Duell der Zauberer
nennen? Sie arbeiteten an etwas das mit alldem überhaupt nichts zu tun hat –, und plötzlich fielen die beiden in Trance und plapperten auf mich ein. Zuerst wiederholten sie nur das Geschwätz aus dem Mrin-Kodex – du kennst die Stelle –, wo der Mrin-Prophet völlig verrückt wurde und eine Zeitlang nur noch tierische Laute von sich gab. Jedenfalls, sie gaben diesen Teil wieder – aber diesmal kam es zusammenhängend heraus.«
»Was haben sie gesagt?« fragte Belgarath mit brennenden Augen.
»Bist du sicher, daß du es hören willst?«
»Natürlich will ich.«
»Also schön. Es war folgendes: ›Denn höret, das Herz des Steins wird erweichen, und die Schönheit, die zerstört ward, wird zurückgegeben, und das Auge, das nicht ist, soll wieder werden. ‹«
Belgarath starrte ihn an. »Das ist es?«
»Das ist es.«
»Aber was soll das heißen?« fragte Garion.
»Genau, was es sagt, Belgarion«, antwortete Beldin. »Aus irgendeinem Grund wird das Auge Torak wiederherstellen.«
Garion begann zu zittern, als ihm die volle Bedeutung von Beldins Worten klar wurde.
»Dann wird Torak gewinnen«, sagte er dumpf.
»Von gewinnen oder verlieren war nicht die Rede, Belgarion«, stellte Beldin richtig. »Es hieß nur, daß das Auge zurücknehmen wird, was es Torak angetan hat, als er es benutzte, um die Welt zu spalten. Von dem ›Warum‹ wurde nichts gesagt.«
»Das war schon immer das Problem mit der Prophezeiung«, bemerkte Belgarath. »Es kann eine von einem Dutzend Möglichkeiten bedeuten.«
»Oder alle auf einmal«, setzte Beldin hinzu. »Deswegen ist es manchmal so schwer, sie zu verstehen. Wir neigen dazu, uns auf eine Sache zu konzentrieren, aber Prophezeiung schließt gleichzeitig alles ein. Ich werde daran arbeiten und sehen, ob ich dem nicht einen Sinn abringen kann. Wenn ich etwas herausbekomme, lasse ich es dich wissen. Jetzt mache ich mich besser auf den Rückweg.« Er beugte sich leicht nach vorn und krümmte die Arme in einer flügelähnlichen Haltung. »Paß auf die Morindims auf«, riet er Belgarath. »Du bist ein guter Zauberer, aber die Magie ist etwas ganz anderes…«
»Ich werde schon damit zurechtkommen, wenn es nötig ist«, erwiderte Belgarath bissig.
»Vielleicht«, meinte Beldin. »Wenn es dir gelingt, nüchtern zu bleiben.« Er begann zu schimmern und verwandelte sich wieder in einen Habicht, schlug zweimal mit den Flügeln und schraubte sich zum Himmel empor. Garion beobachtete ihn, bis er nur noch ein kleiner Punkt war.
»Ein seltsamer Bursche«, sagte Silk und rollte sich aus seinen Decken. »Sieht so aus, als wäre einiges geschehen, seit wir unterwegs sind.«
»Und nichts Gutes«, fügte Belgarath verdrießlich hinzu. »Laßt uns aufbrechen. Wir müssen uns jetzt wirklich beeilen. Wenn Anheg seine Flotte ins Meer des Ostens schafft und anfängt, malloreanische Schiffe zu versenken, entschließt sich ’Zakath vielleicht, nach Norden zu marschieren und über die Landbrücke zu kommen. Falls wir nicht zuerst da sind, wird es da oben recht eng.« Der alte Mann blickte finster zu Silk. »Ich würde deinen Onkel gern in die Finger bekommen. Ich würde dafür sorgen, daß er ein paar Pfund abschwitzt.«
Sie sattelten rasch die Pferde und ritten am Rand des durchsonnten Waldes auf die Straße zurück, die nach Norden führte.
Trotz der eher lahmen Zusicherungen der beiden Zauberer versank Garion in Verzweiflung. Sie würden verlieren, und Torak würde ihn töten.
»Hör auf, dich selbst zu bemitleiden«, sagte die innere Stimme schließlich.
»Warum hast du mich soweit getrieben?« fragte Garion bitter.
»Darüber haben wir schon einmal gesprochen.«
»Er wird mich töten.«
»Wie kommst du darauf?«
»Das hat die Prophezeiung gesagt.« Garion hielt abrupt inne, als ihm ein Gedanke kam. »Du hast es selbst gesagt. Du bist doch die Prophezeiung, oder?«
»Das ist eine irreführende Bezeichnung, außerdem habe ich nichts von gewinnen oder verlieren gesagt.«
»Aber das ist es doch, was es bedeutet.«
»Nein. Es bedeutet genau, was es heißt.«
»Was könnte es denn sonst bedeuten?«
»Du wirst von Tag zu Tag sturer. Hör auf, dir so viele Gedanken über Bedeutungen zu machen und tu einfach, was du tun mußt. Dort hinten hattest du es fast schon geschafft.«
»Wenn du nur in Rätseln sprichst, warum dann überhaupt? Warum die ganze Mühe, Dinge zu sagen, die niemand verstehen kann?«
»Weil es nötig ist, es zu sagen. Das Wort bestimmt das Ereignis. Das Wort setzt
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