Duell der Zauberer
nie gehört hatte. Dabei schwenkten sie drohend ihre schädelgekrönten Stäbe gegeneinander. Der Träumer des Wiesel-Stammes erkannte plötzlich, daß er sich mitten in der Gefahrenzone befand, erholte sich mit wunderbarer Schnelligkeit von seinem Anfall, kam auf die Füße und hinkte verschreckt davon.
Der Häuptling lenkte sein Pferd vorsichtig aus der unmittelbaren Nähe der beiden murmelnden Männer, versuchte jedoch trotzdem, seine Würde zu bewahren.
Auf einem der großen, weißen Felsblöcke, etwa zwanzig Schritte links von den beiden Magiern, baute sich eine schimmernde Luftströmung auf, ähnlich Hitzewellen, die an einem heißen Tag von einem Ziegeldach aufsteigen. Garion sah die Bewegung aus dem Augenwinkel und starrte das Phänomen verblüfft an. Währenddessen wurde das Schimmern kräftiger, und in ihm schienen sich Teile eines zerbrochenen Regenbogens zu befinden, flackernd, wabernd, zuckend und züngelnd wie Flammen, die von einem unsichtbaren Feuer aufstiegen. Garion beobachtete fasziniert, wie ein zweites schimmerndes Gebilde im hohen Gras zu ihrer Rechten auftauchte. Auch diese Lufttrübung schien Farben an sich zu ziehen. Während Garion zuerst das eine, dann das andere Phänomen anstarrte, sah er – oder glaubte er zumindest zu sehen –, daß inmitten jeder Lufttrübung allmählich eine Gestalt Form annahm. Zuerst waren die Gestalten noch unförmig, waberten, veränderten sich, bauten ihre Form auf aus den zuckenden Farbblitzen, die um sie herumzischten. Dann, als die Gestalten einen bestimmten Punkt erreicht hatten, schienen sie rasch vollständig zu werden, sich zu einem einzigen Wesen zusammenzufügen, und zwei riesige Gestalten standen sich gegenüber, schnaubend und in geistlosem Haß geifernd.
Beide waren haushoch, mit ausladenden Schultern. Ihre Haut war vielfarbig, es sah aus, als liefen farbige Wellen darüber.
Der im Gras Stehende besaß ein drittes Auge, das bösartig zwischen den beiden anderen funkelte. Die langen Arme endeten in siebenklauigen Händen, die er in einer grauenhaft gierigen Geste gekrümmt hatte. Sein vorspringendes, schnauzenähnliches Maul war weit geöffnet, so daß Reihe um Reihe nadelscharfer Zähne sichtbar wurde. Er stieß ein donnerndes Geheul aus, das von Haß und Hunger sprach.
Auf dem Felsblock kauerte der andere. Sein Rumpf verbreiterte sich zu mächtigen Schultern, aus denen viele schuppige Arme sprossen, die sich wie Schlangen in alle Richtungen wanden und in großen, vielklauigen Händen endeten. Zwei Augenpaare, übereinander angeordnet, starrten voller Wahnsinn unter schweren Brauen hervor, und seine Schnauze gab den Blick auf einen Wald von Zähnen frei. Er hob seinen abscheulichen Kopf und bellte, daß ihm der Schaum aus dem Maul tropfte.
Aber schon als die beiden Ungeheuer sich anstarrten, schien ein heftiger Kampf in ihnen zu toben. Ihre Haut platzte an verschiedenen Stellen auf, und große, pulsierende Fleischfetzen erschienen an den merkwürdigsten Stellen ihrer Körper. Garion hatte das Gefühl, daß noch etwas anderes – fremdartig und womöglich noch schrecklicher – in jeder der beiden Erscheinungen gefangen war.
Grollend näherten sich die Teufel einander, aber trotz ihrer sichtlichen Kampfeslust schienen sie einander zugepeitscht zu werden. Es war, als ob sie zögerten. Ihre grotesken Gesichter zuckten hin und her, und sie fauchten erst ihren Gegner und dann den Magier an, der sie kontrollierte. Garion vermutete, daß dieses Zögern von etwas herrührte, das tief in der Natur des Teufels lag. Die Versklavung, der Zwang, einem anderen gehorchen zu müssen, war es, was sie haßten. Die Fesseln aus Bannsprüchen und Beschwörungen, mit denen Belgarath und der weißbezopfte Morindim sie banden, verursachten ihnen unerträgliche Qualen, und in ihr Fauchen mischte sich das Wimmern über diese Pein.
Belgarath schwitzte heftig. Kleine Schweißtropfen rannen ihm über das dunkel gefärbte Gesicht. Die Beschwörungen, mit denen er den Teufel Agrinja in der Erscheinung gefangen hielt, kamen unablässig über seine Lippen. Der kleinste Fehler in einem Wort oder in dem Bild, das er in seinem Geist geformt hatte, würde seine Macht über das Ungeheuer, das er gerufen hatte, brechen, und dann würde es über ihn herfallen.
Zuckend, als ob sie von einem inneren Kampf zerrissen würden, umkreisten Agrinja und Horja einander, kämpften mit Armen, Klauen und Zähnen und rissen sich große Fetzen schuppigen Fleisches vom Leib. Die Erde erbebte
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