Duell der Zauberer
heißt?«
»Anscheinend kennt niemand seinen Namen«, sagte Detton. »Wir sehen abwechselnd nach ihm – um sicherzugehen, daß er zu essen bekommt und einen Platz zum Schlafen hat. Viel mehr kann man für ihn nicht tun.«
Lelldorin gab einen leisen Laut von sich, und Ce’Nedra war erstaunt zu sehen, daß dem ernsten jungen Mann offen die Tränen über das Gesicht rannen.
Der Junge spielte weiter seine herzzerreißend aufrichtige Melodie, seine Augen suchten Ce’Nedra und blickten sie ernst an.
Sie blieben nicht viel länger. Die Prinzessin wußte, daß ihr Rang und ihre Stellung den beiden Leibeigenen Unbehagen einflößte. Sie hatte sich überzeugt, daß es ihnen gut ging und ihr Versprechen ihnen gegenüber gehalten wurde, und das war alles, worauf es ankam.
Als Ce’Nedra, Lelldorin und Torasin in das Lager der Sendarer hinüberwanderten, hörten sie plötzlich, wie hinter einem großen Zelt ein Streit ausbrach.
»Ich staple es da auf, wo ich will«, sagte ein Mann streitlustig.
»Du blockierst die Straße«, entgegnete ein zweiter Mann.
»Straße?« schnaubte der erste. »Wovon redest du? Dies ist doch keine Stadt. Hier gibt es keine Straßen.«
»Freund«, erklärte der zweite Mann übertrieben geduldig, »wir müssen die Wagen hier durchfahren, um zum Hauptlager zu kommen. Bitte räume deine Sachen weg, damit ich hier durchkomme. Ich habe heute noch viel zu tun.«
»Ich nehme doch von einem sendarischen Fuhrmann, der sich vorm Kämpfen drücken will, keine Befehle entgegen. Ich bin Soldat.«
»Tatsächlich?« sagte der Sendarer trocken. »Wie viele Kämpfe hast du denn bis jetzt schon bestritten?«
»Ich werde kämpfen, wenn die Zeit kommt.«
»Sie kommt vielleicht schneller, als du denkst, wenn du deine Sachen nicht aus dem Weg räumst. Wenn ich erst von diesem Wagen herunterklettern und es selbst tun muß, macht mich das bestimmt ärgerlich.«
»Ich schlottere vor Angst«, erwiderte der Soldat sarkastisch.
»Räumst du die Sachen jetzt aus dem Weg?«
»Nein.«
»Ich habe dich gewarnt, Freund«, sagt der Fuhrmann resigniert.
»Wenn du meine Sachen anrührst, breche ich dir das Genick.«
»Nein. Du versuchst, mir das Genick zu brechen.«
Plötzlich hörten sie Handgemenge und einige kräftige Hiebe.
»Nun steh auf und nimm deine Sachen weg, wie ich es gesagt hatte«, sagte der Fuhrmann. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, um herumzustehen und mit dir zu streiten.«
»Du hast mich geschlagen, als ich nicht hingesehen habe«, jammerte der Soldat.
»Möchtest du zusehen, wie dich der nächste Schlag trifft?«
»Schon gut, reg dich nur nicht auf. Ich räume es ja weg.«
»Schön, daß wir uns verstehen.«
»Passiert so etwas öfter?« fragte Ce’Nedra leise.
Torasin nickte grinsend. »Einige Angehörige der Truppen haben das Bedürfnis zu prahlen, Majestät«, antwortete er, »und die sendarischen Fuhrleute haben meist nicht die Zeit, zuzuhören. Faustkämpfe und Straßenschlägereien sind für jene Burschen die zweite Natur, und so enden ihre Zankereien mit den Soldaten fast immer gleich. Aber es hat einen erzieherischen Charakter.«
»Männer!« sagte Ce’Nedra.
Im Lager der Sendarer trafen sie Durnik. Bei ihm waren zwei seltsame junge Männer.
»Alte Freunde«, sagte Durnik, als er sie vorstellte. »Gerade mit den Lastkähnen angekommen. Ich glaube, du hast Rundorig schon kennengelernt, Prinzessin. Er war auf Faldors Farm, als wir sie im letzten Winter besuchten.«
Ce’Nedra erinnerte sich tatsächlich an Rundorig. Der große, schwerfällige junge Mann war derjenige, der Garions Jugendliebe Zubrette heiraten wollte. Sie begrüßte ihn herzlich und erinnerte ihn sanft daran, daß sie sich bereits kannten. Rundorigs arendische Herkunft war dafür verantwortlich, daß sein Hirn etwas langsam arbeitete. Sein Freund war jedoch alles andere als langsam. Durnik stellte ihn als Doroon vor, ebenfalls einen Freund aus Garions Kindertagen. Doroon war klein und drahtig, mit ausgeprägtem Adamsapfel und leicht vorstehenden Augen. Nach einigen Augenblicken der Schüchternheit begann seine Zunge wieder mit ihm durchzugehen. Es war nicht ganz leicht, Doroon zu folgen. Seine Gedanken jagten von hier nach dort, und seine Zunge versuchte atemlos, damit Schritt zu halten.
»In den Bergen war es etwas rauh, meine Dame«, beantwortete er ihre Frage nach der Reise, »wegen der steilen Straßen und so. Man sollte glauben, wenn diese Tolnedrer eine Straße bauen, würden sie ebeneres Gelände
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