Duell der Zauberer
Garion«, erklärte sie in einem Ton, als spräche sie zu einem Kind. »Sie haben Haus und Hof verlassen, um deinem Ruf in den Krieg zu folgen.«
»Ich habe niemanden gerufen.«
»Ich tat es an deiner Stelle. Es ist wirklich eine sehr gute Armee, und ich habe sie ganz allein zusammenbekommen. Bist du denn nicht stolz auf mich?«
»Ich habe dich nicht darum gebeten.«
»Du warst zu stolz, mich zu bitten. Das ist einer deiner Fehler, Garion. Du darfst nie zu stolz sein, die um Hilfe zu bitten, die dich lieben. Jeder Mann in der Armee liebt dich. Sie sind mir um deinetwillen gefolgt. Ist es für den mächtigen Großkönig des Westens zu viel verlangt, daß er seine treuen Soldaten mit etwas Pomp und Anerkennung belohnt? Oder bist du schon zu erhaben und hochmütig für schlichte Dankbarkeit?«
»Du verdrehst alles, Ce’Nedra. Das tust du oft, weißt du das?«
Aber Ce’Nedra redete bereits weiter, als ob die Angelegenheit schon erledigt war. »Und selbstverständlich wirst du deine Krone tragen und eine hübsche Rüstung. Ich glaube, ein Kettenhemd wäre angemessen.«
»Ich werde mich doch nicht zum Narren machen, nur damit du deine theatralischen Neigungen befriedigen kannst.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihre Unterlippe bebte. »Du liebst mich nicht mehr«, beschuldigte sie ihn mit zitternder Stimme.
Selbst im Schlaf stöhnte Garion auf. Es lief immer darauf hinaus. Sie gewann jede Auseinandersetzung, mit dieser Schwindelei. Er wußte, daß es nicht echt war. Er wußte, daß sie es nur tat, um ihren Willen durchzusetzen, aber er war absolut machtlos dagegen. Auch wenn es nicht das geringste mit ihrem Thema zu tun hatte, gelang es ihr stets, alles so zu verdrehen, daß sie schließlich diese verheerende Anklage anbringen konnte, und damit waren alle seine Hoffnungen, auch nur den kleinsten Punkt für sich zu verbuchen, zunichte. Wo hatte sie nur gelernt, so herzlos zu heucheln?
Und so kam es, daß Garion, angetan mit Kettenhemd und Krone, verlegen sein flammendes Schwert hochhaltend, unter dem donnernden Jubel von Ce’Nedras Armee in die Befestigungsanlagen am Rand des Ostkliffs geritten war.
So viel war geschehen, seit Garion, Silk und Belgarath sich im vergangenen Frühjahr aus der Zitadelle von Riva geschlichen hatten. Der junge König lag in Gedanken versunken auf seinem Himmelbett und hatte die Hoffnung auf Schlaf schon fast aufgegeben. Ce’Nedra hatte tatsächlich eine Armee zusammengetrommelt. Als er nähere Einzelheiten erfuhr, staunte er mehr und mehr – nicht nur über ihre Kühnheit, sondern auch über die ungeheure Energie und Willenskraft, die es sie gekostet haben mußte. Sicher, sie hatte Unterstützung und Hilfe gehabt, aber die ursprüngliche Idee stammte von ihr. In seine Bewunderung für sie mischte sich leise Angst. Er würde eine sehr willensstarke junge Frau heiraten, die dazu nicht übermäßig von Skrupeln geplagt wurde.
Er rollte sich herum und bearbeitete sein Kissen mit den Fäusten, in der Hoffnung, daß ihm diese vertraute Handlung doch noch etwas ungetrübten Schlaf bescherte, doch wieder glitt er nur in ruhelose Träume hinüber. Relg und Taiba kamen auf ihn zu, und sie hielten sich bei den Händen!
Dann war er in der Festung und saß an Adaras Bett. Seine schöne Cousine war noch blasser, als er sie in Erinnerung hatte, und sie hatte einen hartnäckigen, quälenden Husten. Während sie sich unterhielten, bereitete Tante Pol eine Medizin vor, die die letzten Komplikationen der Wunde heilen sollte, die um ein Haar das Leben des Mädchens gefordert hatte.
»Ich war natürlich zutiefst gedemütigt«, sagte Adara. »Ich hatte mir soviel Mühe gegeben, ihn nichts merken zu lassen, und dann bin ich damit herausgeplatzt und nicht einmal gestorben.«
»Hettar?« fragte Garion noch einmal. Er hatte es bereits dreimal gesagt.
»Wenn du nicht damit aufhörst, Garion, werde ich ernstlich böse«, sagte Adara entschieden.
»Es tut mir leid«, entschuldigte er sich rasch. »Es ist nur, daß ich ihn nie in diesem Licht gesehen habe. Er ist ein guter Freund, aber ich habe ihn nie für besonders liebenswert gehalten. Er ist so – ich weiß nicht so unerbittlich, vielleicht.«
»Ich habe gute Gründe anzunehmen, daß sich das ändern wird«, sagte Adara errötend. Dann begann sie wieder zu husten.
»Trink das, Liebes«, befahl Tante Pol und reichte dem Mädchen einen dampfenden Becher.
»Es wird scheußlich schmecken«, warnte Garion seine Cousine.
»Das reicht,
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