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Duell der Zauberer

Duell der Zauberer

Titel: Duell der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Jubelgeschrei, als ein Felsbrocken, halb so groß wie ein Haus, von einem Netz aus Tauen umschlungen, majestätisch an der Klippe emporschwebte, begleitet von dem Knarren der Taue.
    »Du mußt zugeben, daß es eindrucksvoll ist, Anheg«, sagte Rhodar. »Vor allem, wenn du überlegst, daß der ganze Felsen nur von den Pferden da drüben bewegt wird und natürlich mit Hilfe des Gegengewichts.« Er deutete auf einen zweiten Felsbrocken, der ebenso majestätisch wie der erste am Kliff herabsank.
    Anheg betrachtete die beiden Felsen. »Durnik«, sagte er über die Schulter nach hinten, »verstehst du, wie das Ganze funktioniert?«
    »Jawohl, König Anheg«, antwortete der Schmied. »Seht Ihr, das Gegengewicht bringt das Gleichgewicht…«
    »Bitte keine Erklärungen«, unterbrach Anheg ihn. »Hauptsache, jemand versteht es, den ich kenne und dem ich vertraue.«
    Später an jenem Tag wurde das erste cherekische Schiff auf die Klippe gehoben. König Anheg sah einen Augenblick zu, dann stöhnte er und wandte sich ab. »Das ist unnatürlich«, brummte er Barak zu.
    »In letzter Zeit hast du eine Vorliebe für dieses Wort entwickelt«, stellte Barak fest.
    Anheg warf seinem Vetter einen finsteren Blick zu.
    »Ich habe es dir nur sagen wollen«, erklärte Barak unschuldig.
    »Ich mag Veränderungen nicht, Barak, sie machen mich nervös.«
    »Die Welt schreitet voran, Anheg. Jeden Tag ändert sich etwas.«
    »Das heißt nicht unbedingt, daß es mir gefallen muß«, grollte der König von Cherek. »Ich glaube ich gehe in mein Zelt und trinke etwas.«
    »Soll ich mitkommen?« fragte Barak.
    »Ich dachte, du wolltest hier stehenbleiben und zusehen, wie die Welt sich verändert.«
    »Das kann sie auch, ohne daß ich aufpasse.«
    »Und wird sie wohl auch«, setzte Anheg bedrückt hinzu. »Schön, dann laß uns gehen. Ich will das hier nicht mehr sehen.« Damit gingen die beiden davon, um etwas Trinkbares zu suchen.

11
    M ayaserana, Königin von Arendien, war nachdenklicher Stimmung. Sie saß in dem großen, sonnigen Kinderzimmer, hoch oben im Palast von Vo Mimbre, über einer Stickerei. Ihr kleiner Sohn, der Kronprinz von Arendien, gluckste fröhlich in seiner Wiege vor sich hin, wo er mit einer bunten Perlenschnur spielte, die ihm der Kronprinz von Drasnien geschenkt hatte. Mayaserana hatte Königin Porenn nie kennengelernt, aber die gemeinsame Erfahrung der Mutterschaft ließ sie sich der vornehmen, schönen kleinen Blondine auf ihrem Thron hoch im Norden sehr nahe fühlen.
    In einem Sessel unweit der Königin saß Nerina, Baronin von Vo Ebor. Beide Damen trugen Samt, die Königin in Purpur, die Baronin in Hellblau, und beide trugen die hohe, konische, weiße Kopfbedeckung, die die mimbratischen Edelmänner so bewunderten. Am anderen Ende des Zimmers saß ein älterer Lautenspieler, der leise eine traurige Melodie in Moll spielte.
    Baronin Nerina schien noch bedrückter zu sein als die Königin. Die Ringe unter ihren Augen waren seit der Abreise der mimbratischen Ritter immer tiefer geworden, und sie lächelte nur selten. Schließlich seufzte sie und legte ihre Stickerei beiseite.
    »Die Traurigkeit Eures Herzens findet ihren Ausdruck in Euren Seufzern, Nerina«, sagte die Königin sanft. »Denkt nicht immer an die Trennung und die Gefahren, denn sonst verläßt Euch gänzlich der Mut.«
    »Unterweist mich darin, wie ich meinen Kummer bannen kann, Hoheit«, antwortete Nerina, »denn ich bedarf einer solchen Unterweisung bitterlich. Mein Herz wird von der Last meiner Sorgen erdrückt, und so sehr ich mich auch bemühe, sie zu bannen, kehren meine Gedanken doch, ungezogenen Kindern gleich, immer wieder zu den schrecklichen Gefahren zurück, denen mein Gatte und unser liebster Freund ausgesetzt sind.«
    »Tröstet Euch mit dem Wissen, daß Eure Sorge von jeder Dame Mimbres geteilt wird, Nerina.«
    Nerina seufzte wieder. »Doch mein Kummer ist in größerer beklagenswerter Gewißheit begründet. Andere Damen, deren Zuneigung nur einem Liebsten gilt, dürfen wagen zu hoffen, daß er unversehrt von den Schrecken des Krieges zurückkehrt, aber ich, die ich deren zwei liebe, darf solches nicht hoffen. Ich werde gewiß einen verlieren, und dieses Wissen lastet schwer auf meiner Seele.«
    In Nerinas offenem Eingeständnis, daß die Liebe zu beiden Männern in ihrem Herzen so miteinander verflochten war, daß sie sie nicht mehr trennen konnte, lag eine stille Würde. In einem jener kurzen Momente der Einsicht erkannte Mayaserana, daß

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