Duell der Zauberer
könnte den Mann fast gernhaben wenn nicht all diese Ihrs und Euchs wären«, erklärte er.
»Es ist gar nicht so schlimm, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat«, erwiderte Lelldorin.
Torasin lachte. »Wenn ich eine so hübsche Freundin hätte wie die Gräfin Ariana, könnte sie mich Ihren und Euchen, soviel sie wollte«, sagte er. Er sah Ce’Nedra schelmisch an.
»Welche Truppen wollte Eure Majestät aufmuntern?« neckte er sie.
»Laßt uns zu euren asturischen Landsleuten gehen«, entschied sie. »Ich nehme euch zwei lieber nicht mit ins Lager der Mimbrater – es sei denn, man nähme euch vorher die Schwerter ab und klebte euch den Mund zu.«
»Vertraust du uns denn nicht?« fragte Lelldorin.
»Ich kenne euch«, antwortete sie kopfschüttelnd. »Wo ist das asturische Lager?«
»Hier entlang«, sagte Torasin und deutete auf das südliche Ende des Vorratslagers.
Von den sendarischen Feldküchen trug der Wind Essensgerüche heran, und dieser Duft erinnerte Ce’Nedra an etwas. Statt ziellos zwischen den asturischen Zelten umherzuschlendern, suchte sie ganz bewußt nach ein paar bestimmten Männern.
Sie fand Lammer und Detton, die beiden Leibeigenen, die außerhalb von Vo Wacune zur Armee gestoßen waren, wie sie vor einem geflickten Zelt ihre Nachmittagsmahlzeit beendeten. Sie waren besser genährt als an dem Tag, an dem sie sie zuerst gesehen hatte, und sie trugen keine Lumpen mehr. Als die beiden sie bemerkten, sprangen sie unbeholfen auf die Füße.
»Nun, meine Freunde«, fragte sie, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, »wie gefällt euch das Armeeleben?«
»Wir haben keinen Grund, uns zu beklagen, meine Dame«, antwortete Detton respektvoll.
»Nur das viele Marschieren«, fügte Lammer hinzu. »Ich hatte nicht gedacht, daß die Welt so groß ist.«
»Man hat uns Stiefel gegeben«, erzählte Detton und hob einen Fuß, damit sie den Stiefel bewundern konnte. »Sie waren zuerst etwas steif, aber inzwischen sind alle Blasen wieder verheilt.«
»Bekommt ihr genug zu essen?« fragte Ce’Nedra.
»Reichlich«, antwortete Lammer. »Die Sendarer kochen sogar für uns. Wußtet Ihr, daß es in ganz Sendarien keinen einzigen Leibeigenen gibt, meine Dame? Ist das nicht erstaunlich? Das bringt einen zum Nachdenken.«
»Wirklich«, pflichtete Detton ihm bei. »Sie bauen alles an, und jeder hat genug zu essen, etwas anzuziehen und ein Haus, in dem er schlafen kann, und in dem ganzen Reich gibt es nicht einen Leibeigenen.«
»Ich sehe, daß man euch auch mit Ausrüstung versehen hat«, sagte die Prinzessin, die bemerkt hatte, daß die beiden Männer konische Lederhelme und dicke Lederwesten trugen.
Lammer nickte und nahm seinen Helm ab. »Sie sind mit Stahl gefüttert, damit das Hirn besser geschützt ist«, sagte er. »Als wir hier eintrafen, mußten wir uns alle in einer Reihe aufstellen, und jeder Mann hat einen Helm und diese schwere Ledertunika bekommen.«
»Sie haben auch jedem von uns einen Dolch und einen Speer gegeben«, erzählte Detton.
»Haben sie euch denn auch gezeigt, wie man damit umgeht?« fragte Ce’Nedra.
»Noch nicht, meine Dame«, antwortete Detton. »Wir haben uns bis jetzt damit beschäftigt zu lernen, wie man mit Pfeilen schießt.«
Ce’Nedra wandte sich an ihre beiden Begleiter. »Könntet ihr dafür sorgen, daß jemand sich darum kümmert?« bat sie. »Ich möchte sicher sein, daß jeder Mann sich wenigstens verteidigen kann.«
»Wir werden uns darum kümmern«, erwiderte Lelldorin.
Unweit von ihnen saß ein junger Leibeigener mit gekreuzten Beinen vor einem Zelt. Er setzte eine handgeschnitzte Flöte an die Lippen und begann zu spielen. Ce’Nedra hatte im Palast von Tol Honeth die größten Musiker der Welt gehört, aber die Flöte des Jungen ergriff ihr Herz und ließ ihr die Tränen in die Augen treten.
»Wie schön«, rief sie.
Lammer nickte. »Ich verstehe nicht viel von Musik«, sagte er, »aber mir scheint, daß der Bursche sehr gut spielt. Es ist zu schade, daß er nicht ganz richtig im Kopf ist.«
Ce’Nedra sah ihn scharf an. »Was meinst du damit?«
»Er stammt aus einem Dorf im südlichen Teil des arendischen Waldes. Wie man mir erzählt hat, ist das Dorf sehr arm, und der Grundbesitzer der Gegend ist sehr streng mit seinen Leibeigenen. Der Junge ist Waise und muß seit seiner Kindheit Kühe hüten. Einmal ist ihm eine Kuh davongelaufen, und man hat ihn halb totgeschlagen. Seitdem kann er nicht mehr sprechen.«
»Wißt ihr, wie er
Weitere Kostenlose Bücher