Duell der Zauberer
wogte.
Schließlich stand Belgarath auf. »Gehen wir«, sagte er knapp. »Wir führen die Pferde. Die Klippen sind schlüpfrig, also paßt auf, wo ihr hintretet.«
Der Weg über die ersten Trittsteine war gar nicht so schlimm, aber als sie weiter hinauskamen, wurde der Wind zum entscheidenden Faktor. Sie wurden regelmäßig von beißend kalter Gischt durchnäßt, und gelegentlich schwappte eine besonders hohe Welle über die Felsen und zerrte unvermutet an ihren Beinen. Das Wasser war entsetzlich kalt.
»Glaubst du, wir schaffen den ganzen Weg, bis die Flut wieder einsetzt?« versuchte Silk den Wind zu übertönen.
»Nein«, rief Belgarath zurück. »Wir müssen auf einem der größeren Blöcke die nächste Ebbe abwarten.«
»Klingt unangenehm.«
»Nicht annähernd so unangenehm wie schwimmen.«
Sie hatten vielleicht die Hälfte des Wegs hinter sich gebracht, als deutlich wurde, daß die Flut wieder eingesetzt hatte. Immer öfter schwappten Wellen über die Felsen, und eine besonders große zog Garions Pferd die Beine unter dem Körper weg. Garion hatte Mühe, das verängstigte Tier wieder auf die Beine zu bringen und zerrte an den Zügeln, während die Hufe seines Pferdes immer wieder von den glitschigen Felsen abrutschten.
»Wir sollten einen Platz finden, wo wir warten können, Großvater«, überschrie er das Donnern der Wellen. »Sonst steht es uns bald bis zum Hals.«
»Noch zwei Inseln«, sagte Belgarath. »Dann kommt eine größere.«
Das letzte Stück des Riffs lag schon vollständig unter Wasser, und Garion zuckte zusammen, als er in das eisige Wasser stieg. Die Wellen bedeckten die Oberfläche mit Gischt und machten es unmöglich, auf den Grund zu sehen. Er ging blindlings weiter, ertastete mit tauben Füßen den Weg. Eine große Welle reichte ihm bis zu den Achseln, und ihr starker Sog riß ihn von den Beinen. Er klammerte sich an die Zügel seines Pferdes, stolperte und hustete, als er verzweifelt wieder Halt zu finden versuchte.
Dann war das Schlimmste vorüber. Jetzt war das Wasser über dem Riff nur noch knöcheltief, und ein wenig später kletterten sie auf den großen Felsblock. Garion stieß einen langen Seufzer aus, als er in Sicherheit war. Der Wind, der durch seine nassen Kleider drang, ließ ihn zwar bis ins Mark frieren, aber wenigstens waren sie aus dem Wasser.
Später, als sie zusammengekauert auf der dem Wind abgewandten Seite des Felsens saßen, blickte Garion über das finstere, schwarze Meer auf die vor ihnen liegende, abweisende Küste. Das Ufer bestand, wie auch in Morindland hinter ihnen, aus schwarzem Kies, und die niedrigen Hügel dahinter lagen dunkel unter den dahinjagenden, grauen Wolken. Nirgendwo war eine Spur von Leben zu sehen, aber in der Gestalt des Landes selbst schien eine Bedrohung zu liegen.
»Sind wir da?« fragte er schließlich mit gedämpfter Stimme.
Belgaraths Gesicht war ausdruckslos, als er über das Wasser auf die Küste blickte. »Ja«, antwortete er. »Das ist Mallorea.«
Teil Zwei
Mishrak ac Thull
8
D ie Krone war Königin Islenas erster Fehler gewesen. Sie war schwer und bescherte ihr Kopfschmerzen. Ihr Entschluß, sie zu tragen, war ursprünglich einem Gefühl der Unsicherheit entsprungen. Die bärtigen Krieger in Anhegs Thronsaal schüchterten sie ein, und sie spürte, daß sie ein sichtbares Symbol der Autorität brauchte. Jetzt fürchtete sie sich, ohne die Krone zu erscheinen. Mit jedem Tag empfand sie weniger Vergnügen daran, sie aufzusetzen, und betrat die Haupthalle von Anhegs Palast weniger selbstsicher.
Es war die traurige Wahrheit, daß Königin Islena von Cherek hoffnungslos unfähig war zu regieren. Bis zu dem Tag, als sie – in königlichen Purpur gekleidet und mit der goldenen Krone angetan in den gewölbten Thronsaal von Val Alorn marschiert war, um zu verkünden, daß sie in Abwesenheit ihres Gatten das Reich regieren würde, hatten Islenas wichtigste Entscheidungen sich um die Frage gedreht, welches Kleid sie anziehen und wie ihr Haar frisiert werden sollte. Jetzt sah es so aus, als hinge das Schicksal Chereks jedesmal an einem seidenen Faden, wenn sie vor einer Entscheidung stand.
Die Krieger, die lässig mit ihren Bierkrügen um die riesige, offene Feuerstelle saßen oder ziellos im Saal herumwanderten, waren ihr keinerlei Hilfe. Sobald sie den Thronsaal betrat, brach jede Unterhaltung ab, und die Männer erhoben sich und beobachteten, wie sie zu dem bannergeschmückten Thron schritt, aber ihre Gesichter verrieten
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