Duell der Zauberer
unter ihren Füßen.
Zu betäubt, um Angst zu haben, beobachtete Garion den wütenden Kampf. Während er zusah, stellte er einen seltsamen Unterschied zwischen den beiden Geistern fest. Agrinja blutete aus seinen Wunden, er verlor fremdartiges, dunkles Blut, so tiefrot, daß es fast schwarz aussah. Horja hingegen blutete nicht. Fleisch wurde von seinen Armen und Schultern gerissen, als wäre es aus Holz. Der Magier mit den weißen Zöpfen sah den Unterschied ebenfalls, und in seine Augen trat Angst. Seine Stimme wurde schrill, als er Horja weiter Beschwörungen zurief, bemüht, den Teufel unter Kontrolle zu halten. Die sich bewegenden Klumpen unter Horjas Haut wurden größer, unruhiger. Seine Brust hob und senkte sich, und eine furchtbare Hoffnung brannte in seinen Augen.
Weißzöpfchen schrie jetzt. Die Beschwörungen kamen holpernd, stammelnd von seinen Lippen. Dann verhaspelte er sich bei einer schier unaussprechlichen Formel. Verzweifelt versuchte er es noch einmal, doch wieder blieb er stecken.
Mit einem triumphierenden Gebell richtete sich der Teufel Horja auf und schien zu explodieren. Stücke seiner schuppigen Haut und seines Fleisches fielen von ihm ab, als das Ungeheuer die Illusion abschüttelte, die es gefangengehalten hatte. Er hatte zwei kräftige Arme und ein fast menschliches Gesicht, das von zwei gekrümmten, nadelspitzen Hörnern überragt wurde. Anstelle von Füßen hatte er Hufe, und von seiner grauen Haut tropfte Schleim. Er drehte sich langsam um und fixierte den zitternden Magier mit glühenden Augen.
»Horja!« kreischte der Magier. »Ich befehle dir…« Die Stimme versagte ihm, als er entsetzt den Teufel anstarrte, der seiner Kontrolle entrissen war. »Horja! Ich bin dein Meister!« Aber Horja stampfte bereits auf ihn zu, zertrampelte mit seinen schweren Hufen das Gras und näherte sich Schritt um Schritt seinem früheren Meister.
In panischer Angst wich der Magier zurück und trat dabei, ohne es zu merken, aus dem schützenden Symbol, das er auf den Boden gezeichnet hatte.
Da lächelte Horja ein eiskaltes Lächeln, bückte sich und ergriff den kreischenden Magier an den Füßen, ohne auf die Schläge zu achten, die dieser ihm mit seinem schädelgekrönten Stab auf Kopf und Schultern versetzte. Dann stand das Ungetüm auf, hob den Magier hoch, so daß er mit dem Kopf nach unten hing. Die breiten Schultern strafften sich mit ungeheurer Kraft, und mit grausamer Langsamkeit zerriß der Teufel den Magier in zwei Teile, entsetzliche Bosheit in den Augen.
Die Morindim flohen.
Verächtlich warf der riesige Teufel ihnen die Teile seines ehemaligen Meisters nach, daß Blut und Eingeweide über das Gras spritzten. Mit einem wilden Jagdschrei nahm er dann ihre Verfolgung auf.
Der dreiäugige Agrinja, der immer noch in Kampfstellung kauerte, hatte die Vernichtung des Magiers fast gleichgültig mit angesehen. Als es vorbei war, drehte er sich um und sah Belgarath mit glühendem Haß an.
Der schweißgebadete Zauberer hob seinen Schädelstab, das Gesicht in äußerster Konzentration verzerrt. Der innere Kampf in dem Ungeheuer wurde stärker, aber allmählich meisterte und stabilisierte Belgaraths Wille die Gestalt. Agrinja heulte enttäuscht auf und zerriß die Luft mit seinen Klauen, bis jede Spur von Flimmern wieder verschwunden war. Dann sanken die grauenhaften Hände herab, und das Ungeheuer beugte geschlagen den Kopf.
»Geh«, sagte Belgarath fast lässig. Agrinja war auf der Stelle verschwunden.
Garion begann plötzlich heftig zu zittern. Sein Magen revoltierte, er wandte sich ab, stolperte ein paar Schritte beiseite, sank auf die Knie und übergab sich.
»Was war denn?« fragte Silk erschüttert.
»Er hat sich von ihm befreien können«, antwortete Belgarath ruhig. »Ich glaube, es hat an dem Blut gelegen. Als er sah, daß Agrinja blutete und Horja nicht, begriff er, daß er etwas vergessen hatte. Das hat seine Selbstsicherheit ins Wanken gebracht, und er konnte sich nicht mehr konzentrieren. Garion, hör auf.«
»Ich kann nicht«, stöhnte Garion, und schon krampfte sich sein Magen wieder zusammen.
»Wie lange wird Horja die anderen jagen?« fragte Silk.
»Bis Sonnenuntergang«, schätzte Belgarath. »Der Wieselstamm hat einen unangenehmen Nachmittag vor sich, denke ich.«
»Besteht die Möglichkeit, daß er umkehrt und uns angreift?«
»Dazu hat er keine Veranlassung. Wir haben ja nicht versucht, ihn zu versklaven. Sobald Garion seinen Magen wieder unter Kontrolle hat, können
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