Duell der Zauberer
Tier stolperte kurz und schoß dann davon, auf dem Weg zurück, den sie gekommen waren.
Hettar fluchte und jagte hinter ihr her.
»Was macht sie denn jetzt?« rief Ce’Nedra.
»Graf Hettars Zurechtweisung hat unsere sanfte Freundin über die Maßen getroffen«, erklärte Ariana. »Seine gute Meinung von ihr ist ihr teurer als ihr Leben.«
»Hettar?« fragte Ce’Nedra entgeistert.
»Hat Euch Euer Auge nicht verraten, wie es um unsere liebe Freundin steht?« fragte Ariana erstaunt. »Ihr seid eigenartig unaufmerksam, Prinzessin.«
»Hettar?« wiederholte Ce’Nedra. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
»Vielleicht liegt es daran, daß ich Mimbraterin bin«, vermutete Ariana. »Die Damen meines Volkes sind sehr empfänglich für die Anzeichen leiser Zuneigung bei anderen.«
Nach etwa hundert Metern hatte Hettar Adara eingeholt. Er ergriff mit einer Hand ihre Zügel und brachte ihr Pferd grob zum Stehen. Er sprach barsch auf sie ein und verlangte zu wissen, was sie vorhatte. Adara wand sich im Sattel und bemühte sich, ihr Gesicht vor ihm zu verbergen, während er auf sie einschimpfte.
Dann sah Ce’Nedra aus dem Augenwinkel heraus eine knappe Bewegung, kaum sechs Meter von den beiden entfernt. Überraschend erhob sich aus dem Sand zwischen zwei struppigen Büschen ein Murgo im Kettenhemd und warf die braungefleckte Decke von sich, unter der er sich versteckt hatte. Als er aufstand, hielt er den Bogen bereits schußbereit.
»Hettar!« schrie Ce’Nedra, als der Murgo den Bogen hob.
Hettar hatte dem Murgo den Rücken zugewandt, aber Adara sah, wie der Pfeil auf den ungeschützten Rücken des Algariers zielte. Mit einer verzweifelten Bewegung entriß sie Hettar ihre Zügel und drängte ihr Pferd gegen seins. Sein Pferd wich zurück, stolperte, fiel und warf den unvorbereiteten Mann zu Boden, während Adara ihr Pferd antrieb und direkt auf den Murgo zuschoß.
Mit einem leichten Anflug von Ärger schoß der Murgo auf das herannahende Mädchen.
Selbst aus dieser Entfernung konnte Ce’Nedra das häßliche Geräusch hören, als der Pfeil Adara traf. An dieses Geräusch würde sie sich voller Entsetzen ihr Leben lang erinnern. Adara krümmte sich, ihre freie Hand umklammerte den Pfeil, der aus ihrer Brust ragte, aber sie wurde nicht langsamer, als sie den Murgo niederritt. Er fiel und rollte unter die Hufe ihres Pferdes, sprang aber auf, sobald sie vorbei war und griff nach seinem Schwert. Aber da war Hettar schon über ihm, dessen Säbel im Sonnenlicht glitzerte. Der Murgo schrie einmal auf, als er fiel.
Hettar wandte sich, den tropfenden Säbel noch in der Hand, zornig an Adara. »So etwas Dummes«, brüllte er sie an, aber plötzlich verstummte er. Ihr Pferd war ein paar Schritte hinter dem Murgo stehengeblieben, und sie war im Sattel zusammengesunken, so daß ihr das dunkle Haar wie ein Schleier über das blasse Gesicht fiel. Sie preßte beide Hände gegen die Brust.
Langsam glitt sie aus dem Sattel.
Mit einem erstickten Aufschrei ließ Hettar den Säbel fallen und rannte zu ihr.
»Adara!« jammerte die Prinzessin und schlug die Hände vor das Gesicht, als Hettar das verwundete Mädchen sanft umdrehte. Der Pfeil, der in ihrer Brust stak, hob und senkte sich rhythmisch mit ihrem schwachen Herzschlag.
Als die anderen bei den beiden ankamen, hielt Hettar Adara in den Armen und starrte bestürzt in ihr blasses Gesicht. »Du kleiner Dummkopf«, murmelte er mit gebrochener Stimme. »Du kleines Schaf!«
Ariana glitt aus dem Sattel, noch ehe ihr Pferd stehengeblieben war, und lief zu Hettar. »Bewegt sie nicht Graf«, warnte sie ihn scharf. »Der Pfeil hat ihre Lunge verletzt, und solltet Ihr sie bewegen, wird seine scharfe Spitze ihr Leben verlöschen lassen.«
»Zieh ihn heraus«, knurrte Hettar mit zusammengebissenen Zähnen.
»Nein, Graf. Den Pfeil herauszuziehen würde mehr Schaden anrichten, als ihn steckenzulassen.«
»Ich kann es nicht ertragen, sie so zu sehen.« Er schluchzte fast.
»Dann dürft Ihr eben nicht hinsehen, Graf«, sagte Ariana barsch, kniete neben Adara nieder und legte ihre kühle, kundige Hand auf den Hals des verwundeten Mädchens.
»Sie ist doch nicht tot, nicht wahr?« flehte Hettar.
Ariana schüttelte den Kopf. »Ernstlich verletzt, aber noch pulsiert das Leben in ihr. Gebt Euren Männern Anweisung, unverzüglich eine Bahre zu bauen, Graf. Wir müssen unsere liebe Freundin auf der Stelle in die Festung und in die Obhut der Dame Polgara bringen, sonst strömt alles Leben aus ihr
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