferste Mann der Welt.«
»Ich wollte ihn nicht beleidigen, Polgara. Aber ihn durchströmt keine Macht. Die Kraft des Willens und des Wortes fließt nicht in ihm.«
»Ist das so wichtig, Meister?«
»Eine Ehe muß eine Verbindung von Gleichrangigen sein, meine Tochter. Wie könnte dieser gute, tapfere Mann dir ein guter Gatte sein, solange du deine Macht hast?«
Sie sah ihn hilflos an.
»Könntest du, Polgara, dich selbst beschränken? Willst du ihm ebenbürtig werden und nicht mehr Macht haben als er?«
Sie starrte ihn an, zögerte und stieß dann nur hervor: »Ja.«
Garion war entsetzt – weniger über Tante Pols Einwilligung als über Aldurs Forderung. Tante Pols Macht war der Angelpunkt ihres Lebens. Ihr diese Macht zu nehmen bedeutete, sie mit nichts zurückzulassen. Was würde sie ohne ihre Macht sein? Wie konnte sie auch nur
Weitere Kostenlose Bücher