Duell der Zauberer
Dunkelheit um sich. Ohne zu denken, ohne jedes Gefühl außer blindem Haß, schlugen und parierten die beiden, machten Ausfälle und zerschmetterten alles unter sich. Die Elemente selbst brachen los, als der Kampf weiterging. Der Wind heulte durch die verfallene Stadt und zerrte an den bebenden Ruinen. Blitze zuckten glühend um sie herum. Die Erde dröhnte und bebte unter ihren Füßen. Die gestaltlose Wolke, die seit fünf Jahrtausenden die Stadt der Nacht in ihren dunklen Mantel gehüllt hatte, begann über ihnen zu brodeln und sich zu bewegen. Sterne erschienen und verschwanden wieder in der aufgewühlten Mitte der kochenden Wolke. Die Grolims, menschliche wie nichtmenschliche, die den gigantischen Kampf beobachteten, der in ihrer Mitte entbrannt war, flohen schreiend vor Entsetzen.
Garion zielte seine Hiebe auf Toraks blinde Seite, und jedesmal, wenn das Flammenschwert zuschlug, wich der Dunkle Gott vor dem Feuer des Auges zurück, doch der Schatten Cthrek Gorus jagte eine eisige Kälte durch Garions Adern, wenn er über ihn fuhr.
Sie waren sich ebenbürtiger, als Garion es je für möglich gehalten hatte. Toraks Größenvorteil war dadurch zunichte gemacht, daß sie beide zu enormer Größe angewachsen waren, und Garions Unerfahrenheit wurde durch die Entstellung Toraks ausgeglichen.
Es war der unebene Boden, der Garion zum Nachteil geriet. Vor einem Hagel massiver Schläge zurückweichend, trat er mit einem Fuß in einen Trümmerhaufen, und die losen Steine zerbröckelten und rollten unter ihm davon.
Trotz aller Anstrengungen, das Gleichgewicht zu halten, stürzte er.
Toraks Auge funkelte triumphierend auf, als er sein dunkles Schwert hob. Aber, sein Schwert mit beiden Händen greifend, hob Garion die flammende Klinge, um den gewaltigen Hieb abzufangen. Als die Schwerter aufeinandertrafen, ging ein heftiger Funkenregen auf Garion nieder.
Wieder erhob Torak Cthrek Goru, doch ein seltsamer Hunger zuckte über sein stählernes Gesicht. »Ergib dich!« dröhnte er. Garion starrte zu der gewaltigen Gestalt hinauf, die über ihm aufragte, und seine Gedanken überschlugen sich.
»Ich habe nicht den Wunsch, dich zu töten, Knabe«, sagte Torak fast flehend. »Ergib dich, und ich werde dein Leben schonen.«
Da begriff Garion. Sein Feind versuchte nicht, ihn zu töten, sondern wollte ihn statt dessen zwingen, sich zu unterwerfen. Die treibende Kraft in Torak war seine Herrschsucht. Hier lag der eigentliche Kampf zwischen ihnen!
»Wirf dein Schwert fort, Kind des Lichts, und beuge dich vor mir«, befahl der Gott, und die Kraft seines Geistes war wie ein erdrückendes Gewicht.
»Das werde ich nicht!« keuchte Garion und versuchte angestrengt, sich von diesem Zwang freizumachen. »Du kannst mich töten, aber ich werde nicht aufgeben.«
Toraks Gesicht verzerrte sich, als ob seine ewigen Qualen sich durch Garions Weigerung verdoppelt hätten. »Du mußt«, schluchzte er fast. »Du bist mir hilflos ausgeliefert. Unterwirf dich meinem Willen!«
»Nein!« rief Garion, nutzte den Vorteil aus, den ihm der Kummer Toraks über seine wütende Zurückweisung verschaffte, rollte sich unter dem Schatten Cthrek Gorus fort und sprang auf die Füße. Jetzt war ihm alles klar, und endlich wußte er, wie er gewinnen konnte.
»Hör mich an, du häßlicher und verachteter Gott«, knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Du bist nichts. Dein Volk fürchtet dich, aber es liebt dich nicht. Du wolltest mich durch Täuschung dazu bringen, dich zu lieben, du wolltest Tante Pol zwingen, dich zu lieben, aber ich verweigere mich dir, so wie sie es tat. Du bist ein Gott, aber du bist nichts. Im ganzen Universum gibt es keinen Menschen – kein Ding das dich liebt. Du bist einsam und leer, und selbst wenn du mich tötest, werde ich gewinnen. Ungeliebt und verschmäht wirst du bis ans Ende deiner Tage über dein elendes Leben klagen.«
Garions Worte trafen den entstellten Gott wie Schläge, und das Auge flammte erneut auf, geißelte den Drachengott mit seinem verzehrenden Haß wie ein Echo dieser Worte. Dies war das EREIGNIS, auf das das Universum von Anbeginn der Zeit gewartet hatte. Dies war es, wozu Garion in diese Ruinenstadt gekommen war nicht um gegen Torak zu kämpfen, sondern um ihn zurückzuweisen.
Mit einem animalischen Geheul vor Zorn und Schmerz erhob das Kind der Dunkelheit Cthrek Goru und stürmte dem Rivanischen König entgegen. Garion unternahm keinen Versuch, den Hieb abzuwehren, sondern faßte sein Flammenschwert
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