Duell der Zauberer
sie rasch an, dann glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. »Unbedingt«, stimmte sie zu. »Ich bin erstaunt, daß wir nicht früher daran gedacht haben. Wir waren sehr nachlässig, nicht wahr?«
Ariana verzog besorgt das Gesicht. »König Rhodar würde, wie ich fürchte, starke Einwände gegen einen solchen Plan haben.«
»Rhodar ist nicht hier«, erklärte Ce’Nedra. »Er ist mit König Fulrach fort, um den Bestand der Vorräte aufzunehmen.«
»Die Dame Polgara würde es sicherlich auch nicht billigen«, meinte Ariana. Man merkte ihrem Ton jedoch an, daß sie langsam schwach wurde.
»Die Dame Polgara hat eine Besprechung mit Beldin dem Zauberer«, erwiderte Adara, deren Augen schelmisch funkelten.
Ce’Nedra grinste. »Also sind wir auf uns allein gestellt, nicht wahr, meine Damen?«
»Bei unserer Rückkehr werden wir gewiß tüchtig gescholten«, sagte Ariana.
»Und dann werden wir furchtbar zerknirscht sein, nicht wahr?« kicherte Ce’Nedra.
Eine Viertelstunde später passierten die Prinzessin und ihre beiden Freundinnen, in weicher algarischer Lederkleidung, in leichtem Galopp das Haupttor der großen Befestigungsanlage.
Olban, der jüngste Sohn des Rivanischen Hüters, begleitete sie. Olban hatte die Idee nicht gefallen, aber Ce’Nedra hatte ihm keine Zeit gelassen, Einwände zu erheben und erst recht keine Zeit, jemanden zu benachrichtigen, der ihnen den Ausflug verbieten konnte. Olban wirkte besorgt, aber wie immer, begleitete er die kleine Rivanische Königin, ohne Fragen zu stellen.
Die von spitzen Pfählen starrenden Gräben, die vor den Mauern entlangliefen, waren sehr interessant, aber ein Graben sah wie der andere aus, und es bedurfte schon eines seltsamen Geistes, um Gefallen an diesen Vertiefungen zu finden.
»Sehr schön«, sagte Ce’Nedra fröhlich zu einem drasnischen Lanzenträger, der auf einem hohen Erdwall Wache stand.
»Großartige Gräben – und diese wunderbar spitzen Pfähle.« Sie warf einen Blick auf die trockene Landschaft außerhalb der Festung. »Woher habt ihr bloß all das Holz dafür genommen?«
»Die Sendarer haben es mitgebracht, Eure Majestät«, antwortete er, »aus dem Norden, glaube ich. Wir ließen die Thulls die Pfähle schneiden und anspitzen. Sie sind gute Pfahlmacher, wenn man ihnen genau sagt, wie sie es tun sollen.«
»Ist nicht vor etwa einer halben Stunde eine berittene Patrouille hier vorbeigekommen?« fragte Ce’Nedra.
»Ja, Eure Majestät. Graf Hettar von Algarien und einige seiner Männer. Sie sind in diese Richtung geritten.« Der Wächter zeigte nach Süden.
»Ach übrigens«, meinte Ce’Nedra, »falls jemand nach uns fragen sollte, sag ihm, daß wir ihnen hinterherreiten. Wir werden in ein paar Stunden zurück sein.«
Der Wächter sah sie etwas zweifelnd an, aber Ce’Nedra sprach rasch weiter, um jeden Einwand im Keim zu ersticken. »Graf Hettar hat versprochen, am Südende der Festung auf uns zu warten«, sagte sie. »Wir dürfen ihn wirklich nicht zu lange warten lassen. Ihr beiden habt aber auch zu lange gebraucht, um euch umzuziehen.« Sie lächelte den Wächter gewinnend an. »Du weißt ja, wie es ist«, meinte sie vertraulich. »Die Reitkleidung muß genau so sitzen, die Haare müssen unbedingt noch ein letztes Mal gebürstet werden. Manchmal dauert es ewig. Kommt jetzt, meine Damen. Wir müssen uns beeilen, sonst ist Graf Hettar böse auf uns.« Mit einem dümmlichen Kichern lenkte die Prinzessin Nobel nach Süden und galoppierte davon.
»Ce’Nedra«, rief Ariana schockiert, als sie außer Hörweite waren. »Ihr habt ihn angelogen.«
»Natürlich.«
»Aber das ist schlimm.«
»Nicht halb so schlimm, wie noch einen Tag damit zu verbringen, Gänseblümchen auf einen dummen Unterrock zu sticken.«
Sie verließen die Befestigungsanlagen und überquerten eine niedrige, verbrannte Hügelkette. Das dahinterliegende breite Tal war sehr groß. Gelbbraune, baumlose Berge erhoben sich in etwa zwanzig Meilen Entfernung am anderen Ende des Tals.
Sie galoppierten in diese ungeheure Leere hinab und fühlten sich zwergenhaft unbedeutend in dieser Landschaft. Ihre Pferde wirkten wie Ameisen, die auf die gleichgültigen Berge zukrochen.
»Ich hatte nicht gedacht, daß es so groß ist«, murmelte Ce’Nedra, die Augen mit der Hand beschattend, um die weit entfernten Berge zu betrachten.
Der Talboden war so eben wie eine Tischplatte und nur spärlich mit niedrigen, dornigen Büschen bewachsen. Der Boden war mit runden, etwa faustgroßen
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