Duell der Zauberer
dem Ereignis Grenzen und formt es. Ohne das Wort ist das Ereignis nur ein zufälliges Geschehen. Das ist der ganze Zweck dessen, was du Prophezeiung nennst – das Bedeutsame vom Zufall zu trennen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Das hatte ich auch nicht erwartet, aber du hast immerhin gefragt. Jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen. Es hat nichts mit dir zu tun.«
Garion wollte protestieren, aber die Stimme war fort. Durch die Unterhaltung fühlte er sich aber schon etwas besser – nicht viel, aber wenigstens ein bißchen. Um sich abzulenken, ritt er neben Belgarath, als sie auf der anderen Seite der Rodung wieder in den Wald kamen. »Wer sind eigentlich die Morindim, Großvater?« fragte er. »Alle Leute reden von ihnen, als wären sie schrecklich gefährlich.«
»Das sind sie auch«, antwortete Belgarath, »aber man kann durch ihr Land reisen, wenn man vorsichtig ist.«
»Stehen sie auf Toraks Seite?«
»Die Morindim stehen auf keiner Seite. Sie leben nicht einmal in derselben Welt wie wir.«
»Das begreife ich nicht.«
»Die Morindim sind, wie die Ulgoner früher einmal waren – ehe UL sie angenommen hat. Es gab verschiedene Gruppen von Gottlosen. Alle wanderten in andere Richtungen davon. Die Ulgoner gingen nach Westen, die Morindim nach Norden. Andere Gruppen zogen nach Süden oder Osten und verschwanden.«
»Warum sind sie nicht einfach geblieben, wo sie waren?«
»Das konnten sie nicht. In den Entscheidungen der Götter liegt auch so etwas wie ein Zwang. Jedenfalls, die Ulgoner fanden schließlich einen Gott. Die Morindim nicht. Sie fühlen immer noch den Zwang, sich von anderen Völkern fernzuhalten. Sie leben in der baumlosen Ebene hinter den Nordbergen – meistens als kleine, nomadisierende Gruppen.«
»Was hast du damit gemeint, sie leben nicht in derselben Welt wie wir?«
»Die Welt ist ein ziemlich schrecklicher Ort für einen Morindim, ein von Dämonen heimgesuchter Ort. Sie beten Teufel an und leben mehr in Träumen als in der Wirklichkeit.
Ihre Gesellschaft wird beherrscht von den Träumern und Magiern.«
»Aber eigentlich gibt es doch keine Teufel, oder?« fragte Garion skeptisch.
»O doch. Die Teufel sind sehr real.«
»Woher kommen sie?«
Belgarath zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Aber sie existieren, und sie sind vollkommen böse. Die Morindim halten sie mit Hilfe von Magie unter Kontrolle.«
»Magie? Unterscheidet sie sich von dem, was wir tun?«
»Ziemlich. Wir sind Zauberer, oder jedenfalls nennt man uns so. Was wir tun, verlangt den Willen und das Wort, aber das ist nicht die einzige Möglichkeit, etwas zu tun.«
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Es ist eigentlich gar nicht so kompliziert, Garion. Es gibt verschiedene Wege, an der normalen Ordnung der Dinge herumzumanipulieren. Vordai ist eine Hexe. Sie benutzt Geister, manche sind gutmütig, manche sind boshaft, aber sie sind nie wirklich böse. Ein Magier benutzt Teufel, böse Geister.«
»Ist das nicht auch gefährlich?«
Belgarath nickte. »Sehr gefährlich sogar«, antwortete er. »Der Magier versucht, den Dämon mit Bannsprüchen, Formeln, Gesängen und Symbolen, mystischen Diagrammen und so weiter zu kontrollieren. Solange er keinen Fehler macht, ist der Dämon sein völliger Sklave und muß tun, was er ihm befiehlt. Aber der Dämon will kein Sklave sein und sucht ständig nach einer Möglichkeit, den Bann zu brechen.«
»Und was passiert, wenn es ihm gelingt?«
»Im allgemeinen verschlingt er den Magier auf der Stelle. Das geschieht recht häufig. Wenn die Konzentration nachläßt, oder du einen Dämon rufst, der zu stark für dich ist, dann steckst du in Schwierigkeiten.«
»Was hat Beldin gemeint, als er sagte, du wärst nicht sehr gut in Magie?« fragte Silk.
»Ich habe nie viel Zeit damit verbracht, sie zu lernen«, erwiderte der alte Zauberer. »Ich habe schließlich andere Möglichkeiten, und Magie ist gefährlich und nicht sehr zuverlässig.«
»Dann solltest du sie nicht benutzen«, schlug Silk vor.
»Das hatte ich eigentlich auch nicht vor. Meist reicht die Androhung von Magie aus, um die Morindim auf Abstand zu halten. Wirkliche Auseinandersetzungen sind selten.«
»Ich kann verstehen warum.«
»Wenn wir die Nordberge hinter uns haben, werden wir uns verkleiden. Es gibt eine Anzahl von Zeichen und Symbolen, die die Morindim meiden.«
»Klingt vielversprechend.«
»Aber zuerst müssen wir einmal dahinkommen«, sagte der alte Mann. »Laßt uns etwas schneller reiten. Wir haben noch
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