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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für U-Boote war es.
    »Der Hubschrauber ist weg, Genosse Admiral«, sagte der Radarspezialist, als habe er einen Fehler gemacht und müsse sich entschuldigen. »Einfach weg.«
    »Den Abflug habt ihr verpaßt, das ist es!« bellte Schesjekin und kratzte seine Knollennase. »Sitzen vor dem Radar und schlafen! Ihr seid nicht wert, an dieser großen Aufgabe mitzuarbeiten.«
    »Wir haben keinen Augenblick die Kontrolle verloren, Genosse Admiral«, versuchte der Radarspezialist eine Verteidigung.
    »Aber den Hubschrauber habt ihr verloren. Genügt das nicht? Wo kommt er her, was glaubt ihr? Der zweite schon! Und wenn der erste vom amerikanischen Militär kam, na, woher kam dann der zweite? Von den Umweltschützern? Stopfen das Ozonloch zu, was? Bin ich denn nur von Idioten umgeben?«
    »Der Hubschrauber kann auf dem Eis geblieben sein, Genosse Admiral.«
    »Bei diesem Wetter?«
    »Alles ist möglich.«
    »In euren hohlen Köpfen, jawohl! Da ist viel Platz für Unsinn!« Schesjekin zündete sich wieder eine Papyrossa an und verzog das Gesicht beim ersten Zug voll Ekel. »Meldet sich Ljuba Alexandrowna endlich?«
    »Nein, Genosse Admiral.«
    »Normal ist das doch auch nicht!« rief Schesjekin und kaute auf dem Pappmundstück der Papyrossa herum. »Um diese Zeit, bei diesem Wind ist sie doch nicht draußen am Meer! Rufen Sie den Genossen Kapitän Malenkow an.«
    Aber auch Malenkow meldete sich nicht. Das Telefon klingelte in einem leeren Haus. Schesjekin blickte auf die Uhr an der Wand. Neben ihr hing links ein Bild von Lenin, rechts ein Foto von Gorbatschow. In einem Wechselrahmen – wußte man, wie schnell sich in Moskau alles ändern kann? Lenin blieb, darum hatte er auch einen festen Rahmen.
    Schesjekin zog das Telefon zu sich und wählte die Nummer von Ljubas Haus am Eishang, in dem jetzt Virginia Allenby untergebracht war. Es dauerte eine Weile, bis sich eine verschlafene Stimme meldete. Schesjekin schnaufte durch die Nase. Meine Ahnung, dachte er. Mein Scharfsinn! »Jurij Adamowitsch! Die Bewachung der Amerikanerin nehmen Sie aber genau! Was tun Sie um diese Zeit noch bei ihr? Schlafen kann sie allein, und Sie gähnen mir entgegen. Sie sind ein sowjetischer Offizier, vergessen Sie das nicht, erhoben zu einem Helden der Sowjetunion, und liegen im Bett einer Systemfeindin! Sie liegen doch im Bett?«
    »Genosse Admiral, ich liege hier auf der Eckbank. Im Bett liegt Miß Allenby.«
    »Wer glaubt Ihnen das?«
    »Am wenigsten wird die Wahrheit geglaubt.«
    »Warum sind Sie nicht in Ihrem Haus?«
    »Miß Allenby hatte Magenschmerzen, Genosse Admiral.«
    »Das arme Täubchen! Das Bäuchlein haben Sie ihr gestreichelt, in den Schlaf haben Sie sie gewiegt und ein Schlummerlied dabei gesungen …« Schesjekin hieb auf den Tisch. »Beleidigen Sie mich nicht mit Ihrer Frechheit! Morgen früh unterhalten wir uns darüber. Ein sowjetischer Offizier und eine Amerikanerin – ausspucken muß man vor Ihnen! Jurij Adamowitsch, ist das Jucken in Ihrer Hose stärker als Ihr Ehrgefühl? Legen Sie einen Eisklumpen drauf, davon haben wir genug!«
    Malenkow schwieg. Es hatte keinen Sinn, sich gegen einen wütenden Schesjekin zu wehren. Aber was er jetzt durchs Telefon brüllte, hätte man auch weniger grob, ein bißchen diskreter sagen können.
    Malenkow blickte zur Seite auf Virginia. Sie schlief fest. Natürlich lag er nicht auf der harten Eckbank, in eine Decke eingewickelt – in wohliger, gegenseitiger Wärme waren sie eingeschlafen, bis das Telefon ihn weckte.
    Wie von selbst war das alles gekommen. Jurijs Erinnerung war kurz: Am vierten Abend war es gewesen – also gestern –, da hatte er Virginia, die aus der Banja kam, eingehüllt in Ljubas Bademantel, die schwarzen Haare über der Stirn mit einem roten Band hochgebunden, ohne Worte, ohne Fragen, ohne Gewalt, nur mit scheuer Zärtlichkeit in seine Arme genommen und geküßt. Er erwartete eine Gegenwehr, einen Tritt gegen sein Schienbein, wilde Schläge ihrer Fäuste, zumindest das Wegziehen ihres Kopfes, aber sie nahm den Kuß wehrlos hin. Und als seine Hand in den Ausschnitt des Bademantels tastete und ihre Apfelbrust umspannte, als er begann, sie zu streicheln und diese nach Rosenseife duftende Brust zu küssen, ließ sie die Arme hängen und warf den Kopf in den Nacken.
    Er streifte ihr nicht den Bademantel ab – es war ihm ein Triumph, Virginia in Ljubas Kleidung zu lieben.
    Warum lasse ich das zu? dachte Virginia und dehnte sich unter seinen Küssen. Warum tue ich das? Ric,

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